Mit einem politischen Paukenschlag hat Robert F. Kennedy Jr., Gesundheitsminister der Vereinigten Staaten, das komplette Impfberatungsgremium der CDC entlassen – ein Schritt, der selbst in der aufgeladenen Atmosphäre der US-Gesundheitspolitik als beispiellos gilt. Die Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP), jahrzehntelang das Rückgrat evidenzbasierter Impfempfehlungen, wurde mit einem Federstrich aufgelöst. 17 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, allesamt unter der Biden-Regierung berufen, wurden ohne Vorwarnung entlassen. Kennedy kündigte an, das Gremium binnen zwei Wochen mit eigenen Kandidaten neu zu besetzen.
„Ein kompletter Neuanfang ist notwendig, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Impfstoffwissenschaft wiederherzustellen“, schrieb Kennedy in einem Gastbeitrag im Wall Street Journal – und ließ keinen Zweifel daran, dass es sich um einen politischen Befreiungsschlag handelt.
Die Reaktionen aus der Fachwelt sind heftig. Dr. Tom Frieden, ehemaliger CDC-Direktor, warnte vor einem „gefährlichen Präzedenzfall“, der Millionen Menschen den Zugang zu Impfungen erschweren könnte. Dr. Georges Benjamin, Direktor der American Public Health Association, sprach gar von einem „Staatsstreich gegen die Wissenschaft“.
„Das ist nicht, wie eine Demokratien und die Gesundheit der Nation funktionieren kann. Auch innerhalb des Gremiums herrscht Fassungslosigkeit. Dr. Noel Brewer, Verhaltensforscher an der University of North Carolina, erhielt die Entlassungsnachricht per E-Mail – ohne Begründung. „Bis gestern galten die Empfehlungen des ACIP als Goldstandard. Heute ist alles ungewiss.“
Kennedy hatte bei seiner Bestätigung im Senat zugesichert, das Gremium nicht zu entmachten. Nun spricht selbst Senator Bill Cassidy, ein republikanischer Arzt, von einem Vertrauensbruch:
„Die Angst ist real, dass das neue Komitee mit Leuten besetzt wird, die nichts über Impfstoffe wissen – außer Misstrauen.“
Die Webseite des ACIP wurde am Montagabend gelöscht. Wer die Nachfolger sein werden, bleibt unklar. Klar ist nur: Die nächste Sitzung soll in zwei Wochen in Atlanta stattfinden – mit neuen Gesichtern, neuer Agenda und einem neuen Kurs, der das Land spalten könnte.