Es gibt viele Wege, in die Geschichte einzugehen. Manche erkämpfen sich ihren Platz durch Mut, andere durch Wortgewalt. Donald Trump jedoch hat sich für den schwersten Weg entschieden: durch die Frisur. Es ist eine architektonische Meisterleistung aus Haarspray, Eitelkeit und Trotz – und laut Biograf Michael Wolff nicht weniger als Teil einer bewussten Strategie. Eine Art visuelles Kriegsbeil, das Trump seinem Erzfeind Joe Biden entgegenstreckt.
„Er sieht grau aus“, zitiert Wolff den Präsidenten über Biden. „Seine Haare – was davon übrig ist – sind grau. Die Haut ist grau. Die Anzüge sind grau.“ Und dann der Trump’sche Triumphsatz: „Niemand sieht ihn. Jeder bemerkt mich.“ Eine These, die sich empirisch kaum widerlegen lässt. Wenn beide nebeneinander stehen – wer sticht hervor? Der Mann mit dem schiefen Kragen, dem viel zu langen Schlips und dem toupierten Haar, das wirkt, als wäre es von einem trotzkistischen Windstoß der 80er-Jahre geformt worden. Oder der eher durchschnittlich alternde Biden, dem selbst seine eigenen Enkel keine Like-Quote garantieren können?
Michael Wolff, der mit Fire and Fury, Siege, Landslide und zuletzt All or Nothing bereits ein eigenes Trump-Regal füllt, nennt das Phänomen beim Namen: „Er sieht so aus, weil er glaubt, dass das ein effektiver Look ist.“ Ein Satz, so einfach wie vernichtend. Die Frisur – kein Unfall, sondern eine Waffe. Kein peinliches Relikt aus besseren Tagen, sondern ein bewusst gewähltes Markenzeichen. Ein Sturmhaubenersatz, der in jeder Talkshow funktioniert.
Und Trump weiß das. Schon 2006, behauptet Stormy Daniels in ihrem Buch Full Disclosure, habe er ihr anvertraut, dass sein Haar „lächerlich“ sei. „Jeder Promi-Stylist will es richten“, habe er gesagt. Aber er lehne dankend ab. Warum? Weil jeder Versuch, es zu verändern, ein Affront gegen all jene wäre, die leer ausgingen. „Ich kenne viele Leute, die würden töten, um das zu machen. Die Besten. Die Besten der Besten.“ Man sieht ihn förmlich vor sich, wie er das sagt – zwischen zwei Cheeseburgern und einem Fox-News-Einspieler.
Die These der Haarmagie ist nicht neu – aber sie bekommt neue Nahrung. In der Doku Stormy erinnert sich Schauspieler Seth Rogen an ein Gespräch mit Daniels, in dem sie erklärte, Trump glaube, seine „Macht“ sei an sein Haar gebunden. Wer die Haare verliert, verliert auch die Größe, die Strahlkraft, den Präsidentenbonus. Eine Annahme, wie sie sonst nur in Legenden von Samson oder Werbespots von Alpecin vorkommt – aber im Fall Trump offenbar staatsphilosophische Gültigkeit besitzt.
Rogen sagt es so: „Auch wenn er weiß, dass es lächerlich ist und objektiv keine Kriterien einer tragbaren Frisur erfüllt – für ihn ist das besser, als es zu schneiden. Denn er ist abergläubisch.“ Das ist keine Eitelkeit. Das ist Religion.
Was sich als Satire liest, ist also Staatsräson. Trump bekämpft die Zeit mit Goldspray, den Bedeutungsverlust mit Volumenfestiger. Das Weiße Haus mag einst das Symbol der amerikanischen Demokratie gewesen sein – heute ist es vor allem ein Friseursalon ohne Exit-Strategie. Wolff fasst es nüchtern zusammen: „Sein gesamter Auftritt ist kalkuliert.“ Das ist die hässliche Wahrheit: Nichts an Trump ist zufällig. Nicht das Haar, nicht der Zorn, nicht einmal die absurden Wutausbrüche über Harvard.
Denn während das Land über Inflation, Krieg und Entführungen diskutiert, tobt Trump auf Truth Social über ein Gerücht, er sei von Harvard abgelehnt worden. „Diese Geschichte ist völlig FALSCH. Ich habe mich nie bei Harvard beworben.“ Was folgt: Selbstbeweihräucherung, Verbalinjurien, der gewohnte Mix aus Trotz und Caps Lock. Harvard ist damit nicht nur eine Universität – es ist ein Trauma.
Was bleibt, ist ein Bild, das sich eingebrannt hat in die Netzhaut der Welt: Ein Mann, der sich weigert, älter zu werden – nicht durch Fitness, sondern durch Frisur. Ein Präsident, der sich nicht über Taten definiert, sondern über das Echo, das sein Kopf in der Öffentlichkeit hinterlässt. Und eine Nation, die lernen muss, dass politische Macht nicht immer in Institutionen wohnt – sondern manchmal im Haarschaum.
Amerika hat einen Anführer, der sich nicht rasiert, sondern stilisiert.
Nicht regiert – sondern toupiert.
Nicht altert – sondern trotzt.
Und alles beginnt – am Haaransatz.
Ein Land im Würgegriff einer Frisur.
Willkommen in der Ära Trump 2.0
Seine Frisur ist schlimm – sein orangener Selbstbräuner mit Rand zur kalkweißen Haut ist sogar noch schlimmer. Am schlimmsten ist, dass wir ihn alle ertragen müssen
ein ekelhafter und schmieriger kerl, da ist jede ehefrau nur zu bedauern