Kindergarten auf Staatsniveau – Wie Elon Musk und das Trump-Lager ihre toxische Männlichkeit auf offener Bühne zerlegen

VonRainer Hofmann

Juni 6, 2025

Ein politisches Kammerspiel in fünf Akten – geschrieben in Sprache, nicht aus Papier, sondern aus Stahl.

Es gibt Tage, da fragt man sich nicht mehr, wer hier eigentlich regiert – sondern wer hier mit wem spielt. Nicht mit Macht, sondern mit Eitelkeit. Nicht mit Verantwortung, sondern mit Groll. Elon Musk hat Stephen Miller auf X entfolgt. Das wäre in normalen Zeiten bestenfalls ein winziges Detail aus dem Maschinenraum der Klatschspalten. Doch in der Gegenwart einer Trump-Regierung, die wie ein schlecht geschriebener Roman immer wieder in den Boulevard kippt, ist es ein politisches Symptom. Und ein Signal. Denn es ist nicht nur irgendein Unfollow. Es ist das Ende einer Allianz – und der Anfang einer Demütigung. Der reichste Mann der Welt nimmt dem Vordenker des weißen Nationalismus nicht nur das soziale Siegel der Nähe – er nimmt ihm, nach allem, was bisher bekannt ist, auch dessen Frau. Katie Miller, langjährige Sprecherin der Trump-Administration, zuletzt im berüchtigten DOGE-Ministerium für „Staatsverschlankung“ tätig, verlässt das Weiße Haus und heuert direkt bei Elon Musk an. In leitender Funktion. Inklusive Kontrolle über die Außenkommunikation von Tesla, SpaceX – und, wie man hört, auch über Musks persönliches Messaging.

Miller, der Mann, der einst Familien an der Grenze trennte, hat nun selbst ein politisches Familienproblem. Denn auch wenn er Musk weiter auf X folgt – Musk folgt nicht mehr zurück. Und das in einer Administration, in der Loyalität wichtiger ist als Gesetz, und Sichtbarkeit mehr zählt als Substanz.

„Ich war immer überrascht, dass Biden das nicht getan hat“, schrieb Donald Trump auf Truth Social – gemeint war die Streichung sämtlicher Regierungsverträge mit Musk. Milliarden und Abermilliarden, die SpaceX für NASA-Projekte erhält. Ein Präsident, der seine Gunst verschenkt und entzieht wie Spielmarken in einem Kindercasino. Der Satz wirkte wie eine Eruption: Die Tesla-Aktie verlor binnen Stunden über 14 Prozent ihres Wertes. 150 Milliarden Dollar verpufften in Rauch. Kein Skandal, kein Rückruf, kein Wirtschaftscrash – nur ein Präsident, der sich rächt.

Und Musk? Der nannte Trumps Haushaltsgesetz schlicht ein „disgusting monstrosity“. Ein abstoßendes Monstrum. Ein Stück Gesetzgebung, so groß wie die Egos seiner Urheber – und ebenso leer. In dieser Replik lag alles: Bruch, Wut, Machtverlust. Dass sich Musk damit selbst ins Visier rückt, scheint ihm gleichgültig. Oder Ausdruck eines neuen Selbstverständnisses: „Ich schulde niemandem etwas“ – so oder so ähnlich lässt sich sein Auftritt derzeit deuten.

In den sozialen Netzwerken geht das Drama weiter – und tiefer. Denn die Personalie Katie Miller ist nicht nur ein Karrierewechsel, sondern Teil einer wuchernden Erzählung, die mittlerweile selbst Verschwörungstheoretiker verstummen lässt. Auf Telegram, X und Reddit kursieren Gerüchte über eine „Throuple“-Beziehung: Elon Musk, Stephen Miller, Katie Miller. Ein Macht-Dreieck aus Kontrolle, Nähe, Eifersucht. Nichts davon ist belegt, vieles grotesk. Aber in einer politischen Realität, in der einst Steve Bannon das Weiße Haus betrat wie ein Schamane des Chaos, scheint selbst das nicht mehr abwegig.

Die Stille der Beteiligten wirkt dabei fast lauter als jedes Dementi. Weder Musk noch das Ehepaar Miller äußern sich zu den Spekulationen. Vielleicht, weil sie es nicht müssen. Vielleicht, weil der Skandal längst seine eigene Dramaturgie gefunden hat. Und weil in dieser Regierung nicht das Dementi zählt – sondern das Meme.

Stephen Miller hat mit Katie Miller nicht nur eine Frau, sondern ein Symbol verloren. Denn sie war nicht irgendeine Sprecherin – sie war Trägerin eines Trump-Kerns: diszipliniert, ideologisch fest, gnadenlos in der Rhetorik. Wenn jemand wie sie das Weiße Haus verlässt, um für einen Mann zu arbeiten, der öffentlich gegen die Regierung schießt, dann ist das mehr als ein beruflicher Wechsel. Es ist ein Zeichen.

Und Trump? Der wirkt plötzlich, als wäre er nur noch Zuschauer im eigenen Kabinett. Seine Reaktion, die Verträge mit Musk zu kappen, gleicht nicht strategischem Kalkül – sondern verletzter Eitelkeit. Als hätte jemand in sein Spielzimmer eingegriffen. Als ginge es nicht um Milliarden, sondern um Besitz. Um Dominanz. Um einen verlorenen Wettbewerb unter Männern, deren Egos größer sind als ihre politischen Visionen.

Was bleibt?
Ein Präsident, der seine Macht wie ein beleidigtes Kind einsetzt.
Ein Milliardär, der sich aus dem Netz seiner eigenen Loyalitäten befreit. Ein ideologischer Architekt, der spürt, wie ihm das Fundament weggezogen wird. Und eine Öffentlichkeit, die all das sehen muss – als wäre es normal. Es ist nicht normal. Es ist ein Affront. Gegen politische Vernunft, gegen staatliche Verantwortung, gegen jedes Mindestmaß an Integrität. Diese Regierung wirkt nicht wie ein Kabinett – sie wirkt wie ein Klassenzimmer. Nur ohne Aufsicht. Und mit sehr, sehr teuren Spielsachen.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
0
Would love your thoughts, please comment.x