Ochopee, Florida – Es war ein heißer, drückender Tag in den Everglades, als sich Hunderte von Menschen entlang des Tamiami Trail versammelten – einem Highway, der sich durch das Herz eines der fragilsten Ökosysteme Nordamerikas zieht. Was sie vereinte, war mehr als nur Sorge um die Umwelt. Es war Wut. Es war Scham. Und es war ein Gefühl tiefer Ohnmacht angesichts eines Projekts, das wie ein politischer Fiebertraum wirkt: Ein Abschiebelager mitten im Sumpf, umgeben von Alligatoren, auf heiligem Land. „Alligator Alcatraz“ – so nennen Einheimische inzwischen das Gefangenenlager, das derzeit auf dem Gelände des Dade-Collier-Übungsflughafens errichtet wird. Unter Umgehung von Ausschreibungsregeln und Umweltstandards treibt Gouverneur Ron DeSantis den Bau mit Notstandsdekreten voran. 5.000 Betten sollen dort entstehen – in Zelten und mobilen Containern, abgeschirmt vom Rest der Welt durch Sümpfe, Schlangen, Krokodile – und Ignoranz.
Die Bilder sind verstörend. LKWs mit Baustoffen rollen über die empfindliche Landschaft, während Kinder Schilder hochhalten: „Dies ist unser Zuhause. Nicht euer Gefängnis.“ Ureinwohner der Miccosukee und Seminole Nation sprechen von Entweihung – der Flughafen liegt mitten im Gebiet von 15 traditionellen Dörfern, inmitten von Zeremonialplätzen und Grabstätten. Gary Wilcox von der American Indian Movement segnete die Protestierenden mit Rauch und Gebeten. Was die Regierung baue, sei kein Gefängnis, sondern ein Frevel. DeSantis indes gibt sich unbeeindruckt. „Wenn jemand flieht – es gibt genug Alligatoren“, sagte er zynisch auf einer Pressekonferenz. Es war kein Witz. Es war die neue Rhetorik: Abschreckung durch Wildnis, Straflager unter tropischem Himmel, Migration als Sicherheitsrisiko – und der Rechtsstaat als Störfaktor.

Auch ökologische Gruppen schlagen Alarm. Der Bau, so sagen sie, gefährdet nicht nur bedrohte Arten wie den Florida-Panther, sondern untergräbt die hydrologische Stabilität der Everglades – ein fein austariertes System, in dem jede Störung weitreichende Folgen hat. „Wir sehen Ölspuren auf der Straße, Abgase in der Luft, Lichtverschmutzung in einem internationalen Sternenhimmel-Schutzgebiet“, klagt Jessica Namath, Gründerin von Floridians for Public Lands. „Was hier geschieht, ist der Totalschaden eines politischen Realitätsverlustes.“ Die Regierung nennt das Lager eine „logistische Zwischenstation für Massenabschiebungen“. Doch was hier errichtet wird, ist ein Symbol. Ein Ort, an dem Verzweiflung institutionalisiert wird. Wo Migration nicht mehr als Menschenrecht, sondern als Delikt behandelt wird. Und wo ein Staat beginnt, seine Grundwerte im Morast zu versenken.