Eine WARNUNG sei hier ausgesprochen:
Das Material dokumentiert extreme Formen von Entwürdigung im Gefängniskomplex CECOT in El Salvador. Es ist nichts für schwache Nerven – und doch ein unverfälschter Spiegel dessen, was geschieht, wenn Menschen nicht mehr als Individuen, sondern nur noch als Bedrohung und Statistik erscheinen. Ein Teil der Videoaufnahmen, auf die sich dieser Text stützt, stammt aus dem berüchtigten Gefängniskomplex CECOT und wurde teilweise verdeckt aufgezeichnet. Sie zeigen dicht gedrängte Körper, eine Hölle auf Erden, Menschen, die wie Waren aufgereiht sind. Als der Präsident verkündete, dass rund 139.000 Menschen abgeschoben worden seien, sprach Thomas Homan von „guten Zahlen“. Homan, der bereits unter Trump 1.0 als kommissarischer Direktor von ICE diente, ist die Verkörperung eines Abschiebestaats: ein Technokrat der Härte, der Einwanderung nicht als menschliche Realität, sondern als „Sicherheitsproblem“ behandelt. Jetzt, zurück an der Macht unter Trump 2.0, präsentiert er Deportationsstatistiken wie ein Controller seine Bilanz – ohne jeden Blick für das menschliche Drama dahinter.
Die Zahl – eine nüchterne Excel-Zeile – scheint mehr zu zählen als das Schicksal derer, die sie repräsentiert: Arbeiter, Mütter, Kinder, Alte. Mindestens 75 Prozent der Abgeschobenen, so geht aus Recherchen und Berichten von Menschenrechtsorganisationen hervor, hatten keine Vorstrafen, keine Bandenverbindungen, keine Anklagen – nur das Pech, am falschen Ort geboren zu sein. In einem Land, das einst stolz war auf den Satz „Give me your tired, your poor, your huddled masses“, herrscht unter Donald Trump ein neuer Imperativ: zählen, vertreiben, vergessen. Während die Regierung Statistiken feiert, sickern aus Abschiebezentren Bilder an die Öffentlichkeit, die kaum zu ertragen sind. Verdeckte Aufnahmen aus dem CECOT zeigen nicht nur das Resultat exzessiver staatlicher Gewalt – sie entlarven eine Ideologie, in der der Mensch nur noch als Risiko oder Ressource existiert.
Was die Kameras aus dem Inneren dieses Systems zeigen, lässt sich nicht länger leugnen: Gesichter, gezeichnet von Angst. Körper, übereinandergestapelt in grellem Neonlicht. Eine Welt, in der Würde nur noch ein flüchtiger Schatten ist. Alle unsere Recherchen werden nächste Woche gebündelt und dem Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) übergeben – inklusive aufgezeichnetem Beweismaterial aus dem CECOT in El Salvador. Ziel ist die Weitergabe an den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte (Corte Interamericana de Derechos Humanos, I/A Court HR) mit Sitz in San José, Costa Rica. Als höchstes rechtsprechendes Organ der OAS im Bereich Menschenrechte ist er dafür zuständig, die schwersten Verstöße auf dem amerikanischen Kontinent zu ahnden – auch dann, wenn sie im Schatten stattfinden.