Amerikas “Rechter Import”

VonRainer Hofmann

Mai 11, 2025

Wie Trumps USA Südafrikas Rechtsextreme willkommen heißt

Wochenlang haben wir recherchiert – Gespräche geführt, Dokumente ausgewertet, Netzwerke durchleuchtet. Das Bild, das dabei entstand, ist ein erschreckendes: eine groteske, gefährliche Realität, in der die Trump-Administration weiße Südafrikaner als „verfolgte Flüchtlinge“ in die Vereinigten Staaten holt. Doch was sich als humanitäre Geste tarnt, ist in Wahrheit ein gezielter politischer Schachzug – ein Import rechter Ideologie, maskiert als Rettungsaktion.

Es beginnt wie ein düsterer Witz: Die Trump-Administration holt weiße Südafrikaner als „verfolgte Flüchtlinge“ in die Vereinigten Staaten. Doch unsere wochenlangen Recherchen zeigen ein erschreckendes Bild – eines, das weit über das Narrativ der „verfolgten Christen“ hinausgeht. Es ist die Geschichte eines beispiellosen politischen Manövers, eines gezielten Imports von Rechtsextremen, die in den USA als neue Wählerbasis für die MAGA-Bewegung aufgebaut werden sollen.

„Flüchtlinge“ oder Rassisten-Kontingent?

In Washington spricht man von „Schutz“ – Schutz, (siehe Artikelfoto der angeblich Schutzlosen), für eine angeblich verfolgte Minderheit. Es sind Afrikaaner, die Nachfahren niederländischer und französischer Siedler, die seit Jahrhunderten in Südafrika leben. Sie gehören zu den wirtschaftlich privilegiertesten Gruppen des Landes, sind Unternehmer, Regierungsmitglieder und Kirchenführer. Ihre Sprache – Afrikaans – ist eine der Amtssprachen Südafrikas, ihre Kultur ist tief in der Gesellschaft verwurzelt. Doch nun werden sie als „Opfer“ einer schwarzen Regierung dargestellt, die sie angeblich diskriminiere.

Die Realität spricht eine andere Sprache. In Südafrika sind Gewaltverbrechen ein tragisches Alltagsphänomen. Doch sie betreffen Schwarze und Weiße gleichermaßen. Die „Farmmorde“, auf die Trump und sein südafrikanischer Berater Elon Musk hinweisen, sind Teil eines größeren Problems der ländlichen Kriminalität. Es gibt keine Beweise für eine systematische Verfolgung weißer Südafrikaner. Was es jedoch gibt, ist eine organisierte Bewegung, die diese Erzählung als politisches Instrument nutzt.

AfriForum: Die rechten Drahtzieher

Im Zentrum dieser Bewegung steht AfriForum – eine südafrikanische Organisation, die sich als Bürgerrechtsgruppe der Afrikaaner präsentiert, aber von Kritikern als rechtsextrem eingestuft wird. AfriForum hat aktiv Lobbyarbeit in den USA betrieben, um auf die angebliche Verfolgung weißer Südafrikaner aufmerksam zu machen.

Bereits 2018 reisten Kallie Kriel, CEO von AfriForum, und sein Stellvertreter Ernst Roets in die USA, um ihre „Botschaft“ direkt an Mitglieder der Trump-Administration zu überbringen. Sie trafen unter anderem den damaligen Nationalen Sicherheitsberater John Bolton und traten in der Fox-News-Sendung „Tucker Carlson Tonight“ auf. Dort verbreiteten sie die Erzählung eines „weißen Genozids“, der in Südafrika stattfinde.

Unterstützt wurden sie dabei von Elon Musk, dem südafrikanisch-amerikanischen Milliardär und engen Berater von Trump. Musk selbst hat wiederholt behauptet, dass weiße Farmer in Südafrika diskriminiert würden – eine Behauptung, die in den USA von Trumps Unterstützern begeistert aufgegriffen wurde.

Doch hinter der Fassade von AfriForum verbirgt sich ein noch düsteres Netzwerk. Viele der weißen Südafrikaner, die nun in die USA geholt werden, haben Verbindungen zur Afrikaner Weerstandsbeweging (AWB) – einer rechtsextremen, neonazistischen Organisation, die 1973 von Eugène Terre’Blanche gegründet wurde. Die AWB kämpfte in den 1980er und 1990er Jahren mit Waffengewalt gegen das Ende der Apartheid. Ihre Mitglieder verübten Bombenanschläge, politische Morde und bewaffnete Überfälle.

Der „Boerestaat“, den die AWB forderte – ein unabhängiges, rein weißes Siedlungsgebiet für Afrikaaner – ist bis heute ein Traum in den Köpfen vieler ihrer Anhänger. Obwohl die Organisation nach dem Ende der Apartheid an Bedeutung verlor, blieb sie aktiv und nutzte soziale Medien zur Rekrutierung neuer Mitglieder.

Und nun sind es eben diese Menschen – Mitglieder und Sympathisanten einer neonazistischen Bewegung –, die als „Flüchtlinge“ in die USA kommen. Sie bringen ihre Ideologie mit. Sie sind nicht nur Opfer eines Mythos – sie sind selbst ein Mythos, die lebendige Verkörperung einer rassistischen Erzählung, die nun in Amerika Wurzeln schlägt.

Ein geheimer Plan und eine amerikanische Inszenierung

Doch wie kam es dazu? Unsere Recherchen enthüllen ein Netzwerk aus politischen Strippenziehern, das gezielt daran arbeitete, diese Einwanderung zu organisieren. Im Zentrum steht Stephen Miller, Trumps Chefberater und Architekt der Einwanderungspolitik. Miller, selbst bekannt für seine rechtsradikalen Ansichten, war derjenige, der das Flüchtlingsprogramm für weiße Südafrikaner vorantrieb. Er nannte ihre Situation „klassische Verfolgung aufgrund einer geschützten Eigenschaft – in diesem Fall Rasse“.

In der US-Botschaft in Pretoria wurden spezielle Interviews mit potenziellen Flüchtlingen geführt – Afrikaanern, die gezielt ausgewählt wurden. Während Flüchtlingsprogramme für andere gefährdete Gruppen – Muslime, Schwarze, Lateinamerikaner – eingeschränkt oder ausgesetzt wurden, öffneten sich die Türen für weiße Südafrikaner.

Leo Brent Bozell III – ein Mann, dessen Name für Rassismus, rechte Propaganda und rechtsextreme Netzwerke steht. Im Jahr 2011 nannte er Barack Obama in einem Fernsehinterview einen „skinny ghetto crackhead“. In den 1980er Jahren unterstützte er aktiv die „Coalition Against ANC Terrorism“, eine Gruppe, die gegen den African National Congress und die Anti-Apartheid-Bewegung kämpfte.

Sein Sohn, Leo Brent Bozell IV, wurde wegen seiner Teilnahme am Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 verurteilt. Und nun ist dieser Mann der neue US-Botschafter in Südafrika – ein Mann, der Verbindungen zu rechtsextremen Netzwerken hat, die sich bis in die USA erstrecken.

Was bleibt, ist eine bittere Wahrheit: Die Trump-Administration holt keine „Flüchtlinge“ – sie importiert eine rechtsextreme Wählerbasis. Afrikaaner, die als Opfer einer Verfolgung inszeniert werden, sind in Wirklichkeit eine politisch ideologische Verstärkung für Trumps MAGA-Bewegung.

Es ist ein Export des Hasses, ein Import des Rassismus. Menschen, die in Südafrika für weiße Vorherrschaft kämpften, erhalten nun in den USA Zuflucht – und könnten bald als neue Wähler für Trump stimmen.

Und während Washington ein Bild von „verfolgten Christen“ malt, zeigt unsere Recherche ein anderes Bild: Neonazis im Flüchtlingsgewand, die das Land betreten. Ein politischer Schachzug, ein makabres Spiel mit der Angst. Ein Naziimport – in Trumps Amerika.

(Bild The Kaizen Blog)

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