Es war nur ein Wort: „Richtig!“ Doch es reichte, um ein politisches Bekenntnis in seiner Klarheit zu zeigen, wie man es selten sieht. Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag, kommentierte damit den Angriff Richard Grenells auf Friedrich Merz. Ein kurzer Tweet, ein eindeutiges Signal: Die AfD weiß, wo sie steht. Und Grenell offenbar auch.
Richard Grenell, ehemaliger US-Botschafter in Deutschland und bekennender Trump-Vertrauter, schrieb am 4. Juni: „Merz’ doppelzüngiges Gerede sollte in dieser Woche in den USA öffentlich gemacht werden. Sei klar, Friedrich. Deutsche und Amerikaner wollen authentische Führungspersönlichkeiten – Transparenz ist entscheidend.“ Und Alice Weidel antwortet: „Richtig!“

Die Symbolik dieses Austauschs ist nicht zu unterschätzen. Während sich CDU-Chef Friedrich Merz zwischen rechter Rhetorik und staatsmännischer Pose windet, machen Grenell und Weidel klar, was sie erwarten: klare Fronten, ein Bekenntnis zu „America First“, zu autoritärer Klarheit, zu dem, was man inzwischen als transatlantischen Rechtspopulismus bezeichnen muss. Grenells Vorwurf ist nicht einfach Kritik – es ist ein Ultimatum an die deutsche Rechte: Entweder du sprichst unsere Sprache, oder du gehst unter. Dass die AfD dieses Spiel sofort aufgreift, verwundert nicht. Sie hat Grenell nie als Diplomaten verstanden, sondern immer als Lautsprecher der eigenen Sache. Schon während seiner Zeit als Botschafter machte Grenell Schlagzeilen mit Angriffen auf die deutsche Iran-Politik, mit offener Parteinahme für rechtskonservative Bewegungen in Europa – und mit einem Ton, der besser zu Fox News als in ein Botschaftsgebäude passte.
Nun ist Grenell wieder da. Nicht mehr als offizieller Vertreter der USA, aber als ideologischer Exporteur. Und er weiß genau, welche Knöpfe er drücken muss: die Sehnsucht nach Überlegenheit, das Ressentiment gegen „Mainstream“, die kalkulierte Wut auf Differenz. Seine Worte gegen Merz sind eine Einladung an alle, die sich nach weniger Demokratie und mehr Disziplin sehnen. Und die AfD nimmt sie dankbar an. Der Fall zeigt: Während Grenell CDU-Politiker öffentlich zur Klarheit zwingt, reiht sich die AfD ein, um daraus politisches Kapital zu schlagen. Es ist ein Lehrstück darüber, wie Rechtspopulismus transatlantisch orchestriert wird. Und es ist ein alarmierendes Signal an alle, die noch glauben, man könne mit Halbsätzen und inhaltsleeren Kompromissen gegen diesen Block bestehen. Denn wer in dieser Debatte noch schweigt, der hat sich längst entschieden: für die Taktik, gegen die Haltung. Für das Lavieren, gegen das Erklären. Für die Angst vor Stimmenverlust – und gegen die Wahrheit. Die AfD spricht Klartext. Und Grenell auch. Bleibt die Frage: Wann traut sich Friedrich Merz?