Einen Tag vor dem amerikanischen Unabhängigkeitstag wurde im nordfranzösischen Roubaix ein neues Wandgemälde enthüllt – und es ist ein stiller Aufschrei gegen Heuchelei und verlorene Ideale. Die niederländische Künstlerin Judith de Leeuw zeigt die Freiheitsstatue mit verhülltem Gesicht, die Hände vors Gesicht geschlagen – als ob sie die Welt, die sie einst inspirieren sollte, nicht mehr ertragen kann.
„Roubaix hat eine große Migrantenbevölkerung, und viele leben unter extrem schwierigen Umständen“, sagt de Leeuw. „Die Werte, für die die Statue einst stand – Freiheit, Hoffnung, das Recht, man selbst zu sein – sind für viele verloren gegangen.“
Das Werk ist mehr als ein Kunstprojekt. Es ist ein Mahnmal. In einer Stadt, in der Armut, Ausgrenzung und Perspektivlosigkeit zum Alltag gehören, richtet es sich gegen die Diskrepanz zwischen westlicher Rhetorik und realem Leben. Dass das Bild ausgerechnet am Vorabend des amerikanischen Nationalfeiertags präsentiert wurde, wirkt wie eine gezielte, stille Anklage. Und wie eine bittere Erinnerung daran, dass Symbole ohne Gerechtigkeit nichts bedeuten.