„Ich könnte es tun, ich könnte es lassen – niemand weiß, was ich tun werde.“ Mit diesem Satz, ausgesprochen vor Reportern im Weißen Haus, hat US-Präsident Donald Trump erneut klargemacht, dass Amerikas Rolle im eskalierenden Konflikt zwischen Israel und Iran vor allem eines ist: ein taktisch eingesetztes Rätsel. Während die Welt auf eine Entscheidung wartet, ob die USA sich militärisch aktiv in den Nahostkrieg einschalten, betreibt Trump eine Form der Außenpolitik, die weniger durch Strategie als durch Inszenierung bestimmt scheint. Doch der Preis für diese kalkulierte Ungewissheit könnte hoch sein. Denn die Spannungen wachsen – nicht nur im Nahen Osten, sondern auch im Inneren der amerikanischen Machtzentren. Irans oberster Führer warnte am Mittwoch eindringlich, dass jede direkte Beteiligung der USA an den israelischen Luftangriffen auf iranisches Territorium mit „harter Vergeltung“ beantwortet würde. Um Irans unterirdische Atomanlagen ernsthaft zu treffen, wären bunkerbrechende Bomben nötig – und diese müssten von amerikanischen Flugzeugen abgeworfen werden. Trump selbst äußerte sich dazu nur ausweichend – und überließ den Rest der Spekulation.
Hinter den Kulissen aber laufen bereits konkrete Vorbereitungen: Der US-Botschafter in Israel, Mike Huckabee, kündigte an, dass Amerikaner aus Israel per Flugzeug und Kreuzfahrtschiff evakuiert werden sollen. Ein Sonderstab im State Department sei aktiv, rund 700.000 US-Bürger befinden sich derzeit in Israel, viele davon mit doppelter Staatsbürgerschaft. Auch in anderen Ländern der Region, darunter Iran, halten sich Tausende Amerikaner auf. Und während diplomatische Kanäle offenbar stillstehen – Iran bestreitet, Unterhändler nach Oman geschickt zu haben, obwohl Flugzeuge dorthin starteten – machen sich konservative Kräfte in Washington bereit, notfalls auch ohne Verhandlungslösung zu handeln. In Dubai machte der republikanische Abgeordnete Zach Nunn deutlich, dass für ihn Diplomatie und Abschreckung Hand in Hand gehen müssen. „Wenn die Iraner sich weigern, ihren Weg zum Frieden zu wählen, dann hat Amerika die Fähigkeit, ihr Atomprogramm für sie zu beenden“, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Gleichzeitig betonte sein demokratischer Kollege Brad Schneider, dass ein atomar bewaffneter Iran ein „existenzielles Risiko“ sei.
Während sich die überparteiliche Delegation aus vier US-Kongressabgeordneten – zwei Demokraten, zwei Republikaner – mit Verbündeten am Golf trifft, äußern sich auch Irans Stellvertreter-Milizen zunehmend kompromisslos. Die Huthi-Miliz im Jemen kündigte an, ihre Angriffe auf Israel fortzusetzen – solange der „Angriff auf Gaza“ nicht ende. Huthi-Chef Mahdi al-Mashat erklärte, man werde die Unterstützung der Palästinenser „unabhängig von den Opfern“ fortsetzen. Die Huthis gelten als letzter aktiver Bestandteil des iranischen „Widerstandsblocks“, der regelmäßig Raketen auf Israel abfeuert und auch den Schiffsverkehr im Roten Meer behindert. Trump jedoch schweigt weiter zu einer zentralen Frage: Wird er den Befehl zum Schlag gegen iranische Ziele geben – oder lässt er es bei Andeutungen und Aufmärschen? Seine Gegner werfen ihm Zögern vor, seine Anhänger nennen es kluge Unberechenbarkeit. Sicher ist nur: Mit jedem Tag wächst die Gefahr, dass Rhetorik und Realität sich nicht mehr auseinanderhalten lassen. Und dass sich in dieser Lage ausgerechnet der amerikanische Präsident auf „Niemand weiß, was ich tun werde“ verlässt, ist ein beunruhigendes Signal an eine Welt, die nicht auf Tweets, sondern auf Entscheidungen wartet.