Hannibal Lecter als Wahlkampfhilfe – Trumps gefährliches Spiel mit Angst und Spott

VonRainer Hofmann

Juni 26, 2025

Es war eine jener Aussagen, bei denen man kaum noch zwischen Zynismus und kalkulierter Panikmache unterscheiden kann: „Menschen aus Nervenheilanstalten und Irrenhäusern. Wisst ihr, was das ist? Ein Irrenhaus ist eine Nervenheilanstalt auf Steroiden. Während des Wahlkampfs habe ich über den großen, unvergesslichen Hannibal Lecter gesprochen.“ Mit dieser Bemerkung versuchte Donald Trump in einer Rede seine restriktive Migrationspolitik zu rechtfertigen – und griff dabei zu einem rhetorischen Mittel, das längst zu seinem Markenzeichen geworden ist: Entmenschlichung durch Karikatur. Der Verweis auf Hannibal Lecter – ein fiktiver Serienmörder aus der Popkultur – ist mehr als eine geschmacklose Provokation. Es ist der Versuch, Migrant:innen, die in psychiatrischer Betreuung waren oder psychisch belastet sind, als existenzielle Bedrohung darzustellen. Ein „Irrenhaus auf Steroiden“ – diese Formulierung verharmlost nicht nur psychische Erkrankungen, sondern gießt auch Öl ins Feuer einer aufgeheizten Debatte, in der psychisch kranke Menschen immer wieder mit Gewalt, Unberechenbarkeit und Gefahr gleichgesetzt werden.

Trump: „Menschen aus Nervenheilanstalten und Irrenhäusern. Wisst ihr, was das ist? Ein Irrenhaus ist eine Nervenheilanstalt auf Steroiden. Während des Wahlkampfs habe ich über den großen, unvergesslichen Hannibal Lecter gesprochen.“ 😂😂😂

Trump suggeriert, dass die Vereinigten Staaten geradezu überrannt würden von unkontrollierbaren, gefährlichen Individuen – ohne Beweise, ohne Zahlen, ohne Rücksicht auf Menschenwürde oder Faktenlage. Die Wahrheit ist: Die meisten Menschen mit psychischen Erkrankungen stellen keine Gefahr für andere dar. Aber in Trumps Sprache wird aus menschlichem Leid ein Werkzeug politischer Mobilisierung. Und aus Fürsorge wird Furcht. Solche Aussagen erfüllen dabei eine doppelte Funktion: Sie radikalisieren das eigene Lager – und zwingen die politische Gegenseite zur Reaktion auf ein Niveau, das längst unterhalb demokratischer Debattenkultur liegt. Statt über Ursachen von Migration oder über Gesundheitsversorgung für Traumatisierte zu sprechen, diskutiert Amerika nun wieder über „Irrenhäuser“ und Serienkiller. Ein Triumph der Entgleisung – inszeniert mit dem kalkulierten Grinsen eines Mannes, der weiß, wie sehr ihm die moralische Verwüstung nützt.

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