Pete Hegseth erklärte vor dem Verteidigungsausschuss des Repräsentantenhauses, dass es „konkrete militärische Planungen zur Übernahme von Grönland und Panama“ gebe.
Am frühen Freitagmorgen begann Israel einen massiven Angriff auf Teheran – gezielt gegen das iranische Atomprogramm, mit tödlicher Präzision. Zwei hochrangige Militärs kamen ums Leben. Iran reagierte nur Stunden später mit über 100 Drohnen, die auf israelisches Gebiet zusteuerten. Der Nahe Osten steht am Rande eines Flächenbrands. Und Präsident Donald Trump? Er sieht sich nun mit genau jener Realität konfrontiert, der er im Wahlkampf entkommen wollte: einem ausländischen Krieg, den er nicht kontrollieren kann – aber auch nicht ignorieren darf.
Israel informierte die Trump-Regierung im Voraus über die geplanten Angriffe auf Iran und warnte vor heftiger Vergeltung. Die USA reagierten mit Evakuierungen von Botschaftspersonal und genehmigten die Ausreise von Militärangehörigen. Sondergesandter Steve Witkoff will trotz der Eskalation weiterhin nach Oman reisen, unklar ist jedoch, ob Iran an den Gesprächen teilnimmt. Der israelische Angriff auf Iran wird für Trumps Regierung zum ersten außenpolitischen Stresstest seit dem Amtsantritt im Januar – und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem im Inneren des Landes Unruhe herrscht: Für Samstag sind in Hunderten Städten Proteste angekündigt, ausgerechnet parallel zur gigantischen Militärparade in Washington, mit der die USA das 250-jährige Bestehen ihrer Armee begehen. Auch Trumps 79. Geburtstag fällt auf diesen Tag. Doch statt patriotischer Hochstimmung drohen Bilder einer tief gespaltenen Nation.
Außenminister Marco Rubio, der gleichzeitig auch als nationaler Sicherheitsberater fungiert, bemühte sich am Freitagvormittag um Distanz: Die USA seien nicht in die israelische Operation involviert gewesen. Die zentrale Priorität der Regierung sei der Schutz amerikanischer Truppen in der Region. Bereits im Vorfeld habe Washington damit begonnen, Angehörige von Diplomaten und Militärs aus dem Nahen Osten abzuziehen – auch weil man in internen Gesprächen von israelischer Seite vorgewarnt wurde. Israel habe mit heftiger iranischer Vergeltung gerechnet, berichten mehrere Regierungsvertreter.
Trump selbst äußerte sich in sozialen Medien früh am Freitag: „Ich habe Iran Chance um Chance für ein Abkommen gegeben.“ Wenig später legte er im Interview mit ABC News nach. Der Angriff sei „exzellent“ gewesen, sagte Trump – und kündigte unverhohlen weitere Angriffe an. „Sie wurden hart getroffen. Sehr hart. So hart, wie man nur getroffen werden kann. Und da kommt noch mehr. Viel mehr.“ Während Israel bereits Luftwaffenstützpunkte neu formiert, kündigte das Pentagon am selben Tag eine Reihe von Notfallplänen an – allerdings in einem ganz anderen Kontext: Verteidigungsminister Pete Hegseth erklärte vor dem Verteidigungsausschuss des Repräsentantenhauses, dass es „konkrete militärische Planungen zur Übernahme von Grönland und Panama“ gebe. Diese Aussage, kaum fassbar und vom Ausschuss mit Staunen quittiert, passt in ein größeres Muster militärischer Selbstermächtigung in Trumps zweiter Amtszeit.
Auch innenpolitisch eskaliert die Lage weiter. Erst gestern hatte ein Bundesrichter verfügt, dass Trump die Kontrolle über die Nationalgarde in Kalifornien an Gouverneur Gavin Newsom zurückgeben müsse – eine Reaktion auf den umstrittenen Einsatz bei den Protesten in Los Angeles gegen ICE-Razzien. Doch das Berufungsgericht des 9. Bezirks blockierte diese Anordnung prompt. Die Anhörung ist für Dienstag angesetzt. Bis dahin bleiben die Truppen in der Stadt – sichtbar, bewaffnet, symbolisch.
Unterdessen plant Trumps Sondergesandter Steve Witkoff weiterhin seine Reise nach Oman – dort sollten eigentlich Gespräche über das iranische Atomprogramm stattfinden. Doch es ist unklar, ob iranische Vertreter nach den jüngsten Angriffen überhaupt noch teilnehmen werden. Ein Versprechen Trumps lautete einst, Amerika aus den „ewigen Kriegen“ zu lösen. Nun steht er an der Schwelle zu einem neuen, der weder diplomatisch noch medial zu kontrollieren ist. Der Präsident, der sich stets als Deal-Maker inszenierte, hat den Tisch abgeräumt – und das Spiel beginnt von vorn. Nur diesmal mit echten Fronten.