Als der Jubel in Schreie umschlug – Der Horror von Liverpool

VonTamzee Zadah

Mai 27, 2025

Es war ein Tag, der in die Geschichte der Stadt Liverpool eingehen sollte: Zehntausende Fans hatten sich am Montag versammelt, um den Premier-League-Triumph ihres Vereins zu feiern – ein Titel, der zum zwanzigsten Mal in die Vitrine wanderte, ein Rekord, eine Stadt in Rot. Fahnen wehten, Rauch stieg auf, der Regen mischte sich mit Pyrotechnik. Auf den Straßen herrschte eine Freude, wie sie Liverpool seit dem Meistertitel 2020, als die Pandemie das Feiern verhinderte, nicht mehr erlebt hatte.

Doch dann kam die Stille. Und mit ihr das Chaos.

Ein grauer Minivan raste in eine Menschenmenge, die dem Spielerbus zujubelte. Augenzeugen berichten von einem „pop, pop, pop“ – dem Klang von Körpern, die auf die Motorhaube prallten. Die Szene wurde zur Katastrophe. Der Wagen überfuhr Menschen, schleifte sie meterweit mit. Mehr als 45 Menschen wurden verletzt, 27 mussten ins Krankenhaus, darunter vier Kinder. Zwei von ihnen schweben in Lebensgefahr.

Der Fahrer, ein 53-jähriger weißer Brite, wurde festgenommen. Die Polizei geht nicht von einem Terrorakt aus. Er soll allein gehandelt haben. Doch die Frage nach dem „Warum?“ bleibt. Noch hält sich Merseyside Police bedeckt, bittet um Zurückhaltung bei Spekulationen und warnt vor der Verbreitung verstörender Inhalte.

Was sich an jenem Tag in Liverpool abspielte, war mehr als nur ein Angriff auf eine Feier. Es war ein Angriff auf das Miteinander, auf das Gemeinsame, das in diesen Stunden die Stadt zusammenhielt. Peter Jones, ein Fan von der Isle of Man, sah sechs Menschen am Boden liegen. Ein anderer, Harry Rashid, war mit seiner Familie unterwegs, als der Van an ihm vorbeizog: „Er hat einfach weitergemacht. Es war grauenhaft.“

Rettungskräfte mussten das Fahrzeug anheben, um Menschen zu befreien. Ein Sanittäter, selbst im Dienst, wurde verletzt.

Premierminister Keir Starmer zeigte sich erschüttert und sprach den Betroffenen sein Mitgefühl aus. Der Verein Liverpool FC und die Premier League äußerten sich in knappen, aber bewegten Worten. „Unsere Gedanken sind bei den Betroffenen“, hieß es.

Die Bilder von jenem 26. Mai 2025 werden bleiben: von rot geschmückten Straßen, vom Rauch der Bengalos – und vom Verstummen des Jubels. Es war ein Tag des Triumphs. Und wurde zu einem Tag der Wunden. Ein Tag, an dem eine Stadt erneut ihre Resilienz zeigen muss. Möge sie nicht vergessen, aber nie zerbrechen.

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