Auf dem offiziellen X-Account des US-Heimatschutzministeriums (@DHSgov) erschien vor wenigen Stunden ein Bild: Vier Alligatoren in Reih und Glied, jeder mit einer Kappe, auf der in weißen Lettern „ICE“ steht – das Kürzel der berüchtigten Immigrations- und Zollbehörde „Immigration and Customs Enforcement“. Im Hintergrund: Stacheldraht, Wachtürme, Gefängnisarchitektur. Darüber nur zwei Worte: „Coming soon!“ Was hier als PR-Gag oder zynische Selbstironie verkauft wird, ist in Wahrheit ein alarmierendes Zeugnis der völligen Entgrenzung staatlicher Machtfantasie. Ein Staat, der seine Repressionsorgane durch Raubtiere symbolisiert, die mit Uniform-Accessoires ausgestattet werden, verabschiedet sich nicht nur vom Anstand, sondern auch vom demokratischen Selbstverständnis. Die USA, einst ein Land der Hoffnung für Verfolgte, präsentieren sich nun als Nation der Zähne und Krallen – bereit, zu beißen. Diese Inszenierung ist kein Ausrutscher. Sie fügt sich nahtlos ein in eine Kette von Ereignissen, die unter Präsident Trump zur bitteren Realität geworden sind. Die Militarisierung der Grenze, der Bau von Lagern in Sumpfgebieten („Alligator Alcatraz“ in Florida lässt grüßen), die Abschiebung Schutzbedürftiger in Diktaturen und Kriegszonen – all das wird nun mit Reptilien bebildert. Als wolle man nicht nur Angst verbreiten, sondern sich gleich noch an der eigenen Brutalität berauschen.

Die politische Botschaft ist eindeutig: Wer kommt, wird gefressen. Die Alligatoren, jene Urzeitwesen ohne Mitleid, sollen offenbar das neue Gesicht der Migrationspolitik sein. Es ist ein zutiefst entmenschlichendes Narrativ – nicht nur gegenüber Migrant:innen, sondern auch gegenüber den Beamt:innen selbst, die durch die Symbolik als triebgesteuerte Bestien dargestellt werden. „ICE“ wird zur Bestie gemacht – und das mit voller Absicht. Ein Ministerium, das solche Bilder veröffentlicht, hat jedes Maß verloren. Es geht längst nicht mehr um Recht und Ordnung, sondern um Spektakel und Einschüchterung. Um die kalkulierte Zertrümmerung von Empathie. Um eine Politik, die sich nicht mehr über Gesetze, sondern über Meme, Mythen und Machtdemonstrationen legitimiert. Aber sie ist keine Randnotiz. Ein Staat, der beginnt, seine Zwangsgewalt mit Raubtieren zu bebildern, hat einen gefährlichen Punkt überschritten: den Punkt, an dem Gewalt nicht mehr verborgen, sondern stolz zur Schau gestellt wird. Den Punkt, an dem der Staat nicht mehr als Garant von Sicherheit erscheint, sondern als selbstherrlicher Rächer, als Leviathan mit Lederkappe. Die ironisch gemeinte Bildunterschrift – „Coming soon!“