Die rote Linie ist überschritten – Trump lässt US-Bomber auf Irans Nuklearzentren los

VonRainer Hofmann

Juni 22, 2025

Washington / Teheran / Tel Aviv – 22. Juni 2025 – In einer Eskalation mit unabsehbaren Folgen hat US-Präsident Donald Trump bestätigt, dass amerikanische Streitkräfte in der Nacht zum Samstag drei iranische Atomanlagen angegriffen haben – Fordow, Natanz und Isfahan. Die Angriffe markieren den ersten direkten militärischen Eingriff der Vereinigten Staaten in den Krieg zwischen Israel und Iran und stellen eine gefährliche Wende dar: Die Weltmacht hat sich in einen regionalen Flächenbrand hineinziehen lassen, den sie einst zu vermeiden versprach. „Wir haben unseren sehr erfolgreichen Angriff auf die drei Nuklearanlagen in Iran abgeschlossen“, schrieb Trump auf Truth Social. „Alle Flugzeuge sind außer Landes. Auf das primäre Ziel Fordow wurde eine volle Bombenladung abgeworfen.“ Laut Pentagon wurden B-2-Tarnkappenbomber und bunkerbrechende 13.600-Kilo-Bomben eingesetzt – die einzigen ihrer Art weltweit, fähig, tief vergrabene Urananreicherungsanlagen zu zerstören. Teheran hatte gewarnt: Sollte sich Washington aktiv an den Angriffen beteiligen, werde man „alle Optionen der Vergeltung“ prüfen. Nun droht jenes Szenario, das US-Militärstrategen seit Jahren fürchten: ein offener Krieg mit Iran, dessen Netzwerk von Stellvertretern von den Houthi-Milizen im Jemen über Hisbollah bis zu irakischen Milizen reicht.

Während in Genf noch erfolglos europäische Vermittlungsversuche liefen, bombardierten israelische Kampfjets erneut iranische Forschungseinrichtungen. In Isfahan wurde ein Zentrifugen-Komplex schwer beschädigt. Die Internationale Atomenergiebehörde bestätigte „erhebliche Schäden“, warnte jedoch vor einer radioaktiven Eskalation. Auch wenn bisher keine Lecks gemeldet wurden, sprach IAEA-Chef Rafael Grossi von der Gefahr einer „katastrophalen Freisetzung“, sollte etwa das Atomkraftwerk Buschehr getroffen werden. Seit Kriegsbeginn feuerte Iran laut israelischer Armee über 450 Raketen und 1.000 Drohnen ab. In Israel starben mindestens 24 Menschen, über 1.000 wurden verletzt. Auf iranischer Seite sollen laut unabhängigen Quellen über 720 Personen getötet worden sein – darunter viele Zivilist:innen. Gleichzeitig kündigten die Houthi-Rebellen im Jemen an, ihre Angriffe auf US-Schiffe im Roten Meer wieder aufzunehmen. In der Türkei, im Irak und im Libanon protestierten tausende Menschen gegen die Eskalation, während Irans Außenminister Araghchi von einer „äußerst gefährlichen Entwicklung“ sprach und Präsident Pezeshkian betonte, das Recht auf zivile Nukleartechnik lasse sich „nicht durch Bomben nehmen“.

Die Ironie könnte größer kaum sein: Ausgerechnet jener Präsident, der das Atomabkommen mit Iran zerschlug, ist nun der erste, der gezielt auf iranische Atomanlagen bomben lässt. Seit dem US-Ausstieg 2018 reichert Iran Uran auf 60 % an – technisch nur einen Schritt von waffenfähigem Material entfernt. Während die USA und Israel ein komplettes Ende des Programms fordern, verweist Teheran auf sein Recht zur zivilen Nutzung. Im Inneren herrschen Chaos und Angst: Internetzugänge werden blockiert, Spitäler füllen sich, Menschen fliehen – über Armenien, über die Türkei. Zwei iranische Kommandeure sollen durch israelische Angriffe getötet worden sein, darunter Saeed Izadi (Hamas-Finanzierer) und Behnam Shahriyari (Quds-Waffenlogistik). Doch was ist der Preis? Die Welt steht vor einem Dilemma, das längst nicht mehr nur militärisch zu beantworten ist. Trump, der einst „keine neuen Kriege“ versprach, hat einen begonnen, der kaum kontrollierbar scheint. In einer Region, in der jedes neue Feuer selten gelöscht wird, bevor es das nächste entzündet.

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NORBERT Taege
NORBERT Taege
3 Monate zuvor

Eine Anreicherung des radioaktiven Anteils auf 60% reicht nicht für eine Atombombe.
Ich weiß nicht genau, wieviel man dafür benötigt, aber die Zechnologie dafür ist eine andere, eine Schwierigere. Aber für normale Atomkraftwerke wird auch eine Anreicherung benötigt.

Dieter Kleeberg
Dieter Kleeberg
3 Monate zuvor
Reply to  NORBERT Taege

90% sind erforderlich, aber 60% sind eine rote Linie, weil der letzte Schritt kleiner ist als die bisherigen. Denn wenn erst mal 60% und die Technologie verfügbar sind, geht’s ganz schnell. Die verfügbare Menge wird auf 10 bis 12 Sprengköpfe geschätzt. Das reicht, um Israel auszulöschen und Ziele in Mitteleuropa zu zerstören.

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