Am 29. Mai 2025, um 4:32 Uhr morgens, postete der Präsident der Vereinigten Staaten ein Bild, das in seiner Symbolkraft kaum überboten werden kann – und in seiner ideologischen Tiefe erschüttert. Donald J. Trump, in schwarzem Mantel, schreitet durch eine leere, nächtliche Stadt. Über ihm die Worte: „He’s on a mission from God – & nothing can stop what is coming.“
Was auf den ersten Blick wie ein schlecht montiertes Meme aussieht, ist in Wahrheit ein Manifest. Es ist der Versuch, politische Führung in göttliche Berufung zu überführen. Es ist die konsequente Fortsetzung einer Rhetorik, die nicht mehr auf Argumente, sondern auf Offenbarungen setzt. Und es ist, bei aller Lächerlichkeit, vor allem eines: gefährlich.
Denn dieser Post ist kein Zufall. Er bedient sich bewusst der Sprache und Bildwelt radikaler Bewegungen – insbesondere der QAnon-Ideologie, die seit Jahren auf genau diese Form von apokalyptischer Erlösung hinfiebert. Die Formel „Nothing can stop what is coming“ ist kein poetischer Ausrutscher, sondern ein zentraler Satz dieser Verschwörungsreligion.
Trump setzt damit seinen Weg fort: von einem narzisstischen Geschäftsmann zum religiös überhöhten Erlöser, der sich selbst als Werkzeug Gottes begreift. Nicht der Souverän spricht hier, sondern der „Gesalbte“. Und mit dieser Selbstinszenierung verschiebt sich die politische Realität: Widerspruch wird nicht mehr als demokratischer Prozess begriffen, sondern als Ketzerei.
Wer dem „Gesandten Gottes“ widerspricht, wird zum Feind des Heilsplans erklärt. In einem solchen Klima gedeiht kein Diskurs – sondern nur die Stille der Einschüchterung.
Was Trump hier inszeniert, ist kein Wahlkampf. Es ist die Ankündigung eines Kreuzzugs.