J.D. Vance und der Abgesang der Ironie

VonRainer Hofmann

April 21, 2025

Eine Satire aus dem Herzen der Bücherverbotszone.

Es war einmal ein Mann namens J.D. Vance. Er schrieb ein Buch über sich selbst, nannte es Hillbilly Elegy, und Amerika klatschte. Die Medien riefen: „Endlich einer, der das weiße Prekariat erklärt!“ Und Netflix so: „Verfilmen wir das!“ Und die Republikaner: „Ein Prophet aus dem Rust Belt!“ J.D. Vance, der Mann, der sich selbst aus der Armut herausgeschrieben hatte, war plötzlich der Kronzeuge für alles, was in Amerika angeblich schiefläuft – und alles, was angeblich mit harter Arbeit wieder geradegebogen werden kann.

Dann wurde er Senator. Dann wurde er Trumps Nummer zwei im Wartestand. Und dann – und hier biegt sich das Universum vor Ironie – wurde sein eigenes Buch aus der Bibliothek der U.S. Naval Academy entfernt. Ja, richtig gehört. Hillbilly Elegy, die Ode an das „Real America“, Opfer des eigenen Kulturkampfes. Verbannt unter dem Etikett: „DEI-Inhalt“. Zu viel Realität, zu viel Sozialanalyse, zu viele unangenehme Wahrheiten über das Amerika, das sich Donald Trump nur noch als patriotische Kulisse wünscht.

Und Vance? Unterstützt das ganze Spektakel. Verteidigt Trumps Executive Orders, die alles löschen, was ein bisschen nach Denken aussieht. Winkt mit, wenn Bücher von Maya Angelou, Margaret Atwood, George Orwell und – ja, auch Hillbilly Elegy – aus den Regalen verschwinden. Kein Witz: Der Mann, dessen Lebenswerk nun selbst als gefährlich gilt, macht sich zum Verteidiger des Systems, das es löscht.

In einer gerechten Welt würde Vance jetzt auf einer Lesereise durch die Gefängnisbibliotheken touren, in denen sein Buch vielleicht noch auftaucht. Er würde in Talkshows gefragt: „Wie fühlt es sich an, von den eigenen Leuten zensiert zu werden?“ Und er würde sagen: „Das ist okay. Solange mein Name auf dem Wahlzettel bleibt.“

Aber wir leben nicht in einer gerechten Welt. Wir leben in einem Land, in dem man Bücher verbrennt, ohne Feuer zu machen. In dem Politiker lieber ihre Bibliotheken verlieren als ihre Macht. Und in dem ein Mann wie Vance zusieht, wie sein eigenes Buch von der Bühne verschwindet – und dabei noch applaudiert.

Hillbilly Elegy, 2025. Empfohlen von Fox News. Verbannt von der Navy. Verteidigt von ihrem Autor. Willkommen in der Literaturgeschichte der neuen Weltordnung.

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