„Victory 45–47“ – Der Duft der Demokratieverwesung

VonRainer Hofmann

Juli 1, 2025

Es gab eine Zeit, da roch amerikanische Politik nach verbrannten Idealen, nach kaltem Kaffee im Kongress oder dem leisen Schweiß der Verantwortung. Heute riecht sie nach „Victory 45–47“ – einer goldenen Duftoffenbarung aus dem Hause Trump. Verpackt in Flakons, die aussehen wie Oscar-Trophäen aus einem totalitären B-Movie, verspricht der ehemalige Präsident nicht weniger als „Stärke, Macht und Sieg“ – in 100 Millilitern Eau de Selbstverherrlichung. Der neue Duft, beworben mit ernstem Blick und erhobener Faust, ist laut Hersteller „für Patrioten, die niemals zurückweichen – wie Präsident Trump“. Was wie eine Parodie klingt, ist tatsächlich Realität. Wer dachte, Trumps Comeback würde mit Ideen, Reformen oder wenigstens einem rudimentären Verständnis von Regierungspolitik beginnen, wird eines Besseren belehrt: Es beginnt mit Parfüm. Für Männer. Für Frauen. Für alle, die nicht genug kriegen vom Geruch der Selbstüberschätzung.

Die Flakons selbst – vergoldete Miniatur-Trumps auf schimmerndem Podest – wirken wie Reliquien aus einer postdemokratischen Welt. Als würde sich Nero selbst als Raumduft vertreiben lassen. „Victory 45–47“ – das steht übrigens nicht etwa für eine Geruchskomposition, sondern für Trumps präsidiale Zählweise: 45. Präsident, 47. Präsident, Gottgesandter in Personalunion. Es ist die olfaktorische Version seines Wahlkampfs: laut, selbstverliebt, geschmacklich fragwürdig – aber irgendwie doch unaufhaltsam. Dabei ist der Duft nur das i-Tüpfelchen auf einer Politik, die längst zur Markenstrategie verkommen ist. Während im Senat über Steuerkürzungen für Reiche und Sozialabbau für Arme gestritten wird, verkauft der Mann an der Spitze Duftwasser mit seinem Gesicht drauf. Und zwar nicht nur als Nebenprodukt – nein, mit eigener Kampagnenseite, Videoansprache und dem dringenden Hinweis, dass „Sie sich unbedingt ein Fläschchen sichern sollten – und eines für Ihre Liebsten“.

Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, ist damit offiziell zur Duftkerze seiner selbst geworden. Wo einst Ideen dufteten, verströmt nun Goldlack Dominanz. Wo früher Präsidenten Bücher schrieben, um ihr Vermächtnis zu erklären, bringt Trump Parfüm heraus – um sich selbst zu vergolden. Es ist kein Duft der Demokratie. Es ist der Geruch eines Landes, das sich vom Wesentlichen abgewendet hat – und stattdessen lieber im eigenen Schweiß badet. Wer „Victory 45–47“ trägt, trägt keinen Duft – er trägt eine Haltung: Alles ist käuflich. Selbst der Wahnsinn. Und er riecht nach Ambra, Leder – und einem Hauch Verfall.

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Ela Gatto
Ela Gatto
4 Monate zuvor

Wenn es nicht so traurig wäre…. lachhaft

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