Trumps Aufruf zum Krieg – Wie ein Präsident das eigene Land ins Visier nimmt

VonRainer Hofmann

September 27, 2025

Es war nur ein Post auf Truth Social, neun Minuten alt, doch der Inhalt sprengt jede Grenze politischer Normalität. Donald Trump erklärte Portland zur „kriegsversehrten Stadt“, rief seinen „Secretary of War“ Pete Hegseth auf, Truppen in Bewegung zu setzen, und drohte mit dem Einsatz „voller Gewalt“, um ICE-Einrichtungen gegen Antifa und andere vermeintliche „Terroristen“ zu verteidigen. Worte, die nicht nur martialisch klingen, sondern wie eine offene Kriegserklärung an die eigene Bevölkerung.

Auf Ersuchen der Heimatschutzministerin Kristi Noem weise ich den Kriegsminister Pete Hegseth an, alle notwendigen Truppen bereitzustellen, um das vom Krieg verwüstete Portland und alle unsere ICE-Einrichtungen, die von Antifa und anderen inländischen Terroristen belagert werden, zu schützen. Ich genehmige außerdem den Einsatz voller Gewalt, falls erforderlich. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit in dieser Angelegenheit!

Seit Jahren arbeitet Trump an der Verschiebung des politischen Koordinatensystems. Protestierende Bürger werden zu „inneren Feinden“ erklärt, oppositionelle Bewegungen zu „Terroristen“. Indem er Portland – eine Stadt mit einer langen Tradition zivilgesellschaftlicher Protestkultur – als „Kriegsgebiet“ bezeichnet, zieht er die rote Linie zwischen Staat und Bürgern, als handle es sich um zwei feindliche Armeen. Das ist nicht bloß Rhetorik, sondern eine gefährliche Strategie: Wer ein Land im Kriegsmodus beschreibt, schafft die Legitimation für Gewalt.

Ein Marine-Veteran beabsichtigt, die Bundesregierung zu verklagen, nachdem er letzte Woche nach zweimal von Bundesagenten zu Boden gerissen wurde, während er vor dem Gebäude der US-Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) in South Portland protestierte. Dies geht aus der uns vorliegenden juristischen Eingabe hervor. (22. August 2025)

Der Befehl an Hegseth, Truppen bereitzustellen, erinnert an dunkelste Kapitel amerikanischer Geschichte, als Präsidenten die Nationalgarde gegen Demonstranten aufmarschieren ließen. Doch Trump geht einen Schritt weiter – er inszeniert ein Ministerium des Krieges, spricht von „Full Force“ und gibt damit ein Signal, das jeder Beamte, jeder Soldat, jeder ICE-Agent nur als Freibrief verstehen kann. „Wenn ein Präsident das eigene Staatsgebiet zur Kriegszone erklärt, dann ist das nicht mehr Politik, sondern eine Militarisierung des Denkens“, sagt die Historikerin Ruth Ben-Ghiat, Expertin für autoritäre Bewegungen. „Diese Sprache erinnert fatal an Mussolini und Franco, die ebenfalls innere Gegner als Terroristen und Verräter stigmatisierten.“

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Die Gefahr liegt nicht allein in den Worten, sondern in ihrer Wirkung. In einer politischen Landschaft, die längst polarisiert ist, können solche Botschaften als Aufforderung zur Eskalation verstanden werden. Radikale Gruppen, die sich als Milizen begreifen, könnten Trumps Worte als Ermächtigung deuten. Sicherheitskräfte wiederum geraten in den Sog einer Sprache, die zivile Konflikte in militärische Szenarien verwandelt. „Trump nutzt hier ein klassisches autoritäres Muster: Er erklärt den Ausnahmezustand, ohne dass es ihn gibt“, warnt der Rechtsprofessor Laurence Tribe. „Das öffnet die Tür für Maßnahmen, die sonst verfassungswidrig wären, weil sie sich auf eine fiktive Bedrohung berufen.“

Eine gefährliche Fehlbesetzung – belastet durch Alkoholprobleme und weitere offenkundige Defizite, wie bei Kriegsminister Pete Hegseth deutlich sichtbar.

Damit wird Trumps Rhetorik nicht nur zum Symptom eines Präsidenten, der keine Grenzen mehr kennt, sondern zum Fieberbild eines Mannes, der krank vor Machtwahn ist. Es ist, als wolle er die Niederlage von General Custer rächen, als ginge es darum, die eigene Geschichte durch ein apokalyptisches Finale umzuschreiben. In seinen Händen wird Politik zur Schlachtordnung, Gesellschaft zur Front. Es geschehen Dinge, die alles bisher Dagewesene übersteigen – Schritte, die ein Land in Richtung Bürgerkrieg treiben. Wer so lange reizt, wer so lange Hass predigt und Gewalt verherrlicht, der spielt mit der Gewissheit, dass er am Ende genau das entfesselt: den Krieg im Inneren, den er längst in seinen Worten vorbereitet hat. Damit rückt eine Realität näher, die bislang als unvorstellbar galt: der schleichende Übergang zu einem inneren Bürgerkrieg. Trump delegitimiert nicht nur Gegner, er delegitimiert die Idee von Opposition selbst. Wer protestiert, ist Terrorist. Wer widerspricht, ist Feind. In dieser Logik bleibt am Ende nur Gewalt.

Lesen dazu unsere Recherchen: Die große Lüge von Portland – Wie Fox News Trump füttert und eine Stadt zum Feindbild macht unter dem Link: https://kaizen-blog.org/die-grosse-luege-von-portland-wie-fox-news-trump-fuettert-und-eine-stadt-zum-feindbild-macht/

Lesen sie auch dazu unseren Artikel: Befehl aus dem Inneren – Pete Hegseths Machtprobe mit Amerikas Generälen unter dem Link: https://kaizen-blog.org/befehl-aus-dem-inneren-pete-hegseths-machtprobe-mit-amerikas-generaelen/

Was in Portland geschieht, ist mehr als ein regionaler Konflikt. Es ist das Epizentrum einer Politik, die bewusst auf Eskalation setzt, um Macht zu sichern. Trump spielt mit der inneren Stabilität der Vereinigten Staaten – und riskiert, dass das Land, das er regieren will, im Inneren zerreißt. Die Frage, die bleibt: Wie viele Institutionen, wie viele Beamte, wie viele Bürger lassen sich in diesen Krieg gegen die eigene Gesellschaft hineinziehen? Und wie lange dauert es noch, bis Worte in Schüsse umschlagen? Wir werden unmittelbar aus Portland berichten, um die Ereignisse direkt vor Ort zu dokumentieren und die Auswirkungen dieser Eskalation für die Menschen in der Stadt sichtbar zu machen.

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Monica
Monica
11 Stunden zuvor

Der gehört mit seiner gesamten Regierung einfach für immer weggesperrt.

Ela Gatto
Ela Gatto
2 Stunden zuvor

Sein Wunsch: Bürgerkrieg.
Damit kann er den Notstand ausrufen.
Seine Gegner verhaften oder anderweitig mundtot machen.
Jede Demonstration als Aufruhr deklarieren und niederschlagen.
Wahlen aussetzen (damit er wie sein Vorbild Putin ewig regieren kann… nahtlos abgelöst durch Vance, wenn Trump stirbt)

Wer Portland kennt, weiß, dass es eine wunderbare Stadt ist.
Ruhig, freundlichen, weltoffen. Toller öffentlichen Nahverkehr.
Menschen die ihre Stadt lieben.

„Kriegsverwüstet“ ist da nur Trumps Halluzination.
Aber oft genug wiederholt, setzt es sich bei MAGA fest.
Sie sehen, was Trump sueht, obwohl es gar nicht existiert.
Das nennt man Gehirnwäsche

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