„Portland: ICE so gelangweilt, dass sie Hardliner- MAGA-Journalisten einkassieren 😆🤣😂

VonRainer Hofmann

Oktober 3, 2025

Es ist die vielleicht absurdeste Szene des Abends: Polizisten, die im Schutz der Nacht vor einem ICE-Gebäude herumstehen, den ganzen Tag keine Migranten zum Aufgreifen, keine großen Schlägereien, nicht einmal ein Papierstau im Faxgerät. Und was macht man in so einer Situation? Genau: Man nimmt sich das nächste greifbare Opfer – in diesem Fall ausgerechnet einen der eigenen Fans.

Nick Sortor, treuer Trump-Mann und in MAGA-Kreisen gefeierter Journalist, landet im Polizeigriff, als hätte er gerade das gesamte Stromnetz von Portland sabotiert. Sein „Verbrechen“? Offenbar: zu atmen, zu stehen und live zu streamen. Der offizielle Vorwurf lautet „Disorderly Conduct“, auf Deutsch: öffentliches Herumstehen in einer Gegend, wo die Polizei schlechte Laune hat. Pikant daran: Erst wenige Tage zuvor hatte die Polizei von Portland es abgelehnt, einen Aktivisten festzunehmen, der angeblich die konservative Reporterin Katie Daviscourt mit einer Fahnenstange ins Gesicht geschlagen hatte. Belege dazu fehlten, MAGA tobte

Die „wilden Proteste“, über die Sortor berichtete, bestanden in Wahrheit aus rund zwanzig Unterstützern, die Schilder hochhielten mit Aufschriften wie „Danke für eure Hingabe und harte Arbeit!“ und „Wir wissen das zu schätzen!“. Ein paar Gegner schrien herum, es kam zu einem kurzen Handgemenge zwischen Pro-ICE- und Anti-ICE-Leuten – ausgelöst wohl von einem Anti-ICE Demonstranten, der die Auseinandersetzung begann und prompt eins auf die Nase bekam. Fertig war die MAGA-Erzählung vom tobenden Aufstand.

Dass ausgerechnet Sortor dabei im Zentrum stand, ist doppelt köstlich: Er ist kein unbeschriebenes Blatt, sondern ein ausgesprochener MAGA-Hardliner und notorischer Verschwörungstheoretiker. Ob er bei den Waldbränden von Maui dunkle Mächte am Werk witterte oder ob er auf X endlos über angeblich „verheimlichte“ Wahlbetrugsbeweise fabulierte – stets lieferte er genau das Futter, das Trumps Basis hören wollte. Und nun sitzt ausgerechnet er im ICE-Gewahrsam. Da dürfte Donald zu Hause im Ohrensessel toben.

So sieht Sicherheitsmanagement im Leerlauf aus: Wenn die Realität keine Festnahmen liefert, erzeugt man welche. ICE-Beamte und Polizei langweilen sich so sehr, dass sie jetzt schon eigene MAGA-Leute aus dem Verkehr ziehen. Vielleicht, damit die Antifa wenigstens einmal sagen kann: „Schaut, nicht nur wir werden festgenommen.“ Und während im Netz der #FreeNickSortor-Chor anschwillt und patriotische Influencer Trump höchstpersönlich anrufen sollten, saß Sortor irgendwo in einer Zelle und fragt sich, ob das nicht die größte Ironie seines Lebens ist: verhaftet, weil er zeigen wollte, wie andere verhaftet werden.

Der MAGA-Schreiberling musste aber nur ein paar Stunden einsitzen, dann meldete er sich schon wieder zu Wort. In gewohntem Tonfall erklärte er: „Portland ist ein verdammtes Dritte-Welt-Höllenloch. Wenn ich mich verteidige, werde ich derjenige sein, der verhaftet wird – nicht der Angreifer. Antifa hat hier völlig die Kontrolle. Präsident Trump MUSS eingreifen.“

Dass genau dieses Szenario dann tatsächlich eintrat, ist die Ironie, die man nicht erfinden könnte. Sortor hatte selbst prophezeit, dass er verhaftet würde, während andere ungeschoren davonkommen – und ausgerechnet das wurde Realität.

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