Kriegsministerium – Trumps Rückkehr ins Jahr 1789

VonRainer Hofmann

September 5, 2025

Man reibt sich die Augen, aber der Präsident meint es ernst. Donald J. Trump, 79 Jahre alt, will das Pentagon umtaufen. Aus dem Department of Defense, dem Verteidigungsministerium, soll wieder das Kriegsministerium werden. Krieg als Marke, Krieg als Selbstverständnis, Krieg als Branding. Die Zukunft heißt Vergangenheit, und wenn es nach Trump geht, sogar Vergangenheit mit Sternchen und Fanfare. Die Begründung ist so schlicht wie bezeichnend: „Defense ist zu defensiv“, erklärte der Präsident. „Wir wollen defensiv sein, aber auch offensiv, wenn wir müssen.“ Wer in diesen Tagen aus dem Weißen Haus hört, wie aus „offensiv“ ein Regierungsprogramm werden soll, weiß: Dieses „wenn wir müssen“ ist dehnbar wie Kaugummi. Und während Verteidigungsminister Pete Hegseth mit dem Grinsen eines Fernsehpredigers „seinen Krieg“ ankündigt, sieht die Welt zu, wie Amerika den Schritt zurück wagt – zurück in eine Ära, in der das Land gegen Mexiko, Spanien und halbe Kontinente Krieg führte, und sich dabei nicht einmal bemühte, es anders zu nennen.

Man könnte lachen, wenn es nicht so ernst wäre. Ein Präsident, der in aller Öffentlichkeit den Krieg romantisiert, weil er sich selbst als siegreichen Feldherrn inszenieren möchte, ist keine Parodie, sondern eine Regierungsrealität. Trump spricht von „unserer unglaublichen Geschichte der Siege“ und meint damit nicht nur die beiden Weltkriege, sondern auch all die vergessenen Kriege, die unter dem Banner des Kriegsministeriums geführt wurden – gegen indigene Völker, gegen Nachbarstaaten, gegen Gegner, die nie eine Chance hatten. Wer hier Sentimentalität wittert, irrt: Es ist das Manifest einer Regierung, die Krieg wieder als Ausdruck nationaler Stärke begreift, als Bühne, auf der Macht demonstriert wird.

Die groteske Komik liegt darin, dass dieser Präsident den Begriff „Wokeness“ als Feindbild an die Wand malt, um sich dann in einen Zustand staatlicher Nostalgie zu stürzen, der an Geschichtskitsch grenzt. Das Verteidigungsministerium sei zu weich, zu sehr von Diplomatie und Moral vernebelt. Trump will den Klang des Krieges zurückholen – als sei er ein Soundtrack, den man nur lauter drehen muss, um wieder Respekt in der Welt zu bekommen. Senator Rick Scott jubelt bereits, dies zeige Amerikas „wahre Fähigkeit, Kriege zu gewinnen“. Senator Andy Kim hält dagegen: Amerikaner wollten Kriege verhindern, nicht feiern. Doch Trumps Amerika marschiert nicht in die Zukunft, es marschiert rückwärts – Trommeln inklusive. Und so stehen wir da, im Jahr 2025, und diskutieren ernsthaft darüber, ob das Land, das Atombomben gebaut hat, seinen Verteidigungsapparat künftig wieder Kriegsministerium nennen soll. Es wäre komisch, wenn es nicht das letzte Wort über den Zustand einer Nation wäre, die sich selbst in den Spiegel schaut und darin nicht Frieden, nicht Sicherheit, sondern Schlachtenruhm sucht. Ein Präsident, der das Wort „Krieg“ feiert wie ein Marketing-Gag, ist kein Witz, sondern ein Warnsignal.

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Frank Schwalfenberg
21 Tage zuvor

In den 1970ern gab es dort noch eine Friedensbewegung und Woodstock. Und wo sind sie jetzt? ☹️

Benitomo
Benitomo
20 Tage zuvor

Ich sehe schon kommen, dass er militärischen Druck ausüben muss, falls ihm boshafterweise der Friedensnobelpreis versagt wird! (Sarkasmus off)

Ela Gatto
Ela Gatto
20 Tage zuvor

Er sieht es bei seinen großen Vorbildern. Putin, China, Nord Korea.

Es ist sicher kein Zufall, dass die Ankündigung just in dem Moment kommt, als China pompös aufmarschieren lässt und Putin und Kim an seiner Seite stehen. Ohne Donny

Mal abgesehen, welche Unsummen das kostet, (wo doch soon viel eingespart werden sollte), sehe ich boch einen anderen Aspekt.

Kriegsministerium… ein Schritt Krieg „zu erklären“ und damit auf uralte Gesetze zurück greifen zu können.
Damit Kongress, Gerichte und alle Instanzen zu umgehend um unter diesem Deckmantel die komplette Kontrolle über die Exekutive in jedem Bundesstaat zu erlangen.

Und um keine Midterm Wahlen abhalten zu müssen

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