Der Preis des Wahnsinns – Wie Trumps neue Zölle auf Japan und Südkorea die Weltwirtschaft mehr und mehr verschiebt

VonRainer Hofmann

Juli 7, 2025

Es war ein Brief wie ein Erpresserbrief – mit Briefkopf des Weißen Hauses, aber dem Duktus eines Handelskriegers auf persönlichem Rachefeldzug. Am 7. Juli 2025 sandte Donald Trump, Präsident der Vereinigten Staaten, ein zweiseitiges Schreiben an den japanischen Premierminister Ishiba Shigeru. Der Ton: jovial und drohend zugleich. Der Inhalt: die Ankündigung eines pauschalen Strafzolls von 25 Prozent auf sämtliche japanischen Produkte, die in die USA exportiert werden – ab dem 1. August. „Ein großartiger Moment für unsere Handelsbeziehung“, nennt Trump das. In Wahrheit ist es ein ökonomisches Erdbeben.

Nicht nur Japan, auch Südkorea ist betroffen. Auch dort ging derselbe Brief ein, versehen mit einer kaum verhohlenen Drohung: Wer innerhalb der Landesgrenzen der USA produziert, wird verschont. Wer weiter auf Export setzt, wird zur Kasse gebeten – es sei denn, man öffnet die „bisher geschlossenen Märkte“ für amerikanische Waren. Dann, vielleicht, gäbe es „Anpassungen“ an dem Schreiben. Was Trump hier in Szene setzt, ist keine bloße Wirtschaftspolitik. Es ist ein ökonomischer Angriff mit diplomatischer Fassade. Der Brief trieft vor Pathos und Propaganda. Trump preist die USA als „Nummer eins Markt der Welt“, beschwört „Jahre der Geduld“ im Umgang mit Japan – und tut doch nichts anderes, als einseitig zu diktieren, was unter „fairer Handel“ zu verstehen ist. Fair, das heißt in Trumps Logik: Vorteile für Amerika, Nachteile für den Rest der Welt. Die Zölle sollen laut Schreiben dazu dienen, die „jahrzehntelangen Defizite“ im Handel mit Japan zu korrigieren – verursacht durch „nicht reziproke Zölle“ und „nichttarifäre Barrieren“. Doch in Wahrheit sind es vor allem amerikanische Konsumenten, die diese Last tragen werden. Und mit ihnen: globale Lieferketten, asiatische Produktionsstandorte, europäische Märkte – und letztlich auch die Inflation.

Trump schreibt: „Diese Zölle können angepasst werden – nach oben oder unten –, je nachdem, wie unsere Beziehung zu Ihrem Land verläuft.“ Es ist ein Satz, der weniger nach Wirtschaftspartner klingt als nach mafiösem Pakt. Ein Satz, der deutlich macht: Wer sich Trump beugt, wird belohnt. Wer nicht, wird bestraft. Dabei ist die Wirkung seiner Zölle längst bekannt. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Trump dutzende Strafmaßnahmen gegen China, die EU und andere Staaten verhängt. Die Folge: Handelskriege, Versorgungsengpässe, Preisanstiege. Jetzt aber geht es nicht mehr um isolierte Konflikte, sondern um einen systematischen Rückzug der USA aus der globalen Handelsordnung – und den Versuch, andere Länder durch Drohbriefe in ein neues Abhängigkeitsverhältnis zu zwingen. Die Tragik: Die betroffenen Staaten trifft es hart – doch sie sind nicht die einzigen, die zahlen. Wenn Waren teurer werden, steigen die Preise weltweit. Wenn Produktionsketten stocken, leidet der gesamte Markt. Wenn Exportländer ausweichen müssen, verschieben sich Kräfteverhältnisse. Und wenn der größte Volkswirtschaft der Welt glaubt, sich durch Drohungen Vorteile verschaffen zu können, dann gerät nicht nur der Handel aus dem Gleichgewicht, sondern auch das Prinzip der regelbasierten internationalen Ordnung. Trump kündigte die Zölle auf Truth Social an – mit einer Selbstverständlichkeit, als sei Wirtschaft ein Spielplatz. Die eigentliche Botschaft seines Briefs aber ist brutal klar: Amerika macht die Regeln – oder niemand. Und solange Donald Trump regiert, ist kein Verbündeter sicher, keine Vereinbarung von Dauer, kein Versprechen stabil. Die Welt zahlt den Preis – für eine Politik, die nur einem nützt: dem Mann, der sie unterzeichnet hat.

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Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor

Zölle als dauerhaftes Erpressungswerkzeug.
Auch wenn/falls es jetzt eine Einigung geben sollte, wird es nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Tr*** wird es immer und immer wieder machen um zu erreichen was er will.

Die Länder tun gut daran sich, so schnell es möglich, anderweitig zu orientieren.

Sätze wie „wir sind nah dran an der Lösung der Zollpolitik“ klingt in Anbetracht der so deutlichen Erpressung wie Hohn

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