Der Atom-Troll

VonRainer Hofmann

Juni 25, 2025

Donald Trump hatte wieder einen dieser Tage. Einen dieser Tage, an dem er sich wie Julius Cäsar fühlte – nur ohne den Lorbeerkranz, dafür mit einem Truth-Social-Post und drei Tarnkappenbombern. Mit stolz geschwellter Brust verkündete der Präsident am Wochenende den „totalen, restlosen, biblisch-vollendeten“ Sieg über das iranische Atomprogramm. Fordo, Natanz, Isfahan – alles platt. Staub. Vergangenheit. „WIR HABEN GEWONNEN!“, schrieb er – als wollte er die Wirklichkeit mit bloßer Tippkraft umpolen, Buchstabe für Buchstabe, gegen die Schwerkraft der Fakten.

Doch der Iran, dieser Undankbare, hatte tatsächlich die Dreistigkeit deluxe, nicht unter Trümmern liegenzubleiben.

Am Dienstag dann die iranische Antwort – und was für eine: „Unser Atomprogramm wird ohne Unterbrechung fortgeführt.“ Kurz und schmerzhaft. Die Botschaft klang wie aus einem Marvel-Film, als käme Thanos zurück, nur in Turban und mit Zentrifugen statt Infinity-Steinen. Man stelle sich Trumps Gesicht vor, als ihm das Briefing aus Teheran gereicht wurde: das Toupet kurz vorm Abflug, der Diet Coke halb verschluckt, die Laune unter Mar-a-Lago-Niveau. Was genau in Iran noch steht, weiß niemand. Aber „genug“, sagte ein hochrangiger Beamter – und das reichte, um im Weißen Haus einen leichten Atomschweiß auszubrechen.

Die Welt sah einen Präsidenten, der glaubte, mit drei Bomben und einem Bibelzitat die geopolitische Realität umgestalten zu können. Doch statt einem Jahrhundertfrieden lieferte er ein Drei-Tage-Meme. Denn während Trump noch in Großbuchstaben vom „Ende der nuklearen Bedrohung“ fantasierte, luden iranische Techniker schon wieder Uran in ihre Hochglanz-Zentrifugen – vermutlich mit einem sardonischen Grinsen und dem Hashtag: #ThanksDonald. Man kann sagen, was man will über das iranische Regime – aber im Troll-Fach haben sie offenbar die Meisterprüfung bestanden. Sie warteten keine 72 Stunden, bis sie Trump den ultimativen Stinkefinger zeigten: Nicht mit Raketen, nicht mit Diplomatie – sondern mit der schlichten Ankündigung, einfach weiterzumachen. Man könnte fast meinen, Teheran habe eine Social-Media-Abteilung gegründet – unter dem Titel: „Ministerium für maximalen Gesichtsverlust bei westlichen Führern“.

Und Trump? Der erklärte, dass „beide Seiten“ den Waffenstillstand verletzt hätten – eine jener Aussagen, für die selbst Orwell in seinem Grab rotiert. Er prangerte Iran an, prangerte Israel an, prangerte die Fakten an. Seine neueste Strategie: Wenn die Realität nicht zu dir passt, zieh ihr einfach eine rote Krawatte an und erklär sie zum Feind. Die Welt lacht. Oder weint. Oder beides. Donald Trump, der „große Deal-Maker“, hat der Welt eine Lektion erteilt – leider nicht in Diplomatie, sondern in Hybris. Und der Iran? Der reichert wieder an. Uran, versteht sich. Nicht Humor. Den hatten sie schon.

🧨🇮🇷🕊️💥🤡

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
2 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Ela Gatto
Ela Gatto
3 Monate zuvor

Aber es ist ja der ganz große Sieg…. seine Anhänger jubeln wieder vereint.
die Welt sieht zu und schweigt.
und in den USA geht es in großen Schritten auf die totalitäre Autokratie zu.
Und due Welt schweigt

Katharina Hofmann
Katharina Hofmann
3 Monate zuvor

😂

2
0
Would love your thoughts, please comment.x