Es beginnt mit einem Foto. Ein junger Mann, leicht ironisch die Augenbraue erhoben, steht vor dem Siegel des Heimatschutzministeriums. Die Pose: selbstsicher, beinahe kokett. Der Kontext: erschütternd. Denn dieser 22-jährige Mann, Thomas Fugate, ist kein Praktikant, kein Beobachter, kein Besucher auf Klassenfahrt. Er ist der neue Leiter des Zentrums für Terrorismusprävention in den Vereinigten Staaten. Thomas Fugate, bis vor zwei Jahren noch Supermarkt-Mitarbeiter in Texas, davor selbstständiger Landschaftsgärtner, hat innerhalb weniger Monate eine politische Karriere hingelegt, die eher an TikTok als an den Staatsdienst erinnert. Ohne jegliche Erfahrung im Bereich Terrorabwehr, dafür aber mit einem Abschluss in Politik von der University of Texas in San Antonio, erklomm er nach einem kurzen Zwischenstopp als „special assistant“ in der Migrationsabteilung des DHS direkt den Chefsessel von CP3, dem „Center for Prevention Programs and Partnerships“.
Dieses Zentrum ist nicht irgendetwas. Es ist das institutionelle Herz der US-Terrorabwehr im Inland. Hier werden Programme koordiniert, die Extremismus eindämmen, Radikalisierung verhindern und staatliche wie zivilgesellschaftliche Akteure vernetzen sollen. Und nun sitzt dort ein Mann, der noch vor Kurzem Lego-Tweets verschickte und sich auf Instagram als republikanischer Party-Soldat inszenierte. Fugates politische Sozialisation gleicht einer Persiflage: Fan von Donald Trump seit dem 13. Lebensjahr, Praktikant bei der Heritage Foundation (dem intellektuellen Maschinenraum von Project 2025), Selfie-Kumpel von Madison Cawthorn, Ric Grenell und Riley Gaines. Seine Karriere ist ein Produkt der sozialen Medien, seine Qualifikation ein Cocktail aus Loyalität, Instagram-Charme und ideologischer Linientreue.
Das allein wäre schon grotesk genug. Doch die Satire wird zur Staatskrise, wenn man bedenkt, dass Fugate das Erbe eines Zentrums antritt, das nach 9/11 mit Milliarden aufgebaut wurde, um genau das zu verhindern, was nun wieder droht: die Politisierung der Sicherheitsarchitektur. Ein 22-Jähriger mit einem Instagram-Motto wie „Men used to do great things. I believe they still can“ als Bollwerk gegen Terrorismus? Das ist nicht einmal mehr Ironie, das ist institutioneller Nihilismus. In jedem anderen Land wäre diese Personalie ein Skandal. In Trumps Amerika ist sie ein Statement. Eine gezielte Provokation, ein Triumphzüglein der Entprofessionalisierung. Fugates Ernennung signalisiert nicht nur Gleichgültigkeit gegenüber Kompetenz, sondern den bewussten Versuch, Sicherheitsstrukturen zu unterwandern – nicht mit Gewalt, sondern mit Selbstinszenierung.
Was bleibt? Ein Gesicht, das sich durch die Feeds der Rechten liked. Ein Smiley vor dem DHS-Logo. Und ein Land, das sich mit jedem Tag mehr daran gewöhnt, dass wichtige Posten nicht mehr nach Erfahrung, sondern nach Followern vergeben werden. Die Bedrohung durch den Terror ist real. Die Antwort darauf? Ein ehemaliger Gärtner mit Parteibuch. Vielleicht ist das die wahre Ironie: Nicht der Extremismus unterwandert den Staat – der Staat ruft ihn jetzt einfach zum Dienst.
(Photo: Instagram, Thomas Fugate)