Rückschritt per Dekret – Wie Trumps Regierung Teenager entmündigt

Washington – Es ist eine Rückkehr zur Prüderie und ein politisches Signal mit weitreichenden Folgen. Die Regierung unter Präsident Donald Trump und Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hat am Mittwoch neue Vorgaben für Sexualerziehungsprogramme veröffentlicht, die in den USA scharfe Kritik auslösen. Künftig sollen staatlich geförderte Initiativen zur Verhinderung von Teenagerschwangerschaften nur noch dann Bundesmittel erhalten, wenn sie sich einem verschärften Abstinenzgebot unterwerfen – mit mehr Kontrolle durch Eltern und weniger sachlicher Aufklärung über Verhütung.

Kritikerinnen und Kritiker sprechen von einem ideologischen Angriff auf die reproduktiven Rechte junger Menschen. Die neuen Richtlinien des Gesundheitsministeriums legen fest, dass Programme fortan vorrangig Enthaltsamkeit vor der Ehe propagieren müssen. Gleichzeitig wird die Vermittlung von Verhütungsmethoden eingeschränkt, sofern sie nicht als „medizinisch akkurat“ im Sinne der politischen Führung gelten. Eltern wiederum erhalten erweiterte Rechte, ihre Kinder von Unterrichtsinhalten abzumelden, die ihrer Auffassung nach „die elterliche Autorität untergraben“.

Gesundheitsexperten und Bildungsorganisationen warnen davor, dass jahrzehntelange Fortschritte in der sexuellen Aufklärung zunichtegemacht werden könnten. Besonders betroffen seien Jugendliche aus einkommensschwachen und marginalisierten Bevölkerungsgruppen – also jene, die am dringendsten Zugang zu umfassender Bildung bräuchten. „Es geht nicht um Schutz, sondern um Kontrolle“, erklärt eine Sprecherin des Reproductive Freedom Network. Dass ausgerechnet Robert F. Kennedy Jr., der sich gerne als Verfechter individueller Freiheiten inszeniert, nun Programme unterstützt, die auf elterlichen Zwang und Informationsverknappung setzen, stößt selbst unter ehemaligen Unterstützern auf Unverständnis. Die neue Maßnahme reiht sich ein in eine politische Gesamtstrategie der MAGA-Bewegung, die zunehmend versucht, konservative Gesellschaftsvorstellungen per Gesetz zu verankern – ob bei LGBTQ+-Rechten, Abtreibungsgesetzen oder Lehrplänen. Doch wo staatliche Moral regiert, bleiben Aufklärung und Selbstbestimmung auf der Strecke – und mit ihnen die Rechte einer ganzen Generation.