Wer an diesem heißen Dezembertag durch die Parks von Palermo lief, hörte das Ereignis, lange bevor er es sah. Ein vielstimmiges Bellen, ein Aufruhr aus Freude, Aufregung und purer Energie – 2.397 Golden Retriever, die den weitläufigen Bosques de Palermo in eine leuchtende Fläche aus Fell und Bewegung verwandelten. Menschen aus ganz Argentinien hatten ihre Hunde nach Buenos Aires gebracht, um eine inoffizielle Weltbestmarke zu brechen und zugleich etwas zu feiern, das weit über einen Rekord hinausging: die besondere Verbundenheit zwischen Menschen und diesen erstaunlich sanften Tieren.

Überall saßen Familien auf Decken, hielten ihre Hunde im Arm, lachten, machten Fotos, ließen sich anspringen oder einfach nur an der Hand abschlecken. Die Luft war erfüllt vom Schimmer der Sommerhitze, vom Duft der Bäume und von der ungezählten Zahl an Geschichten, die die Menschen über ihre Tiere erzählten. Kinder liefen kreuz und quer durch die Wiese, berührten jeden Hund, der in Reichweite kam, und quietschten vor Begeisterung. Auf den Picknickdecken lagen Thermoskannen voller Mate, neben ihnen Retriever, die mit einem Seufzen der Welt erklärten, dass Glück manchmal so einfach sein kann wie ein Schattenplatz und eine streichelnde Hand.
Zwischen den Gruppen zogen Freiwillige in gelben Westen mit Klemmbrettern ihre Runden. Sie zählten jeden Hund einzeln, überprüften Namen und Alter, notierten die Herkunftsorte. Stunden vergingen, bis am Abend die Zahl feststand: 2.397. Fausto Duperre, der Organisator des Treffens und in Argentinien ein kleiner Star unter Retriever-Liebhabern, überbrachte die Nachricht mit einer Mischung aus Stolz und ungläubiger Freude. Der Rekord aus Vancouver – 1.685 Hunde – war deutlich übertroffen.

Die Tiere selbst wirkten, als hätten sie ihre eigene kleine Republik gegründet. Manche trugen Fußballtrikots der Nationalmannschaft, andere blaue und weiße Flaggen, einige sogar Tutus oder kleine Sternkrieger-Tücher. Sie schnupperten sich an, liefen umeinander, manchmal auch über ihre Besitzer hinweg, fanden neue Freunde und verloren sich sofort wieder in der wogenden goldenen Menge. Ein Versuch, ein Gruppenfoto nur mit Hunden zu machen, scheiterte schnell an der Realität: Kein Mensch wollte seinen Hund auch nur einen Meter loslassen, und kein Hund wollte freiwillig in einer perfekten Reihe stehen. Und überall blieb die Sorge, dass in dieser Masse ein Tier verloren gehen könnte. Also blieb man zusammen. Im Schatten einer Baumgruppe saß Nicolás Orellana mit seiner dreizehnjährigen Luna. Seine Stimme wurde weicher, als er erzählte, wie viele Jahre sie gemeinsam verbracht hatten, wie viele Urlaube, wie viele Momente seiner Kindheit sie begleitet hatte. In seinen Worten lag die gleiche Wärme, die man an diesem Tag überall sah – das stille Wissen, dass ein Hund mehr ist als ein Haustier. Er ist Teil einer Familie, Zeuge eines Lebens und oft Trost in schwierigen Zeiten.

Wer sich mit den Menschen im Park unterhielt, merkte schnell, warum diese Hunde so beliebt sind. Viele erzählten davon, wie ihre Retriever ihnen durch schwierige Phasen geholfen hätten, wie sie Krankheiten erschnüffeln konnten oder einfach durch ihre Ruhe etwas in ihnen sortierten, was die Welt durcheinandergebracht hatte. Es war ein Fest voller Leichtigkeit, aber auch voller Dankbarkeit.
Am Ende dieses Tages sagte eine ältere Frau namens Elena Deleo: „Ich hatte Angst, sie könnte weglaufen oder in Streit geraten, aber nichts davon ist passiert. Es war friedlich, freundlich, sanft – wie die Hunde selbst.“ Sie saß im Gras, streichelte ihren Hund und sah aus, als wolle sie den Moment festhalten, bevor die Sonne hinter den Palmen verschwand. So wurde Buenos Aires zum Schauplatz eines Weltrekords, ja – aber vor allem zu einem Ort, an dem Menschen für ein paar Stunden spürten, wie viel Gemeinschaft ein Tier schaffen kann. Manche nennen es Zufall, andere Liebe. Aber wer einmal gesehen hat, wie fast zweieinhalbtausend Golden Retriever durch ein Parkfeld laufen, der weiß, dass man solchen Tagen nicht widersprechen sollte.
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Inmitten all der grässlichen Weltnachrichten eine schöne, herzerwärmende Info…danke dafür, Rainer.
Ich habe vor 9 Tagen meine beste und liebste Gefährtin verloren. Hunde sind wirklich die besten Freunde, die man haben kann. Sie begleiten uns bedingungslos loyal durch alles, was das Leben uns entgegen wirft.
gerne, alles was schön ist, nehmen wir mit freude hier auf
So ein schöner Bericht tut derzeit unheimlich gut, danke dafür! Eine Frage hätte ich: ich folge Deiner Seite schon lange und würde ja ab und zu gerne eine Bericht kommentieren, aber auf Facebook wird mir die Kommentarfunktion gar nicht angezeigt, Ich weiß von mehreren Leuten, bei denen es genauso ist. Woran liegt das?
vielen dank – ja facebook, ich weiss, da haben einige das probleme. das liegt an facebook. ich hatte bereits mehrmals meta angeschrieben, feedback = 0. Darum hatten wir extra auch im Magazin die Kommentarmöglichkeit eingebaut
Danke für die Info! Das kannte ich bisher nur von Seiten/ Beiträgen, bei denen die Kommentarfunktion grundsätzlich deaktiviert war. Immerhin geht es hier, und lesen kann man ja trotzdem. Vielen Dank für eure wichtige Arbeit, und passt gut auf euch auf!
Geht mir leider auch so.
Daher bin ich froh über das Magazin mit Kommunikation
Was für eine wunderschöne Geschichte. Danke
Mehr davon 😉 <3 !
Danke Rainer für diesen herzerwärmenden Bericht ❤️
Bei dem ganzen Wahnsinn und den Grausamkeiten ist es wundetbar, dass es noch solch Momente gibt