Donald Trump weicht von seiner eigenen Zusage zurück, obwohl er vor wenigen Tagen noch behauptet hatte, die Veröffentlichung des Videos vom Bootsangriff im Karibischen Meer sei „kein Problem“. Jetzt bestreitet er sogar, diesen Satz je gesagt zu haben, und schiebt die Entscheidung Verteidigungsminister Pete Hegseth zu. Dabei hatte Trump zuvor selbst betont, man werde „alles, was sie haben“, freigeben.
Washington, 3. Dezember 2025: Frage: Werden Sie das Video des zweiten Bootsangriffs veröffentlichen?
Trump: Ich weiß nicht, was sie haben, aber was immer sie haben, würden wir selbstverständlich veröffentlichen.
Genau in dem Moment, in dem neue Details über den Angriff bekannt werden, beginnt dieses Zurückrudern.
Washington, 8. Dezember: Frage: „Sie haben gesagt, Sie hätten kein Problem damit, das vollständige Video des Angriffs vom 2. September zu veröffentlichen.“
Trump: „Das habe ich nicht gesagt.“ Sie sagen das. Ich habe das nie gesagt. Das sind ABC Fake News
„Der Präsident sagte, er habe im Video gesehen, wie Personen versuchten, das beschädigte Boot wieder schwimmfähig zu machen. Wir möchten darauf hinweisen, dass das Boot sich in zwei Teile befand. Aus seinen Worten lässt sich aber schließen, dass das Boot nicht mehr intakt war – doch er benutzte selbst ganz bewusst nicht den Begriff ‚gekentert‘.“ Seine Rechtfertigung, das Boot sei „voll mit Drogen“ gewesen, ersetzt weder Aufklärung noch eine Erklärung dafür, warum Menschen, die sich an ein sinkendes Wrack klammern, winken, zum Ziel einer weiteren Attacke wurden. Ebenfalls, und wir wissen worüber wir hier schreiben, sind keine Drogen auf dem Boot erkennbar gewesen. Statt Klarheit entsteht der Eindruck, dass das Weiße Haus versucht, den politischen und auch strafrechtlichen Schaden zu begrenzen, indem es die Verantwortung auf das Militär verlagert. Siehe dazu auch unseren Artikel: „Wenn ein US-Luftschlag zur Frage eines Kriegsverbrechens wird und ein Admiral sich nach unseren Recherchen mehr und mehr widerspricht“ – unter dem Link: https://kaizen-blog.org/wenn-ein-us-luftschlag-zur-frage-eines-kriegsverbrechens-wird-und-ein-admiral-sich-nach-unseren-recherchen-mehr-und-mehr-widerspricht/
In einer Woche kündigt Trump an, das Video könne ohne Weiteres gezeigt werden, und eine Woche später tut er so, als wäre diese Aussage nie gefallen, bestreitet es. Stattdessen erklärt er, er halte sich an das, was „Hegseth möchte“. Genau deshalb könnte die Veröffentlichung für Hegseth und Trump gefährlicher werden als die Epstein-Akten.

Weitere Recherchen von uns ergaben, dass die Überlebenden keinen Funkspruch um Hilfe abgesetzt hatten. Genau dieser Punkt war monatelang zentral für die Rechtfertigung des Verteidigungsministeriums gewesen, das immer wieder auf angebliche Unsicherheiten und mögliche Kommunikationsversuche verwiesen hatte.
Admiral Frank Bradley, der den zweiten Schlag auf das Boot am 2. September leitete, hat nun Abgeordneten inzwischen ebenfalls mitgeteilt, dass die Überlebenden keinen Funkspruch um Hilfe abgesetzt hatten. Wenn jetzt durch Admiral Frank Bradley ebenfalls bestätigt wurde, dass keinerlei Funksignale gesendet wurden, bricht ein wesentlicher Teil der offiziellen Darstellung weg. Die neue Information legt nahe, dass das Ministerium die Lage anders darstellte, als sie tatsächlich war, und dass entscheidende Details bewusst zurückgehalten wurden. Dadurch entsteht der Eindruck, dass die Öffentlichkeit über den Ablauf und die Bewertung des zweiten Angriffs gezielt im Unklaren gelassen wurde – und dass die eigentliche Tragweite des Einsatzes erst jetzt sichtbar wird.
Weitere Fragen wirft auch die Pressekonferenz vom 2. Dezember 2025 auf. Dort machte Regierungssprecherin Karoline Leavitt Aussagen, die der jetzigen Version von Hegseth offen widersprechen. Man erkennt sofort, dass sie nicht rechtzeitig auf die neue Linie vorbereitet wurde. Genau dieses ungefilterte Stolpern macht das Video so brisant. Die Aufzeichnung liegt inzwischen beim interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte in San José, Costa Rica, eine Klage, die wir mit unterstützen, und dürfte dort einer von vielen zentralen Beweismittel werden, weil sie zeigt, wie unkoordiniert und widersprüchlich die Regierung reagiert, sobald sie unter Druck gerät. Die hastigen Korrekturen, das sichtbare Zögern, die Unsicherheit, die vielen Lügen – all das deutet darauf hin, dass hier weit mehr vertuscht wird, als die Pressestelle eingestehen will.
Washington, 2. Dezember 2025: Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, wurde am Montag zu einem US-Militärschlag befragt, der am 2. September gegen mutmaßliche Drogenboote in der Karibik durchgeführt wurde, nachdem behauptet worden war, ein Kommandeur habe einen zweiten Schlag ausgeführt,
um einer Anweisung von Kriegsminister Pete Hegseth zu entsprechen, wonach keine Überlebenden zurückgelassen werden sollten.
Ein Journalist fragte: „Bestreitet die Regierung, dass dieser zweite Schlag stattgefunden hat, oder hat er stattgefunden und die Regierung bestreitet, dass Hegseth den Befehl gegeben hat?“
Leavitt antwortete: „Letzteres ist richtig.“ (Jetzt kann jeder sich selbst eine Antwort aussuchen, Anmerkung der Redaktion)Leavitt las anschließend eine Erklärung vor: „Präsident Trump und Minister Hegseth haben deutlich gemacht, dass vom Präsidenten benannte Narco-Terrorgruppen gemäß den Gesetzen des Krieges als tödliche Ziele behandelt werden können. Mit Blick auf die betreffenden Angriffe am 2. September hat Minister Hegseth Admiral Bradley autorisiert, diese kinetischen Schläge durchzuführen. Admiral Bradley handelte klar innerhalb seiner Befugnisse und im Rahmen des Gesetzes, als er den Einsatz so leitete, dass das Boot zerstört und die Bedrohung für die Vereinigten Staaten von Amerika ausgeschaltet wurde.“
Sie fuhr fort: „Und ich möchte noch etwas hinzufügen, um die amerikanische Öffentlichkeit daran zu erinnern, warum diese tödlichen Schläge stattfinden: Diese Regierung hat diese Narco-Terroristen als ausländische Terrororganisationen eingestuft. Der Präsident hat das Recht, sie auszuschalten, wenn sie die Vereinigten Staaten von Amerika bedrohen und wenn sie illegale Drogen einführen, die unsere Bürger in Rekordzahlen töten – was sie tun. Und unter der vorherigen Regierung wurde genug Fentanyl in unser Land geschmuggelt, um jeden amerikanischen Mann, jede Frau und jedes Kind viele Male zu töten.“
Weiterhin ergaben Recherchen, dass fünf US-Beamte sagten, dass Hegseth vor den Schlägen am 2. September den Befehl gegeben habe, die Personen auf dem Boot zu töten und das Boot sowie seine Ladung zu zerstören. Allerdings sagten alle Beamten, dass der Befehl nicht festlegte, was geschehen sollte, wenn der erste Schlag dieses Ziel nicht vollständig erreichen würde. Die Beamten sagten außerdem, der Befehl sei nicht als Reaktion auf Überwachungsmaterial erfolgt, das Berichten zufolge mindestens zwei Personen zeigte, die den ersten Schlag überlebt hatten.
Dass man dieses Video kaum in der Öffentlichkeit zeigen kann, liegt nicht an Geheimhaltung oder laufenden Ermittlungen – es liegt an dem, was darauf zu sehen ist. Es wäre ein dokumentiertes Töten unter Umständen, die selbst bei wohlwollender Auslegung nicht zu rechtfertigen sind. Die Aufnahmen zeigen, dass ein zweiter Schlag gegen bereits wehrlose Menschen ausgeführt wurde. Das hätte politische, rechtliche und internationale Folgen, die das Weiße Haus mit aller Kraft zu vermeiden versucht. Wir führen aktuell auch in zwei weiteren Fällen Recherchen durch – auch in Südamerika, wo Hinweise auf Unklarheiten auftaucht sind. Die Spuren verdichten sich, und jede neue Information zeigt, warum die Regierung plötzlich versucht, die Verantwortung zu verschieben. Manche Videos verändert man nicht, indem man sie schneidet – sondern indem man hofft, dass sie nie ans Licht kommen.
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Das ist Mord an wehrlosen Matrosen / Bootsmännern. In der Befehlskette gibt es keinen Unschuldigen: 1. Hegseth Kriegsminister 2.) Admiral Bradley 3.) der Schütze. Bei den Nürnberg Prozessen der Alliierten 1946 gegenüber der NAZI Administration gab es ganz klar die Ansage, dass eine Mitschuld in der gesamten Täter Kette besteht, egal ob der Befehl erteilt oder empfangen oder umgesetzt wurde. Diese Rechtsprechung existiert bis zum heutigen Tag unverändert. Laut Kriegsrecht steht auf vorsätzlichen Mord die Todesstrafe in USA, Lebenslänglich in Europa.
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