Höckes Angriff auf die Menschlichkeit – und der Applaus der Falschen

VonRainer Hofmann

Dezember 4, 2025

Björn Höcke hat in seiner jüngsten Rede einmal mehr gezeigt, wie weit er sich von den Grundlagen eines freien Landes entfernt hat. Er behauptet, Deutschland sei nicht verteidigungswürdig – wegen eines angeblichen „Schuldstolzes“. Das ist nicht nur historischer Unsinn, sondern eine direkte Infragestellung dessen, was dieses Land zusammenhält: das Bekenntnis zu Verantwortung, Freiheit und Menschenwürde. Dann verspottet er die Bundeswehr und tut so, als müsse man fragen, was sie eigentlich verteidigen solle – ob „Drag-Queen-Auftritte“ oder andere Dinge, die er als Beweis eines angeblichen Niedergangs darstellt. Dieser Hohn ist kein Zufall. Er richtet sich nicht gegen Bühnenkunst, sondern gegen die offene Gesellschaft. Wenn er dann noch herablassend erklärt, die Bundeswehr habe keine Traditionen und stellt unterschwellig die Frage, was sie überhaupt verteidigen solle, trifft er genau das, was autoritäre Strömungen immer angreifen: die Legitimität demokratischer Institutionen.

Höcke tut so, als sei dieses Land ein leeres Gefäß, das erst durch seine völkische Fantasie gefüllt werden müsse. Seine Forderung nach einem „Staat für die Deutschen“ ist nicht nur verfassungswidrig – sie ist ein direkter Angriff auf jeden, der in diesem Land lebt, arbeitet, liebt und dazugehört, ohne in seine ethnische Schablone zu passen. Er versucht, Minderheiten als Belastung zu zeichnen, als Zeichen einer angeblichen Zersetzung. Dass er damit genau jene Spaltung befeuert, die er vorgibt bekämpfen zu wollen, liegt offen zutage. Der Verfassungsschutz stuft Höcke nicht zufällig als gesichert rechtsextrem ein. Seine Sprache ist kein Ausrutscher, sondern ein klares Konzept: Menschen herabsetzen, Institutionen delegitimieren, demokratische Werte lächerlich machen. Wer in seiner Logik denkt, sieht nicht Nachbarn, Bürgerinnen oder Kollegen – sondern Kategorien, Abstufungen und Ausschlüsse. Es ist die alte Rhetorik der Ungleichwertigkeit, neu verpackt und auf offener Bühne wiederholt.

Man muss klar sagen, was diese Rede offenbart: Wer Höcke als Vorbild nimmt, stellt sich gegen die Demokratie. Nicht im übertragenen Sinn, sondern ganz konkret. Wer ihm folgt, entscheidet sich für eine faschistische Politik, die zerstören will, was 75 Jahre lang mühsam aufgebaut wurde. Höcke zeigt, wohin die Reise gehen soll – und jeder, der sich davon nicht distanziert, macht sich zum Komplizen. Aber auch die Gesellschaft ist gefragt. Sie muss sich ehrlich fragen, welches Land sie will – und welches nicht. Wenn sie nicht das will, was Höcke lautstark propagiert, dann reicht es nicht mehr, wütend zu scrollen oder harte Kommentare zu schreiben. Dann braucht es Engagement, das sichtbar ist, spürbar ist und außerhalb von Bildschirmen stattfindet. Demokratie verteidigt sich nicht von selbst. Sie lebt davon, dass Menschen aufstehen, bevor andere sie für sie abschaffen. Es braucht weit mehr Aufklärung, offene Gespräche und echte Unterstützung – vor allem für die jungen Generationen. Die Entwicklungen in den USA zeigen, wie schnell sich ein Land verändern kann und wohin es kippt, wenn man zu spät reagiert. Wer das nicht als gemeinsames Ziel erkennt, sollte sich wenigstens fragen, welchen Beitrag sie oder er selbst leisten kann. Nicht aus Schuld, sondern aus Verantwortung für ein Land, das nur so frei bleibt, wie wir es verteidigen.

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Dasbach Uwe
Dasbach Uwe
1 Stunde zuvor

Höcke will den Weg ins Abseits.

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