Wenn Kinderfiguren zurückschlagen – und eine Popmusikerin der Regierung die Grenze zieht

VonRainer Hofmann

Dezember 2, 2025

Die Trump-Regierung hat in den vergangenen Monaten vieles instrumentalisiert, aber diesmal hat sie sich gleich mit zwei Welten angelegt, die normalerweise weit entfernt von politischem Lärm stehen: der Popkultur und der kindlichen Fantasie. Doch die Reaktionen fielen so klar aus, dass sie selbst in Washington nicht überhört werden konnten. Sabrina Carpenter, einer der derzeit erfolgreichsten Popstars, reagierte empört, als ihr Song „Juno“ in einem Regierungsclip auftauchte, der ICE-Razzien heroisch inszenieren sollte. Sie schrieb: Dieses Video ist böse und widerlich. Ziehen Sie mich oder meine Musik niemals heran, um Ihre unmenschliche Agenda zu unterstützen. Es war eine dieser Stellungnahmen, in denen kein Satz weichgezeichnet ist. Ein direkter Schlag gegen eine Regierung, die seit Monaten versucht, Kultur und Entertainment als schmückende Hülle für ihre Härtepolitik zu benutzen.

Nur wenige Stunden später meldete sich eine zweite Seite, und die Botschaft war ebenso eindeutig – aber aus völlig anderer Richtung. Kids Can Press, der Verlag hinter der beliebten Kinderfigur Franklin der Schildkröte, verurteilte einen Beitrag des Trump-nahen Moderators Pete Hegseth. Dieser hatte ein manipuliertes Bild verbreitet, auf dem Franklin mit einer Panzerfaust auf Boote zielt – ein grotesker Versuch, eine Figur zu kapern, die für Freundschaft, Konfliktlösung und kindliche Neugier steht. Der Verlag schrieb: Wir verurteilen jede entwürdigende, gewalttätige oder unerlaubte Nutzung von Franklins Namen oder Bild. Genau diese Werte widersprechen allem, wofür Franklin steht.

Siehe auch unseren Artikel: „Pentagon Pete und die geschändete Schildkröte“ – unter dem Link: https://kaizen-blog.org/pentagon-pete-und-die-geschaendete-schildkroete/

Der Vorgang zeigt, wie weit die politische Inszenierung inzwischen vorgedrungen ist. Wenn eine Regierung beginnt, Songs ohne Zustimmung in Propagavideos zu schneiden oder Figuren aus Kinderbüchern in Gewaltfantasien umzudeuten, dann überschreitet sie eine Grenze, die Künstler und Verlage nicht stillschweigend hinnehmen. Carpenter und die Macher von Franklin haben das deutlich gemacht: Sie wollen nicht Teil eines Projekts sein, das Härte feiert und Menschlichkeit abwertet.

Dass die Zurückweisung aus zwei so verschiedenen Richtungen kommt – einer global erfolgreichen Musikerin und einem traditionsreichen Kinderbuchverlag – sagt viel aus über die Stimmung im Land. Selbst jene Bereiche, die eigentlich über Politik schweben sollten, wehren sich inzwischen gegen eine Vereinnahmung, die immer häufiger ohne Genehmigung geschieht. Und vielleicht ist genau diese Klarheit der Grund, warum die Reaktionen so viel Aufmerksamkeit auslösten. Hier geht es nicht um parteipolitische Lager. Es geht um Anstand. Und um Grenzen, die auch eine Regierung nicht überschreiten darf.

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Wilfried Ehrmann
49 Minuten zuvor

Kultur gegen Barbarei, Kreativität gegen Dummheit.

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