Die große Einwanderungspartei Mar-a-Lago

VonRainer Hofmann

November 14, 2025

Es hat etwas Rührendes, wie Donald Trump Jahr für Jahr beweist, dass niemand die USA konsequenter mit ausländischen Arbeitskräften flutet als er selbst – nur eben dort, wo es ihm persönlich nützt. Während er auf Bühnen über „Migrantenfluten“ spricht, die angeblich „alles zerstören“, stellt seine eigene Firma still und leise Rekorde auf. 184 ausländische Arbeitskräfte allein in diesem Jahr – für Mar-a-Lago, seine Golfclubs und sogar ein Weingut, das ohne billige Erntehelfer vermutlich sofort kollabieren würde.

Man muss sich das vorstellen: Der Mann, der die Grenze verrammeln will, damit „kein einziger Ausländer mehr reinkommt“, importiert seit Jahren mehr Menschen für seine Privatbetriebe als manche mittelgroße US-Firma. Seit 2008 hat die Trump Organization exakt 2.033 ausländische Arbeitskräfte per H-2A- und H-2B-Visum beantragt. Und 2025 setzt er mit 184 neuen Anträgen noch einen drauf – ein Rekordjahr für Amerikas „Anti-Einwanderungs-Präsidenten“. Es sind auch nicht etwa hochspezialisierte Fachkräfte, die das Land dringend bräuchte. Nein, Trump benötigt vor allem:

  • Tellerwäscher
  • Zimmermädchen
  • Kellner
  • Küchenhilfen
  • Farmarbeiter

Alles Tätigkeiten, von denen er öffentlich behauptet, sie würden „Amerikanern weggenommen“. Außer natürlich in seiner Welt, wo amerikanische Arbeitskräfte einfach nicht gut genug sind, um beim Golfclub die Garnelenplatte zu servieren.

Dabei hat Trump längst sein eigenes Golden-Visa-Programm erfunden. Die absurden „Trump Gold Cards“ – ein neues Instrument, mit dem er ausländischen Staatsbürgern Daueraufenthalt + Weg zur Staatsbürgerschaft anbietet, sofern sie 100.000 Dollar für ein H-1B-Visum bezahlen. Es ist die perfekteste Verkörperung seiner Philosophie: Migration ist böse, außer sie finanziert ihn selbst.

Im Fox-Interview mit Laura Ingraham wurde die Doppelzüngigkeit kurz sichtbar. Trump lobte plötzlich H-1B-Visa, die er sonst abschaffen wollte, als „notwendig für besondere Talente“. Ingraham widersprach ihm halbherzig – aber auch sie weiß: Ohne ausländische Arbeitskräfte würde Mar-a-Lago vermutlich im Dezember schließen müssen, weil niemand da wäre, der die Buffetspuren der Halloween-Party wegräumt.

Mar-a-Lago

Noch pikanter wird es, wenn man sieht, welche Betriebe da eigentlich nach Personal lechzen. Unter den Standorten, die jetzt wieder ausländische Arbeiter beantragen, befinden sich zwei, die früher wegen des mutmaßlich unsachgemäßen Umgangs mit klassifizierten Dokumenten durchsucht wurden. Ein Untersuchungsverfahren, das – welch Zufall – nach Trumps Wahlsieg 2024 eingestellt wurde. Vielleicht fehlten schlicht die Zimmermädchen, um die heiklen Kisten ordentlich beiseitezuräumen. Trump kontrolliert seine Marke weiterhin persönlich über den „Donald J. Trump Revocable Trust“ und verdient an jedem einzelnen dieser Betriebe Geld, während er gleichzeitig als Präsident regiert. Das ist juristisch fragwürdig, moralisch grotesk und politisch ein Geschenk an jeden Satiriker – aber letztlich nur konsequent.

Denn niemand verkörpert den Satz „Do as I say, not as I do“ mit mehr Hingabe als Donald Trump, der Einwanderung verteufelt, während er selbst ein kleiner, hoch effizienter Importeur billiger Arbeitskräfte geblieben ist. Mar-a-Lago als Leuchtturm der Grünen Karte – nur eben für jene, die keine Ansprüche stellen, nicht wählen dürfen und billiger sind als ein Mindestlohn in New Jersey. Man sollte ihm dafür fast danken: Selten hat jemand so ungewollt ehrlich gezeigt, woran rechte Anti-Migrationspolitik wirklich scheitert. Nicht an Ideologie. Sondern an der Frage: Wer soll sonst die Betten machen?

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Oliver Sturm
Oliver Sturm
7 Stunden zuvor

Wie frech ist das denn? Trump ist an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten und er sollte einfach ein Verbot für die Einreise in Europa erhalten, wegen Klimaschutz.

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