Kennedy: Ein Gesundheitsminister zwischen Nobelpreis und Impfkrieg

VonRainer Hofmann

September 5, 2025

Es war eine dieser Anhörungen, die die Ambivalenz der amerikanischen Politik in einem einzigen Saal verdichten. Robert F. Kennedy Jr., Gesundheitsminister, erklärte vor dem Finanzausschuss des Senats, Donald Trump verdiene den Friedensnobelpreis – ausgerechnet für Operation Warp Speed, jenes milliardenschwere Projekt, das 2020 zu Beginn der Pandemie in Rekordzeit die Entwicklung, Erprobung und Verteilung der Covid-Impfstoffe organisierte. Das Programm war eine beispiellose öffentlich-private Partnerschaft: Regierungsgelder, Militärlogistik und Pharmaforschung wurden so gebündelt, dass Impfstoffe innerhalb weniger Monate marktreif wurden – etwas, das bis dahin Jahre gedauert hatte. „Stimmen Sie mir zu, dass Präsident Trump einen Nobelpreis für Operation Warp Speed verdient?“, fragte der republikanische Senator Bill Cassidy. „Absolut“, antwortete Kennedy ohne Zögern. Und dann kam der Satz, der den Saal elektrisierte. Cassidy erwiderte ruhig: „Aber Sie haben doch gerade Senator Bennet gesagt, dass der Covid-Impfstoff mehr Menschen getötet hat als Covid?“ Kennedy wies das zurück: Er habe lediglich auf das Risiko von Myokarditis und Perikarditis bei Jugendlichen hingewiesen – ein Risiko, das die FDA mit acht Fällen pro Million beziffert habe.

SEN. CASSIDY: „Stimmen Sie mir zu, dass Präsident Trump einen Nobelpreis für Operation Warp Speed verdient?“ RFK JR: „Absolut.“ CASSIDY: „Aber Sie haben doch gerade Senator Bennet gesagt, dass der Covid-Impfstoff mehr Menschen getötet hat als Covid?“

Doch Cassidy ließ nicht locker. Er erinnerte daran, dass Kennedy als Anwalt mehrfach versucht habe, den Zugang zu Impfungen zu beschränken, und dass sein Ministerium 500-Millionen-Dollar-Verträge zur Nutzung der mRNA-Plattform gekündigt habe – jener Technologie, auf der die Impfstoffe von Operation Warp Speed überhaupt basierten. Für Cassidy war das ein Widerspruch: „Es überrascht mich, dass Sie Operation Warp Speed so hoch schätzen, wenn Sie gleichzeitig versucht haben, den Zugang zu den Ergebnissen dieses Programms einzuschränken.“ Kennedy verteidigte sich, lobte die Genialität des Programms und erklärte, es habe „den Impfstoff perfekt auf das Virus jener Zeit abgestimmt“ und zudem andere Therapeutika ermöglicht. Es habe auch keine Zwangsmaßnahmen gegeben – die habe er erst unter Präsident Biden juristisch bekämpft. Doch Cassidy blieb bei seiner Linie, las Berichte von Bürgern vor, die unter Kennedys Amtszeit keinen Zugang mehr zu Impfungen hätten, und warf ihm vor, die Menschen de facto von der Versorgung abzuschneiden. Kennedy konterte knapp: „Das stimmt nicht.“

Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. fährt die demokratische Senatorin Maggie Hassan vollkommen haltlos an: „Sie erfinden hier einfach etwas, Senatorin! Sie erfinden Dinge, um Menschen Angst zu machen, und das ist eine Lüge. Sie lügen in diesem Moment.“ Es bleibt festzuhalten: „Robert F. Kennedy Jr. hat jegliche Verbindung zur Realität verloren.

Später griff die demokratische Senatorin Maggie Hassan das Thema auf und warf Kennedy einen vollständigen Kurswechsel vor. Ihr Team hielt ein Plakat mit einem Social-Media-Post Kennedys aus dem Jahr 2024 hoch, in dem er Trump als schwach bezeichnet hatte: „Operation Warp Speed und die Lockdowns waren die verheerendsten Folgen von Präsident Trumps Schwäche – aber nicht die einzigen.“ Nun nannte Kennedy die Operation eine „monumentale nationale Leistung“ – genau wie Trump. Das Bild, das sich in dieser Anhörung bot, war das eines Ministers, der zwischen Lob und Fundamentalkritik schwankt. Kennedy erklärte, die USA hätten die Pandemie schlechter gemeistert als jedes andere Land, warf der CDC ein katastrophales Versagen vor und konnte nicht einmal beziffern, wie viele Amerikaner an Covid gestorben sind. Auf Studien, die Millionen gerettete Leben durch Impfungen belegen, reagierte er nur mit einem ausweichenden „Es ist möglich.“ Der republikanische Senator Thom Tillis brachte am Ende das Unbehagen vieler Beobachter auf den Punkt: Nach dieser Aussage könne er nicht erkennen, wo Kennedy tatsächlich stehe – ob er Operation Warp Speed feiere oder dessen Erbe untergrabe. So bleibt der Eindruck eines Ministers, der einerseits Trumps schnellstes Impfprogramm aller Zeiten mit einem Nobelpreis krönen möchte, andererseits aber dessen Ergebnisse politisch und juristisch torpediert hat. „Ein Paradox, das wie ein Brennglas auf die Zerrissenheit der amerikanischen Pandemiepolitik wirkt – angeführt von einem Verschwörungstheoretiker, der die Realität längst verlassen hat.

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Ela Gatto
Ela Gatto
20 Tage zuvor

Schleifen für Trump „ihn für einen Nobelpreis vorschlagen“ (da es mit dem Friedensnobelpreis ja nicht klappt) und auf der anderen Seiten Millionen Amerikanern den Zugang zu wirksamen Impfungen zu erschweren oder ganz zu versagen.

Wahrscheinlich hat sein brain-worm doch zu viele Verbindungen im winzigen Gehirn gekappt.
anders kann man sich das nicht erklären.

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