Willkommen zur Fussball-WM

VonRainer Hofmann

Mai 7, 2025

Aber bitte rechtzeitig wieder verschwinden – Die USA, Trump und die Angst vor Gästen.

Es war eine jener perfekt orchestrierten Veranstaltungen im Weißen Haus, bei denen Fanfaren der Größe erschallen, während zwischen den Tönen die Misstöne der Realität hörbar werden. Vizepräsident J. D. Vance, Donald Trump zur Seite, spricht von der Fußball-Weltmeisterschaft 2026, als wäre sie ein Geschenk des Himmels – und doch klingt alles nach Abschottung, Misstrauen und einem drohenden Zeigefinger.

„Natürlich ist jeder willkommen“, sagt Vance. Und gleich darauf:

„Aber wenn die Zeit vorbei ist, müssen sie wieder nach Hause gehen. Andernfalls müssen sie mit Ministerin Noem sprechen.“

Es ist dieser Nebensatz, der haften bleibt. Er reicht, um das ganze Bild zu kippen. Um aus einem Fest des Sports eine Warnung zu machen. Ein freundliches Lächeln, hinter dem sich ein Polizeiblick verbirgt.

Kristi Noem, die Trump’sche Heimatschutzministerin, steht dabei wie eine Statue der Abschreckung. Ihre Politik ist berüchtigt. Ihre Botschaft klar. Und jetzt, im Vorfeld eines der größten Sportereignisse der Welt, richtet sich diese Haltung gegen genau jene, die kommen wollen, um zu feiern. Um zu singen, zu tanzen, zu weinen. Um Fußball zu erleben – nicht als Risiko, sondern als Brücke.

Was hier geschieht, ist nicht trivial. Es ist ein Vorgang von geopolitischer Grobheit. Der Geist, den diese Worte atmen, ist nicht weltzugewandt, nicht offen, nicht demokratisch. Es ist ein nationaler Befehlston in einem Moment, der eigentlich international sein müsste. Wer Gäste mit Misstrauen empfängt, ist kein Gastgeber. Wer sie zur Visumskontrolle zitiert, bevor sie überhaupt gelandet sind, sollte vielleicht gar nicht erst einladen.

Dass FIFA-Präsident Gianni Infantino daneben steht und schweigt, passt nur zu gut ins Bild. Ein Mann, der für Geld alles möglich macht und für Anstand nichts. Für das Menschenrecht auf Bewegung, auf Begegnung, auf Begeisterung – kein Wort. Infantino ist ein stiller Verbündeter derer, die Sport als Bühne für Kontrolle und Einfluss missbrauchen.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren: Die USA, so wie sie sich unter Trump wieder zeigen, sind kein sicherer Ort für internationale Gemeinschaft. Nicht in der Sprache, nicht in der Politik, nicht in der Atmosphäre. Man sollte ernsthaft überlegen, die verbleibenden Spiele nach Mexiko und Kanada zu verlegen – nicht aus Trotz, sondern aus Würde.

Die Welt hat andere Wege zu feiern als mit Angst im Nacken. Und der Fußball, diese fragile Utopie auf Rasen, braucht nicht den Schatten einer Mauer hinter jedem Stadion.

Vielleicht wird es ein böses Erwachen geben. Vielleicht bleiben die Fans aus. Vielleicht sagen nationale Verbände irgendwann: Nicht mit uns. So traurig es für das amerikanische Volk wäre – man kann keine fröhliche Weltmeisterschaft auf einer Bühne feiern, auf der politische Fanatiker den Ton angeben.

Denn irgendwann muss auch die FIFA erkennen: Demokratie ist keine Nebensache. Und wer sie täglich mit Füßen tritt, darf nicht auf ihr spielen.

Und dann bleibt noch dieses Motto: United 2026. Gemeinsam. Ein Wort wie aus der Werbewelt, mit glattpolierter Oberfläche und einem bitteren Nachgeschmack. Gemeinsam – wohin eigentlich? Gemeinsam in einen Abschiebeflug ins CECOT, nach El Salvador? Ein fröhlicher Touristentrip direkt in den Hochsicherheitstrakt, wo statt Souvenirs Gesprächsprotokolle mit der ICE warten? Oder ein Gemeinschaftsgefühl, weil man im Stadion sein Land unterstützt – nur um am nächsten Morgen als „Sicherheitsrisiko“ festgenommen zu werden?

United. Welch ein Witz, wenn gleichzeitig mit jedem Satz eine Trennlinie gezogen wird. Wenn das „Wir“ der FIFA von einem „Die“ der Regierung zerschnitten wird.

Wer hier noch von Zusammenhalt spricht, macht sich selbst zum Komplizen eines Spiels, das längst nicht mehr auf dem Platz entschieden wird.

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