An einer verwitterten Mauer in Chicagos Pilsen-Viertel jagt ein ICE-Agent einen Hund, der ein Superman-Cape trägt. Die Spraydose hat eingefangen, was tausend Diplomatenfedern nicht zu schreiben wagen: die nackte Fratze der Macht, die sich an den Schwächsten vergreift. Während diese ehrliche Kunst auf Beton verblasst, gebären Paläste und Präsidentensuiten Dokumente von solch monströser Verlogenheit, dass selbst Kafka sich mit Grausen abwenden würde.

Die Alchemie der Perversion
Benjamin Netanyahu, der ewige Taktgeber eines Krieges ohne Ende, erhebt die Feder wie ein Dirigent, der das Dröhnen der Geschütze in eine Melodie des Friedens verwandeln möchte. Mit kunstvoller Rhetorik verwandelt er Donald Trump – jenen Mann, der die Demokratie wie eine unbequeme Mieterin vor die Tür setzte – in einen Apostel der Verständigung. Die Abraham-Abkommen, schreibt er, hätten „formale diplomatische Beziehungen“ geschaffen, als ließe sich Blutvergießen durch die elegante Fassade eines Vertragswerks tilgen. Formale Beziehungen! Als wäre Diplomatie ein Gesellschaftstanz, bei dem man sich verbeugt, während nebenan die Leichen gestapelt werden.

Welch sublime Ironie: Der Mann, der im Nahen Osten den Rauch nie vergehen lässt, nominiert den Putschisten vom Kapitol für einen Preis, der einst Schweitzer und Mandela ehrte. Es ist, als würde Nero sich selbst für seine Verdienste um den Brandschutz Roms loben, während die Stadt noch lodert. Die Sprache wird hier nicht nur vergewaltigt – sie wird gevierteilt, ihre Einzelteile zu einer Chimäre zusammengenäht, die „Frieden“ stammelt, während sie Krieg gebiert.
Hun Manet aus Kambodscha – diesem Laboratorium des Leidens, wo Menschenrechte wie Ungeziefer zertreten werden – sekundiert mit der Eloquenz eines Folterknechts, der plötzlich Minnelieder singt. Trump habe einen Grenzkonflikt mit Thailand beendet, jubiliert er, als hätte der Mann den Gordischen Knoten gelöst und nicht bloß zwei Despoten beim Händeschütteln fotografieren lassen. Die „visionäre Führung“ die er preist, ist die Vision eines Blinden, der andere Blinde in den Abgrund führt.

Doch der absolute Höhepunkt dieser Farce, der Moment, wo die Sprache endgültig Selbstmord begeht und als Zombie wiederaufersteht, ist Melanias Brief an Putin. Mit der Naivität einer Lady Macbeth, die plötzlich Kinderverse rezitiert, säuselt sie von „stillem Trotz“ und Kindern mit „leisem Lachen“. Sie, deren Mann Kleinkinder in Käfige sperrte wie Versuchstiere, doziert über Unschuld, die „über Geographie, Regierung und Ideologie“ stehe – als wäre Unschuld ein Privatjet, der über den Leichen kreist.

„Sie allein können Russland humanisieren“, flötet sie dem Kriegsverbrecher und Kindermörder zu, als wäre Putin ein verstimmtes Klavier, das nur richtig gestimmt werden müsse. Man möchte schreien vor dieser Obszönität der Ahnungslosigkeit, die sich als Weisheit maskiert. Es ist die Poesie des Wahnsinns, geschrieben mit der Tinte der Privilegierten, die glauben, ihre Realitätsferne sei Erleuchtung.
Der Tanz auf dem Vulkan
Mark Carney, der ewige Musterknabe der internationalen Diplomatie tanzt überraschend den gleichen Totentanz, nur in Moll statt Dur. „Die Führungsstärke von Präsident Trump und den Vereinigten Staaten eröffnet die Möglichkeit, Russlands illegalen Krieg in der Ukraine zu beenden, behauptet er – als hätte der Mann, der Putin die Stiefel leckte, plötzlich das Damaskuserlebnis eines Pazifisten erfahren. Es ist die Logik des Absurden: Der Brandstifter wird zum Feuerwehrmann ernannt, der Vergewaltiger zum Frauenbeauftragten, der Leichenfledderer zum Chefarzt.

Was hier geschieht, ist mehr als bloße Heuchelei. Es ist die vollständige Umkehrung aller Werte, die Erschaffung einer Antisprache, in der jedes Wort sein Gegenteil meint. Orwell hätte sein „Neusprech“ verbrannt, hätte er diese Briefe gelesen – sie übertreffen seine düstersten Visionen. Wenn Kriegstreiber Friedenspreise verleihen, wenn Tyrannen von Humanität faseln, wenn die Komplizen der Gewalt sich als deren Überwinder inszenieren, dann ist die Sprache nicht mehr Mittel der Verständigung, sondern Waffe der Verwirrung.
Die wahre Kunst, die einzige ehrliche Aussage in diesem Panoptikum der Lüge, bleibt das Graffiti in Chicago. Dort, wo ein anonymer Künstler mit Spraydose die Wahrheit an die Wand wirft: Die Macht jagt die Schwachen, egal welches Cape sie tragen. Kein Geschwätz von „nationaler Sicherheit“, keine Euphemismen, keine diplomatischen Arabesken. Nur die rohe, ungeschminkte Brutalität, die sich selbst beim Namen nennt. Diese Briefe hingegen sind Grabsteine der Sprache. Jeder Satz ein Sargnagel in den Sarg der Bedeutung. Sie dokumentieren den Moment, in dem Worte endgültig zu Huren der Macht wurden, käuflich, beliebig, austauschbar. Der Friedensnobelpreis für Trump wäre nur die logische Krönung dieser Perversion – die finale Kapitulation des Sinns vor dem Wahnsinn. In den Archiven der Zukunft werden diese Dokumente liegen wie radioaktiver Müll, strahlend vor Verlogenheit, vergiftend für jeden, der sie ernst nimmt. Sie sind das Vermächtnis einer Epoche, die die Scham verlor und die Schande zur Tugend erhob. Währenddessen wird die Mauer in Chicago längst übermalt sein, aber ihre Botschaft überlebt in den Herzen derer, die noch wissen, dass ein Henker kein Heiliger wird, nur weil er sich eine Aureole aus Worten bastelt.
Was frühstücken sie eigentlich 2025, dass Friedensnobelpreise an Kriegstreiber vergeben werden wie Rabattmarken im Supermarkt? Als investigativer Journalist erntete man vor zehn Jahren erst Drohungen, wenn man Warlords oder Blood and Honour jagte – heute reicht schon ein Blick in die Epstein-Akten, oder Briefe, und das Telefon spielt verrückt. Die Nervosität der Mächtigen ist spürbar gewachsen: Sie reagieren auf jeden Nadelstich wie auf einen Dolchstoß. Aber genau das ist der Beweis, dass wir richtig liegen. Jede Repressalie ist eine Wegmarkierung zur Wahrheit, jede Drohung ein Liebesbrief. Sie wissen nicht, dass ihre Panik unser Kompass ist. Figur für Figur nehmen wir sie vom Brett – nicht mit ihrer Waffe der Gewalt, sondern mit der unseren: der akribischen Recherche. Denn in einer Welt, in der schon Fragen stellen zur Rebellion wird, ist Feigheit der einzige wahre Tod. Also ja, ihre Einschüchterungen motivieren uns nur – wir frühstücken Widerstand, Tag für Tag, und so hebt der Morgen an.
Die Geschichte wird diese Briefe lesen und lachen – ein bitteres, wissendes Lachen über eine Zeit, in der die Mörder sich gegenseitig Friedenspreise verliehen, während ihre Opfer namenlos in Massengräbern verscharrt wurden. Es ist die ultimative Tragödie: nicht, dass diese Worte geschrieben wurden, sondern dass es Menschen gibt, die sie ohne Scham unterschreiben konnten. Das ist die wahre Kunst unserer Zeit – die Kunst, das Unsagbare zu sagen, ohne rot zu werden. Die Kunst, auf Leichenbergen zu tanzen und es Ballett zu nennen. Die Kunst, die Apokalypse zur Apothese umzulügen. Das Graffiti in Chicago wird übermalt werden. Die Briefe werden in Archiven verstauben. Aber die Wahrheit, die beide auf ihre Weise erzählen – die Wahrheit über eine Zeit, in der Worte zu Waffen der Absurdität wurden – die bleibt. Und irgendwo dazwischen erstickt sie an ihrer eigenen Unfassbarkeit.
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Autokraten, Diktatoren, Mörder, Straftäter … man ust unter sich.
Lobhudelt sich gegenseitig.
Die Perversion mit den vielfachen Nominierungen für den Friedensnobelpreis an Trump.
Melania, naiv?
Sicher bicht.
Kalkül um als „Vermittlerin“ für die armen Kinder dazustehen.
Abzulenken von ihren Verstrickungen in den Epstein Files.
Während ihr Mann im eigenen Kand selbst Kinder mit Staatsbürgerschaft in Lager steckt.
Kinder, due unbegleitet I die USA kamen in menschenunwürdige Detention Center steckt. Verhöre ohne Rechtsbeistand durch ICE.
Aber Melania fastest was von der Unsvhuld der Kinder und das man sie schützen muss.
Das ist so absurd.
Diese First Lady tritt kaum in Erscheinung. Aber wenn dann ist es an Absurdität bicht zu übertreffen.
Vielleicht sollte Sie Mar a Largo öfter mal verlassen und nicht nur FOX gucken. Dann kame sie in der Realität an.
Aber warum die gemütliche Bubble verlassen? Da kann man alles ausblenden mit eigenen Koch, Personal Trainer, Botox Spezialisten und anderen Bediensteten.
Ausblenden, dass man sich der Straftaten von Donnie bewusst ist, der eigenen Verwicklungen in den Epstein Files. Das Donnie mit Stormi Daniel’s mehrfach betrogen hat, während sie Schwangerschaft war und was noch alles unter ihrer Maske versteckt ist.
Danke Rainer für den sehr aufschlussreichen Beitrag.
Ich danke dir