Was die neuen Epstein-Fotos nicht erzählen …

VonRainer Hofmann

Dezember 19, 2025

Demokraten im Repräsentantenhaus haben weitere Dutzende Fotos aus dem Besitz von Jeffrey Epstein veröffentlicht. Die Bilder zeigen Epsteins Kontakte zu wohlhabenden und einflussreichen Personen. Sie stammen aus einer Sammlung von mehr als 95.000 Bildern, das dem Kongress nach einer Vorladung übergeben wurde. Die Veröffentlichung erhöht den Druck auf das Justizministerium. Bis zum Ende der Woche sollen weitere Akten freigegeben werden. Die politische Aufmerksamkeit rund um diese Veröffentlichungen nimmt zu, doch ohne Einordnung bleiben viele der kursierenden Bilder und Informationen inhaltlich schwach und dienen mehr oder weniger zur Social Media Befriedigung. Sie stehen für sich, erklären nichts und verschleiern eher, vermuten eher, als dass sie aufklären, oder entscheidend zur Wahrheit beitragen. Man muss einen Punkt auch sehr klar benennen: Auch für die einige Demokraten steht viel auf dem Spiel. Entscheidende Verbindungen fehlen: Rekrutierungswege, Verantwortlichkeiten, Handlanger. Ohne diese Zusammenhänge entsteht kein Erkenntnisgewinn, sondern lediglich ein weiterer Umlauf theoretischer Hinweise. Für die Betroffenen ist das besonders problematisch. Veröffentlichungen ohne Kontext erzeugen Erwartungen, ohne Antworten zu liefern.

Unsere Recherchen laufen weiter und konzentrieren sich auf einen bislang nur unzureichend aufgearbeiteten Teil des internationalen Mädchenhandels aus Litauen und mehreren asiatischen Staaten. Nach unseren aktuellen Erkenntnissen wurde die operative Abwicklung dieser Strukturen zentral über Jean-Luc Brunel gesteuert. In unserem Fokus stehen schon lange konkrete Rekrutierungsvorgänge, Transportwege, Unterbringung und beteiligte Mittelsmänner. Mehrere Mädchen gelten seit dokumentierten Kontakten mit Brunel als vermisst. Die Rekonstruktion dieser Abläufe erfordert länderübergreifende und aufwendigste Recherchen und die Auswertung weiterer Dokumente.

Wer Jeffrey Epstein verstehen will, muss Jean-Luc Brunel kennen. Jean-Luc Brunel – das ist der Name, der sich wie ein Schatten über die europäische Seite des Epstein-Komplexes legt. Der französische Modelagent, langjähriger Geschäftspartner und enger Vertrauter von Jeffrey Epstein, wurde am 19. Februar 2022 tot in seiner Zelle in Paris aufgefunden. Offiziell: Suizid durch Erhängen. Es ist ein Satz, der an ein Déjà-vu erinnert – an das Jahr 2019, an die Zelle in New York, an jenen anderen angeblichen Suizid, der weltweit Zweifel aufwarf. Auch Brunel soll sich erhängt haben. Auch Brunel wartete auf seinen Prozess. Auch Brunel war ein Schlüsselzeuge. Die Parallelen sind frappierend. Wie Epstein war Jean-Luc Brunel nicht nur ein mutmaßlicher Sexualstraftäter, sondern Teil eines Netzwerks, das junge Frauen und Mädchen unter dem Deckmantel von Glamour und Modelkarrieren rekrutierte. Wie Epstein war auch Brunel ein Mann mit Kontakten in höchste Kreise – zu Politik, Adel, Medien, Geld. Und wie Epstein hinterließ auch Brunel einen Scherbenhaufen aus Opfern, offenen Fragen und Akten, die nie vor Gericht verhandelt wurden.

Brunel wurde 1946 geboren und gründete 1977 die Modelagentur Karin Models in Paris. Später, mit Geld von Jeffrey Epstein, baute er MC2 Model Management in New York und Miami auf – eine Agentur, die laut mehreren Zeugenaussagen gezielt Minderjährige ins Visier nahm. Brunel war nicht nur Manager. Er war Gastgeber, Vermittler, Teil des Systems. Er stellte Epstein junge Frauen vor, organisierte Reisen, verschleierte Alter, Herkunft und Absichten. In einer Nachricht vom 11. April 2005 – heißt es:

Aus Archiv Kaizen-Blog

„Nachricht WICHTIGE NACHRICHT – Für: Jeffrey – Datum: 11.04.2005 – Uhrzeit: 8:08 Uhr abends – Von: Jean-Luc – Telefon: 646 286 7000 – Anruf erhalten: ✅ – Nachricht: Er hat eine Lehrerin für dich, um dir Russisch beizubringen. Sie ist 2 × 8 Jahre alt (also 16 Jahre alt), nicht blond. Der Unterricht ist kostenlos und du kannst heute die erste Stunde haben, wenn du anrufst.“ Wer Jeffrey Epstein verstehen will, muss Jean-Luc Brunel kennen und auch das erste Verfahren im Fall Epstein.

Fortsetzung folgt …

In eigener Sache
Liebe Leserin, lieber Leser des Kaizen Blog,
genau jetzt, in diesem Moment, sind alle von uns überall an vielen Orten im Einsatz und erleben Geschichte hautnah mit. Möglich ist das auch deshalb, weil Leserinnen und Leser wie Sie verstehen, dass jemand vor Ort sein muss – nicht aus der Ferne berichten, sondern miterleben, dokumentieren, Zeugnis ablegen. Unterstützen Sie unabhängigen Journalismus, der Menschenrechte verteidigt und rechtspopulistischer Politik widerspricht.
Kaizen unterstützen

Updates – Kaizen Kurznachrichten

Alle aktuellen ausgesuchten Tagesmeldungen findet ihr in den Kaizen Kurznachrichten.

Zu den Kaizen Kurznachrichten In English
Abonnieren
Benachrichtigen bei
guest
1 Kommentar
Älteste
Neueste Meistbewertet
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Marlene Schreiber
Marlene Schreiber
5 Stunden zuvor

Danke für die Informationen, die woanders nicht geboten werden. Hoffentlich unterstützt man die Arbeit von Euch, kommt selten vor, dass es noch sehr guten Journalismus gibt.

1
0
Deine Meinung würde uns sehr interessieren. Bitte kommentiere.x