Trump hat die wahre Hölle begnadigt – Die Oath Keepers und ihr Netzwerk

VonRainer Hofmann

Mai 14, 2025

Unsere Recherchen führen tief in das Herz einer Bewegung, die sich nicht mehr im Verborgenen organisiert, sondern längst offen trainiert, marschiert und rekrutiert. Es ist kein bloßes Netzwerk rechter Ideologen, es ist eine disziplinierte Formation, die sich auf einen Moment vorbereitet, den sie als unausweichlich betrachtet: den gesellschaftlichen Kollaps. Die Gruppe nennt sich Patriot Front. Entstanden nach dem Blut von Charlottesville, abgespalten von Vanguard America, zeigt sie sich nicht mehr mit Hakenkreuzen, sondern mit Uniformen, Symbolen, Fahnen und Kampfstiefeln. Was früher braun war, ist heute olivgrün, beige und taktisch durchorganisiert. Doch Patriot Front ist nur ein Name. Unter der Oberfläche verbergen sich weitere Strukturen, vereint unter dem kryptischen Zeichen „H-8“. Eine Abkürzung, die nicht nur für Hass („Hate“) steht, sondern für eine Ideologie der weißen Überlegenheit und den gewaltsamen Umsturz. H-8 ist ein loses Netzwerk rechtsextremer Gruppen, das sich vom Ku-Klux-Klan bis zu den Oath Keepers und der Patriot Front erstreckt – mit Unterstützern aus Politik und Wirtschaft. In den Wäldern von Tennessee, Alabama und Texas trainieren sie paramilitärisch, sprechen von „Freiheit“, doch meinen Gewalt.

Die Oath Keepers sind die Strippenzieher dieser Schattenarmee. Sie sind Ausbilder, Organisatoren, Vordenker eines angeblichen Verfassungsschutzes, der in Wahrheit die Demokratie zersetzt. Ihr Anführer Stewart Rhodes predigt vom „Tag der Abrechnung“, während geleakte Chats von Mordplänen, Bombenbau und „Säuberung der Städte“ zeugen. Präsident Donald Trump begnadigte über 1.500 Personen im Zusammenhang mit dem Angriff vom 6. Januar 2021 – darunter Stewart Rhodes, Enrique Tarrio und weitere führende Mitglieder der Proud Boys und Oath Keepers. Die Begnadigungen gelten innerhalb der Bewegung als Signal der Straflosigkeit. „Er hat uns gezeigt, dass wir unbesiegbar sind“, heißt es in einem der Foren. Hakenkreuze wurden durch moderne Symbolik ersetzt, doch die Wurzeln reichen bis zum Ku-Klux-Klan. H-8 ist digital vernetzt, professionell organisiert – und längst nicht mehr auf die USA beschränkt. Vor allem in Deutschland und Frankreich bauen sie Netzwerke auf, teilen Anleitungen, planen Anschläge.

Die Gewalt ist real. In Michigan brennt eine Moschee, in Texas stirbt ein Journalist, der über rechtsextreme Gruppen berichtete. Offiziell spricht die Polizei von einem Raubüberfall – doch geleakte Nachrichten zeigen, dass er ein Ziel war. „Der erste Verräter ist gefallen“, schrieb ein User. Die Bewegung träumt vom Tag X – und während offizielle Stellen zögern oder schweigen, schreiten sie voran. Sie feiern sich selbst in verschlüsselten Kanälen, sehen sich als Verteidiger einer Nation, die sie in Wahrheit längst verraten haben. Und wir haben es gesehen – an einem Samstag im März 2025, in Tennessee.

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