Trump, die goldene Lüge – 115 Kinder, die es nie gab

VonRainer Hofmann

Mai 10, 2025

http://( https://www.whitehouse.gov/articles/2025/05/week-16-wins-president-trump-advances-americas-new-golden-age/)

Es beginnt mit einem Paukenschlag. „Woche 16: Präsident Trump führt Amerika in eine neue goldene Ära“, verkündet das Weiße Haus. Eine Liste von Erfolgen, so lang wie die Mauer, die Trump einst versprochen hat. Ein Triumphzug, eine Lobeshymne auf den „Retter Amerikas“. Doch was ist diese „goldene Ära“ wirklich? Nichts als eine vergoldete Illusion.

Da ist der „Durchbruch“ eines Handelsabkommens mit dem Vereinigten Königreich. Ein Durchbruch, der sich bei näherem Hinsehen als gut inszenierte Nebensache entpuppt. Ein paar Zölle weniger für Agrarprodukte, einige Exportbarrieren für Rindfleisch und Ethanol gesenkt – während zahlreiche Handelsbarrieren fortbestehen. Doch für Trump ist es ein Sieg. Für das Weiße Haus ist es ein „historischer Moment“. Für die Wahrheit ist es eine Lüge.

Weiter geht der Reigen der Illusionen. Investitionen in die US-Industrie werden gefeiert, als habe Trump sie persönlich aus dem Boden gestampft. Doch die Wahrheit ist so simpel wie ernüchternd: Unternehmen wie Gilead Sciences und Bristol Myers Squibb investieren, weil es ihre langfristigen Pläne sind – nicht, weil ein präsidialer Zauberstab sie verführt hätte.

Und dann Alcatraz. Ein Symbol des Schreckens, das Trump wiedereröffnen will. Die „gefährlichsten Kriminellen“ sollen hier eingesperrt werden, verkündet er. Doch was ist Alcatraz heute? Ein nationales Denkmal, ein Wahrzeichen unter dem Schutz des National Park Service. Trumps Ankündigung ist ein Luftschloss, ein Zeichen seiner ungebremsten Lust an der Machtfantasie.

„Project Homecoming“ – so nennt Trump sein Programm, das Migranten zur „freiwilligen“ Rückkehr bewegt. Doch wie freiwillig ist eine Rückkehr, wenn die Alternative eine Abschiebung in Ketten ist? Die Wahrheit ist so hart wie einfach: Viele Migranten gehen, weil ihnen keine Wahl bleibt.

Im Nahen Osten verkündet Trump einen „Friedensschluss“ im Jemen. Einen Waffenstillstand mit den Houthi-Rebellen, verkündet das Weiße Haus. Doch wo ist dieser Frieden? Niemanden ist darüber im Jemen etwas wirklich bekannt. Wir sprachen auch mit Kollegen von Al Jazeera und ich hakte auch direkt bei den Vereinten Nationen nach – man schüttelte nur mit dem Kopf. Er existiert nur in der Rhetorik des Präsidenten. In der Realität gibt es keine amerikanische Friedensgarantie, nur Absichtserklärungen, die in der Wüste verwehen, vermittelt durch den Oman.

Dieser sehr brüchige Waffenstillstand bezieht sich jedoch ausschließlich auf gegenseitige Angriffe zwischen diesen beiden Parteien und umfasst nicht den gesamten Konflikt im Jemen. Die Huthi-Miliz hat klargestellt, dass dieser Waffenstillstand keine Angriffe auf Israel ausschließt. Tatsächlich kam es am 5. Mai 2025 zu israelischen Luftangriffen auf Huthi-Ziele im Jemen, nachdem die Huthis Raketen auf Israel abgefeuert hatten. Am 6. Mai griff die israelische Luftwaffe den internationalen Flughafen von Sanaa an, wobei die Start- und Landebahn sowie mehrere Flugzeuge zerstört wurden. Israel begründete den Angriff damit, dass der Flughafen von den Huthis für Waffenlieferungen genutzt werde. Insgesamt zeigt sich, dass der Waffenstillstand zwischen den USA und den Huthis nicht zu einer umfassenden Beruhigung der Lage im Jemen geführt hat. Die Region bleibt weiterhin von militärischen Auseinandersetzungen betroffen.

„Operation Restore Justice“ – ein Titel, der nach Größe klingt. Eine Rettungsaktion, die das Leben von 115 Kindern gerettet haben soll. Ein Heldentum der amerikanischen Justiz, ein strahlender Moment des Guten. Doch was sich als leuchtendes Signal ausgibt, ist nichts als ein Irrlicht. Unsere intensivsten Recherchen, „unterstützt durch Anfragen und Gespräche mit anderen Journalisten, können wir nur zwei konkrete Rettungsfälle bestätigen. Zwei Kinder, zwei Geschichten, in unabhängigen Fällen, mit wenigstens einem guten Ende – wenn man das überhaupt noch sagen kann.“ – real, nachweisbar. Und dann? Eine Stille, die ohrenbetäubend ist.

Wo sind die anderen 113 Kinder? Zahlen ohne Gesichter, Erfolgsmeldungen ohne Beweise. Es ist, als hätte jemand in einem Büro beschlossen, dass 115 eine bessere Zahl ist als zwei. Eine Statistik, so hohl wie das Versprechen der Gerechtigkeit, die sie vorgibt zu verkörpern.

Für die Regierung ist es ein Triumph, für das Weiße Haus eine Erfolgsmeldung. Für die Wahrheit ist es eine Unverschämtheit. Kein Journalist, der nachgefragt hat, konnte die Rettung der 113 unsichtbaren Kinder bestätigen. Keine Behörde, die Dokumente vorlegt. Kein einziges Gesicht, kein Name, keine Geschichte.

Doch die Schlagzeilen schreiben sich von selbst: 115 gerettete Kinder. Man könnte fast meinen, eine Rettung sei keine Rettung, solange sie nicht auf 100 aufgerundet wird. Die Wahrheit verschwindet in einem Nebel aus Worten. „Operation Restore Justice“ – die Gerechtigkeit, die sich als Schatten herausstellt.

„Gain-of-Function“-Forschung, das große Schreckgespenst. Trump beendet die Finanzierung. Eine Entscheidung, die Schlagzeilen macht. Doch bei genauer Betrachtung ist es eine Geste ohne Wirkung. Die Forschung geht weiter – in privaten Laboren, in nationalen Einrichtungen. Der Präsident hat nichts beendet außer der Wahrheit.

Und der „Digital Equity Act“, abgeschafft, weil er „diskriminierend“ sei. Doch was war er wirklich? Ein Versuch, benachteiligten Gruppen Zugang zu Technologie zu verschaffen. Für Trump ist es ein Akt der „Gerechtigkeit“. Für die Betroffenen ist es ein Schlag ins Gesicht.

Trump kündigt eine „Reform der Luftverkehrskontrolle“ an. Ein radikaler Umbau, eine Revolution des amerikanischen Luftraums? Nein. Nur eine Ankündigung, die nichts ändert, außer der Illusion, dass etwas geschieht.

Und schließlich der „Victory Day for World War II“. Ein „Gedenktag“, der nichts bewirkt, der keine rechtliche Bedeutung hat, der kein Feiertag ist. Ein Tag, den Trump erschafft, wie er andere Wahrheiten erschafft: durch bloße Behauptung.

Dies ist die „goldene Ära“ des Donald Trump: Eine Ära aus falschen Versprechen, aus Lügen, die so oft wiederholt werden, dass sie wie Wahrheit klingen. Ein Amerika, das belogen wird, nicht durch raffinierte Täuschung, sondern durch die schiere Flut der Behauptungen. Ein goldener Schein, der im ersten Licht der Wahrheit verblasst.

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