Der 4. Juli ist der heiligste Tag im amerikanischen Kalender. Es ist der Tag der Unabhängigkeitserklärung, der Fanfaren und des Feuerwerks, der Familienpicknicks und der Grills. Doch in diesem Jahr war es auch ein Tag der Widersprüche – und der Grenzen politischer Symbolik. In über 150 Städten der USA gingen Menschen gegen Donald Trumps Regierung auf die Straße. Sie protestierten gegen Entrechtung, Angstpolitik, Deportationen und die Aushöhlung demokratischer Prinzipien. Und doch bleibt am Ende ein ernüchterndes Fazit: Die Proteste wirkten kraftloser als erhofft, die Wirkung im Nebel des 4. Juli untergegangen – nicht nur auf der Straße, sondern vor allem in der Öffentlichkeit.
Dabei war die Idee verführerisch: Der Nationalfeiertag als Bühne des Widerstands, als Spiegel der amerikanischen Doppelmoral. Was ist Freiheit wert, wenn Millionen Menschen sich nicht sicher fühlen? Was bedeutet Unabhängigkeit, wenn Regierungspolitik gezielt auf Abgrenzung, Einschüchterung und Kontrolle setzt? Bewegungen wie „No Kings“, „Hands Off“ und die „Poor People’s Campaign“ wollten genau das sichtbar machen. Und sie hatten recht. Doch der Tag selbst war ein zweischneidiges Schwert. Viele Menschen waren verreist, in Ferienlaune oder schlicht im Grillnebel verschwunden. Der Medienfokus lag auf Paraden und patriotischem Pathos. Und selbst in Metropolen wie New York oder San Francisco wirkte mancher Protestzug mehr wie eine Versammlung als wie ein Ausbruch gesellschaftlicher Notwehr. Ein Kritikpunkt, der schon im Vorfeld laut wurde: Nur weil Plakate mit „4th of July“ und „Protest“ gut aussehen, ist das noch kein guter Plan. Der Tag mag im Kalender groß sein – politisch ist er es nicht.
Im Vergleich zu den Massenkundgebungen vom 14. Juni, dem Tag der Militärparade und der großen Protestflut, verblassten die Demonstrationen am Unabhängigkeitstag sichtbar. Es war, als liefe der Widerstand im Schatten des Feuerwerks. Und schlimmer noch: Viele Medien schwiegen. Nicht aus Ignoranz allein, sondern aus Angst – vor politischer Repression, vor Verlust von Lizenzen, vor Angriffen durch Trumps digitale Prätorianergarde. Wer etwa einen Fernseher in South Carolina oder Louisiana einschaltete, hätte kaum geahnt, dass landesweit demonstriert wurde – oder dass die Welt sich zunehmend angewidert von den Vereinigten Staaten abwendet. Nur dort, wo es nicht mehr zu leugnen war, etwa in Washington D.C. mit Sichtlinie aufs Weiße Haus, wurde berichtet. Doch auch das blieb oft randständig. Was sich 2025 abspielt, ist kein isoliertes Phänomen. Es ist das Ergebnis einer Gesellschaft, die unter Hochdruck auseinanderdriftet. Der alte amerikanische Leitsatz „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“ wurde zum brutalen Dogma, das Empathie verdrängt und Gerechtigkeit zur Privatsache erklärt. In Deutschland beginnt sich Ähnliches zu regen – in Berlin, in Dresden, in Frankfurt/Oder. Und doch ist es noch lange nicht zu spät, denn die Gesellschaft in Deutschland ist aufgeklärter, Willensstark und lässt sich einfach so von einem Clown im Massanzug bespassen. Wer genau hinsieht, erkennt: Der soziale Krieg in den USA wird nicht von allen geführt. Aber er wird entschieden – zwischen Journalist:innen, Menschenrechtsorganisationen und einem Regime, das alles daran setzt, Kontrolle als Ordnung zu verkaufen. Denn nur wer durchhält, kann gewinnen. Und jede Sekunde dieses Einsatzes lohnt sich – für die Freiheit, für die Würde, für das, was ein Land einmal ausgemacht hat. Chicago, Washington und Los Angeles haben das heute gezeigt. Wir, die wir berichten, recherchieren, dokumentieren – wir geben nicht auf. Wir glauben an die Kraft der Aufklärung, an die Wirkung des Wortes, die Waffe der Recherche, an den langen Atem der Wahrheit. Unsere Aufgabe ist keine Dienstleistung – es ist Überzeugung. Und unsere Zeit mag rau sein, aber sie verlangt nach Haltung. Denn eine freie Gesellschaft ist kein Geschenk. Sie ist das Ergebnis jedes einzelnen Schritts, den wir im Widerstand gehen.
Schade, warum da nicht mehr dagegen angehen?
Resignation, Frustration und Angst.
Fast jeder kehrt zu seinem Business as usual zurück.
Die MAGA machen mit Trump was sie wollen, die Demokraten haben alles, wirklich alles von Anfang an verschlafen.
So fühlen sich die, die nicht mit jetzige Politik einvestanden sind verlassen.
Sie sagen sich, warum sollen wir riskieren inhaftiert zu werden, wenn von Seiten der Politik und Medien keine Unterstützung kommt.
Und die MAGA jubeln, verspotten die wenigen Demonstranten als woke Irre oder bezahlt Statisten.
Auch aus dem Volk wird kein wirklicher Gegenwind kommen.
Jeder macht seins, „hofft das ihn nichts trifft“.
Das hat 1933 schon nicht funktioniert.