„Sein Bruder, der Präsident“ – Epstein-Vertraute packt über Trump aus

VonRainer Hofmann

Juli 19, 2025

Die Frau, die da spricht, klingt ruhig. Fast beiläufig. Doch jedes ihrer Worte ist ein Sprengsatz. Stacey Williams, einst Model, dann Mätresse eines der berüchtigtsten Männer Amerikas, tritt vor die Kameras und bricht das Schweigen. Nicht über sich – sondern über zwei Männer, deren Verhältnis lange geleugnet, heruntergespielt und verdrängt wurde. Der eine ein verurteilter Sexualstraftäter. Der andere der amtierende Präsident der Vereinigten Staaten. „Sie waren beste Freunde“, sagt Williams über Jeffrey Epstein und Donald Trump. Und dann: „Sehr eng. Und nicht auf gute Weise.“

Williams, die Epstein nach eigener Aussage vier oder fünf Monate lang in den Neunzigern datete, zeichnet in einem Interview das Bild einer Männerfreundschaft, die mehr war als Golf, Manhattan-Cocktails und Mar-a-Lago-Geprahle. Es sei eine Verbindung gewesen, sagt sie, „die andere aus dem Raum trieb“. Weil sie verstörend war. Weil sie Macht ausstrahlte. Und weil man spürte, dass dort etwas lief, was man nicht sehen sollte. „Ich erinnere mich, dass sie sich gegenseitig ständig ‚bro‘ nannten“, sagt sie. „Das war kein Witz, das war ihre Sprache. Eine Art Code.“ Es ist nicht das erste Mal, dass Trumps Verbindungen zu Epstein in der Öffentlichkeit auftauchen. Doch selten klang eine Quelle so glaubwürdig – und so lakonisch sicher. Williams ist keine Verschwörungstheoretikerin, kein Internet-Troll. Sie war da. Und sie erzählt nicht mit Häme, sondern mit dem trockenen Ton einer Frau, die zu lange geschwiegen hat. „Ich habe ihn oft mit Trump zusammen gesehen“, sagt sie. „Sie waren wie Spiegelbilder – gleich reich, gleich arrogant, gleich gefährlich.“ Was sie beschreibt, ist eine Beziehung der Beiläufigkeit: Trump, der mit Epstein scherzt, als wäre das alles ein Spiel. Epstein, der von Trump spricht wie von einem Verbündeten. Kein Wort über Politik, kein Wort über Ideale – nur Deals, Frauen, Status. „Es ging nie um Inhalte“, sagt Williams. „Es ging darum, wer wen kennt. Und wer Zugriff auf was hat.“

Besonders erschreckend ist, wie Williams über die Atmosphäre rund um Epstein spricht – und wie Trump sich in dieser Welt bewegte. „Jeffrey war wie ein schwarzes Loch, das alles um sich herum aufsaugte. Und Trump war einer der wenigen, die ihm nicht aus dem Weg gingen, sondern sich zu ihm hinzogen.“ Es habe Partys gegeben, auf denen junge Frauen waren – sehr junge Frauen. Sie selbst habe das damals nicht hinterfragt, aber rückblickend sei ihr vieles klar geworden. „Trump war oft dort. Und er hat es genossen.“ Die Aussagen von Stacey Williams kommen zu einem Zeitpunkt, an dem das Netz um die Epstein-Akten sich erneut zuzieht. Neue Enthüllungen, neue Namen, neue Protokolle aus alten Verfahren. Und über allem schwebt die eine Frage: Was wusste der heutige Präsident? Und wann? Trump hatte 2019 behauptet, er habe sich „schon lange von Epstein distanziert“. Doch laut Williams war das eine Schutzbehauptung. „Ich habe nichts davon gemerkt“, sagt sie. „Für mich sah das nie nach Distanz aus.“ Die Brisanz der Aussage liegt nicht nur in den Details, sondern im Ton. Es ist kein Skandalbuch, keine rachsüchtige Ex, keine Sensation. Es ist eine nüchterne Beobachtung: Zwei Männer, eng, unehrlich, unbeobachtet. Und eine Öffentlichkeit, die viel zu lange bereit war, beides zu ignorieren – die Taten des einen, und das Schweigen des anderen. Auf die Frage, ob sie glaube, dass Trump heute noch etwas zu verbergen habe, antwortet Williams ohne Zögern: „Ich glaube, er hat nie aufgehört, Dinge zu verbergen. Nur die Methoden haben sich geändert.“ Und dann sagt sie einen Satz, der noch lange nachhallt: „Wenn Trump nachts in den Spiegel schaut, sieht er nicht den Präsidenten – sondern seinen alten Freund.“

Ein alter Freund, der gefallen ist. Und dessen Schatten noch immer über dem Weißen Haus liegt.

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Ela Gatto
Ela Gatto
3 Monate zuvor

Wird es doch zu Trumps Waterloo?

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