Republikaner Bryan Steil, Abgeordneter aus Wisconsin und treuer Unterstützer von Donald Trump, wollte es eigentlich besser wissen. Trotz eindringlicher Warnungen der Parteiführung, während der Sommerpause keine Bürgerversammlungen abzuhalten, wagte er sich am Donnerstagabend vor seine Wähler in Elkhorn – und wurde von der Realität der öffentlichen Meinung eingeholt. Die Veranstaltung endete in einem Sturm aus Buhrufen, Zwischenrufen und offenen Aufforderungen zum Rücktritt.
Schon beim Thema der jüngsten ICE-Razzien, die von maskierten und nicht identifizierbaren Agenten durchgeführt worden waren, kippte die Stimmung. Auf die Frage aus dem Publikum, warum die Beamten vermummt seien und ohne Namenskennzeichnungen aufträten, versuchte Steil eine Ausweichantwort, sprach von einem „moral hazard“ durch die angeblich unsichere Grenze unter Präsident Biden – doch seine Worte gingen unter im gellenden Pfeifkonzert. Als ein älterer Mann mit einer kleinen US-Flagge aufstand und sagte: „I am so disappointed – ich bin so enttäuscht“, schlossen sich Rufe aus dem Publikum an. Die Vorwürfe waren klar: Steil vertrete nicht die Bürger von Walworth County, sondern handle wie ein verlängerter Arm Donald Trumps.
Der Moment der endgültigen Demütigung kam, als eine Frau aufstand, ihm offen ins Gesicht sah und sagte: „Ich glaube, Sie sind nicht mehr der Richtige für uns.“ Jubel brandete auf, Applaus hallte durch die Halle. Sie legte nach: „Ich glaube, es ist Zeit zu gehen. Sie haben keinen Bezug mehr zu den meisten von uns, und irgendwann muss man wissen, wann man zurücktritt.“ Noch ehe Steil antworten konnte, verwandelte sich der Saal in ein Echo aus Beifall und Zustimmung.
Draußen hatten sich zuvor rund 50 Demonstrierende vor der Highschool versammelt, um gegen Steils Unterstützung von Trumps Haushaltsgesetz zu protestieren – jenem Gesetz, das massive Kürzungen bei Medicaid und Lebensmittelhilfen vorsieht. Laut Schätzungen von Gesundheitsexperten in Wisconsin könnten dadurch Zehntausende Menschen ihren Versicherungsschutz verlieren. Der Auftritt in Elkhorn sollte ein Signal der Bürgernähe sein – er wurde zur öffentlichen Bloßstellung eines Abgeordneten, der längst den Rückhalt in seiner eigenen Heimat zu verlieren scheint.
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Man kann nur hoffen, dass sich das im ganzen Land epidemisch verbreitet.
…noch ein weiter, weiter Weg
Ja, das ist leider zu befürchten.
Sie hätten nachdenken sollen, bevor sie ihn gewählt haben.
Der tritt nicht zurück.
Bis zu den Midterms ist es noch über ein Jahr hin. Falls es diese noch geben sollte.
Und dann wird eben doch wieder rot gewählt.
Aus Prinzip. Weil blau links, woke und zu Immigrantenfreundlich ist.
Aber trotzdem schön, dass diesem Lackaffen heftig Paroli geboten wurde