Maduro schlägt Alarm – und es steht mehr auf dem Spiel als seine eigene Rolle

VonRainer Hofmann

Dezember 1, 2025

Nicolás Maduro hat einen Brief verschickt, der wie ein Warnruf aus einem Land klingt, das spürt, wie sich etwas zusammenzieht. Gerichtet an den UN-Generalsekretär und an alle Staaten der OPEC und OPEC+, beschreibt er monatelange Drohungen aus den USA, bis hin zur offenen Andeutung eines möglichen Militärschlags. Für Maduro steht fest, dass Washington nicht nur Druck ausübt, sondern gezielt versucht, Zugriff auf Venezuelas riesige Ölreserven zu bekommen. In seinem Schreiben spricht er von der Gefahr, dass die Vereinigten Staaten „mit tödlicher Gewalt“ eingreifen könnten – gegen das Land, seine Bevölkerung und seine Institutionen.

Der Ton des Briefes ist nicht diplomatisch, er ist alarmiert. Maduro erinnert daran, wie Militäraktionen westlicher Staaten ganze Regionen aus dem Gleichgewicht brachten und Märkte in die Knie zwangen. Er warnt, dass ein Angriff auf Venezuela nicht nur Lateinamerika erschüttern würde, sondern den weltweiten Energiemarkt. Die OPEC-Länder wüssten genau, wie schnell ein Konflikt Preise explodieren lässt, Lieferketten unterbricht und die Fragilität eines Systems offenlegt, das eigentlich Stabilität braucht. Gleichzeitig bittet Maduro die OPEC-Staaten um geschlossene Unterstützung. Er will, dass sein Brief offiziell verteilt wird, damit alle wissen, wie ernst die Lage sei. Hinter jedem Satz steht die Sorge, dass ein Konflikt entsteht, den niemand wieder eingefangen bekommt.

Doch eines muss klar benannt werden – und es wäre unehrlich, es zu übergehen. Wer Maduro kritisiert, hat recht. Und trotzdem darf man kein Völkerrecht nach Belieben anwenden und brechen. Maduro ist kein Staatsmann, der Vertrauen verdient hätte. Unter seiner Führung wurden Gegner verfolgt, Medien eingeschüchtert und Millionen Menschen ins Elend getrieben. Niemand muss seine Politik gutheißen, um die Dimension dieses Moments zu begreifen. Gerade weil seine Bilanz so belastet ist, wäre es fatal, Regeln abhängig von Sympathien auszulegen. Auch ein Präsident, dessen Kurs man ablehnt, hat Anspruch auf den Schutz der territorialen Integrität seines Landes.

Wenn eine Großmacht mit Gewalt droht, darf niemand so tun, als sei das unproblematisch, nur weil der Betroffene ein schlechter Regierungschef ist. Das Völkerrecht verliert seine Bedeutung, sobald man es nach Belieben aussetzt. Und wer zulässt, dass ein Staat wegen seiner Rohstoffe militärisch unter Druck gesetzt wird, öffnet Türen, die sich später nicht mehr schließen lassen. Deshalb ist Maduros Brief mehr als die Beschwerde eines angeschlagenen Präsidenten. Er zeigt, dass die Lage gefährlich geworden ist. Die USA haben in den letzten Monaten massiven Druck aufgebaut, während die Truppenpräsenz in der Karibik wächst. Zur selben Zeit fließen widersprüchliche Botschaften aus Washington: Man spricht von Anti-Drogen-Operationen, während der Präsident selbst politische Entscheidungen trifft, die mit diesem Ziel wenig zu tun haben.

Venezuela antwortet darauf mit einem Schreiben, das kein diplomatisches Ritual ist, sondern ein Versuch, die Welt daran zu erinnern, welche Regeln eigentlich gelten sollten. Maduro schließt mit der Bitte, sein Schreiben ohne Störungen an alle OPEC-Staaten zu verteilen. Ein Satz, der zeigt, wie sehr das Vertrauen in internationale Mechanismen geschwunden ist. Am Ende bleibt eine Botschaft, die weit über Caracas hinausreicht: Wer an Stabilität interessiert ist – sei es aus wirtschaftlichen, politischen oder ganz schlichten menschlichen Gründen –, kann sich diesen Konflikt nicht schönreden. Die Lage ist ernst. Und sie betrifft weit mehr als den Mann, der den Brief unterschrieben hat.

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