Las Vegas: Teenager bei ICE-Protest brutal festgenommen – nur weil sie „wie Einwanderer aussehen“

VonRainer Hofmann

Juni 14, 2025

Las Vegas – Es sollte ein gewöhnlicher Samstagnachmittag werden. Zwei Cousinen, 15 und 16 Jahre alt, machten sich auf den Weg zu einer Geburtstagsfeier in der Innenstadt. Doch sie kamen nie dort an. Stattdessen endete ihr Tag mit blutigen Beinen, zerkratzten Gesichtern, verstörten Blicken – und dem Gefühl, allein wegen ihres Aussehens kriminalisiert worden zu sein. Wie Zeugen berichten und in diesem Handyvideo zu sehen ist, wurden die beiden Jugendlichen in der Nähe eines Protestes gegen die jüngsten ICE-Razzien von Polizisten gestoppt, zu Boden gedrückt und ohne ersichtlichen Grund brutal festgenommen.

„Wir sind Minderjährige und wollen einfach nur nach Hause“, soll eines der Mädchen einem der Beamten gesagt haben. Die Antwort: „Das spielt keine Rolle – ihr seid illegal.“

Die Jugendlichen wurden gegen eine Mauer gedrückt, ihre Arme mit unnötiger Gewalt auf den Rücken gezwungen, das Gesicht gegen Stein gedrückt – obwohl sie keinerlei Widerstand leisteten. Auf dem Video sind deutlich blaue Flecken und Hautabschürfungen zu sehen. Weder beteiligten sich die beiden an der Demonstration noch führten sie Banner, Parolen oder gar gefährliche Gegenstände mit sich. Doch ihr Aufenthalt in der Nähe des Protestzugs reichte offenbar aus, um Verdacht zu erregen – oder vielmehr: ihre Hautfarbe.

„Sie kümmern sich nicht darum, ob du ein Kind bist – nur darum, ob du wie ein Immigrant aussiehst“, sagte eine der Jugendlichen später gegenüber einem lokalen Reporter.

Der Fall schlägt Wellen. Menschenrechtsorganisationen in Nevada und Kalifornien verurteilen das Vorgehen scharf. „Wenn ethnisches Profiling zur Standardpraxis wird, verlieren wir unsere Demokratie an der Polizeikontrolle“, so ACLU-Vertreterin Carla Menéndez. Auch der Gouverneur von Nevada forderte eine rasche Untersuchung.

Die Polizei von Las Vegas veröffentlichte am Abend ein kurzes Statement, in dem sie erklärte, es habe sich um eine „verwechslungsträchtige Situation“ gehandelt, da „Personen der gesuchten Beschreibung ähnelten“. Eine Entschuldigung blieb aus.

Seit der Ausweitung der Befugnisse von ICE und Homeland Security unter Präsident Trump häufen sich Berichte über rassistisch motivierte Übergriffe – vor allem gegen Jugendliche und Menschen mit lateinamerikanischem Hintergrund. Allein in den letzten drei Wochen gab es laut ACLU mindestens 14 ähnliche Fälle – davon drei in Nevada.

„Die Kinder von heute lernen nicht, dass sie Rechte haben – sondern dass sie schweigen müssen, wenn sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind“, schrieb die Kolumnistin Isabel Romero in der Las Vegas Review-Journal. Für die betroffenen Teenager ist der Schaden nicht nur körperlich. Sie wurden nach mehreren Stunden ohne Anklage entlassen – aber mit dem Gefühl, in einem Land zu leben, das seine Versprechen von Freiheit und Gleichheit längst gebrochen hat.

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