Katharinas Geschichte

VonKatharina Hofmann

Mai 11, 2025

Alltäglicher Rassismus, leider auch in Deutschland…

Es ist ein Sonntag wie jeder andere. Ich steige in den Bus, um meinen Vater zu besuchen. An der Haltestelle, an der ich einsteige, ist Fahrerwechsel, und so winkt mich der Busfahrer nur durch, ohne dass ich den QR-Code scannen muss. Ein für mich immer wiederkehrendes Horrorszenario, weil es kaum klappt …

Als der neue Fahrer seinen Sitzplatz einnimmt, kommt ein junger Mann herein. Mir fällt als Erstes auf, wie viel Wert er auf die Zusammenstellung seiner Kleidung gelegt hat. Ein Anblick, den man selten hat. Auch er hält sein Handy hoch, um den QR-Code zu zeigen, und geht zu seinem Sitzplatz.

In dem Moment schimpft der Fahrer hinter ihm her: „Erst scannen.“ Der junge Mann steht wieder auf, hält das Handy an den Scanner – und nichts passiert. Er geht wieder auf den Sitzplatz. In dem Moment springt der Fahrer auf und kommt dem jungen Mann wutentbrannt hinterher. Er droht mit der Polizei. Der junge Mann bleibt sitzen. So verkündet der Fahrer, dass wir auf Weiteres nicht fahren können, solange der Fahrgast nicht den Bus verlässt. Nun ist es so weit. Die Fahrgäste wägen ab, ob sie zu Fuß gehen oder den nächsten Bus nehmen könnten.

Die anderen sinnieren darüber, wer an seiner Fremdsprachenkenntnis feilen sollte. Der Busfahrer an seinem Englisch? Dann hätte er längst begriffen, dass ihm der junge Mann darum gebeten hat, es selbst einmal zu versuchen – oder der Ukrainer, weil er noch nicht genug Deutsch konnte. Bei Letzterem waren sich zwei alte Frauen einig. Sie könnten zwar kein Englisch, aber diese Ausländer sollten sich um die Beherrschung der deutschen Sprache mehr bemühen …

Schräg neben mir war eine junge Frau mit Kind eingestiegen. Sie bat mich darum, auf ihr Kind zu achten, während sie ein paar Worte mit dem Busfahrer wechselte, der wütend rauchen gegangen war. Das Handy des jungen Mannes hatte sie mitgenommen. Als beide wieder im Bus waren, hatte die junge Frau in Ruhe den Code gescannt. Und was für eine Überraschung… er funktionierte. Als sie wieder saß, schaute sie mich an und sagte: „In heutiger Zeit vermisse ich die Menschlichkeit. Viel zu viel wird an Nationalität gemessen …“

Nach meinem Essen mit meinem Vater bestieg ich wieder einen Bus. Ich musste den QR-Code scannen. Der Busfahrer sagte trocken: „Das funktioniert nicht“, zuckte mit den Schultern und wies mich an, mich zu setzen. Wie einfach ist es doch, wenn man blond und hellhäutig ist … was sind das nur für Zeiten…

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