Die MAGA-Welt steht in Flammen – offen, sichtbar, unüberhörbar. Dort, wo jahrelang absolute Gefolgschaft herrschte, bricht jetzt die Loyalität auseinander wie ein morscher Orangenbaum. Trump verliert die Kontrolle über die Menschen, die ihn einst wie eine politische Heilsfigur behandelten. Und genau in diesem Kontrollverlust zeigt sich, wie weit der Absturz inzwischen fortgeschritten ist.
Währenddessen detoniert in Polen ein Sprengsatz an einer Bahnstrecke, und Donald Tusk sagt offen, wer dahinter steht: russische Geheimdienste, die zwei Ukrainer angeworben haben und anschließend über Belarus verschwanden. Ein Angriff auf ein NATO-Land – und Washington schweigt. Trump sagt nichts. Eine Leerstelle, die selbst seine treuesten Anhänger inzwischen nicht mehr übersehen können. Schweigen, wenn Putin angreift, wirkt nicht wie Stärke. Es wirkt wie Kapitulation. Viele Republikaner stellen sich gegen diese Blockadepolitik von Trump – offen.

Parallel bricht innerhalb der Republikanischen Partei eine Auseinandersetzung aus, die sich nicht mehr zudecken lässt. Laura Loomer, jahrelang eine der lautesten Stimmen an Trumps Seite, erklärt plötzlich, die eigene Partei habe ein Nazi-Problem. Nicht hinter vorgehaltener Hand, sondern öffentlich, klar, ohne Umschweife. Andere stimmen ihr zu. Es ist das erste Mal, dass die Warnungen nicht mehr von außen kommen, sondern aus dem Innersten der Bewegung.
Marjorie Taylor Greene berichtet zur selben Zeit, Trump nenne sie wiederholt eine „Verräterin“ – obwohl sie sechs Jahre lang für ihn kämpfte. Sie sagt, sie habe ihm Loyalität geschenkt, ohne etwas dafür zu verlangen. Jetzt wird sie öffentlich gedemütigt, weil sie ihren Namen nicht von einer Petition zurückziehen wollte.
Unterdessen beschimpft Trump eine Reporterin, die nach den Epstein-Akten fragt: „Ruhe. Ruhe, Schweinchen.“ Ein Satz, der überall zu sehen ist und zeigt, wie tief dieser Präsident inzwischen gefallen ist.
Thomas Massie wirft dem Sprecher des Repräsentantenhauses vor, er wolle nur die eigene Peinlichkeit kaschieren, weil er einem Gesetz zustimmen müsse, das er vier Monate lang verächtlich gemacht hat. Mike Johnson versucht, das Chaos zu beruhigen, indem er von angeblichen Gesprächen im Senat erzählt, die alles „sauber klären“ würden. Jeder weiß, dass es nicht stimmt. Der Zerfall ist nicht mehr zu übersehen.
Heute richtet Massie seine Worte direkt an jene Senatoren, die sich weigern, der Freigabe der Epstein-Akten zuzustimmen. Er sagt: „Ihr seid Teil der Vertuschung. Und wenn einer eurer Milliardärs-Spender bloßgestellt wird, weil er auf dieser Insel war, auf der Mädchen missbraucht wurden, dann tut es mir nicht leid. Einige von ihnen gehören ins Gefängnis.“
Am 17. November 2025 erscheint mitten in Times Square eine große digitale Tafel der Aktivistengruppe Home of the Brave. Darauf laufen Auszüge aus Epsteins E-Mails – darunter der Satz „natürlich wusste er von den Mädchen“, eindeutig auf Trump bezogen. Wir haben ein eigenes Foto dieser Sequenz, das die Installation und den Wortlaut klar zeigt. Die Aktion ist kein Zufall. Sie soll politischen Druck erzeugen und Entscheidungsträger im Kongress dazu bewegen, weitere Unterlagen aus der Epstein-Ermittlung freizugeben. Die Tafel ist real. Der Satz ist real. Aber es bleibt eine Aussage von Epstein – kein Urteil, kein abgeschlossener Beweis. Die Installation ist provokativ, bewusst gesetzt, ein öffentliches Störsignal in einem Moment, in dem Trump ohnehin ins Schleudern gerät.

Im Zentrum dieser Eskalation steht Laura Loomer, deren Einfluss in den vergangenen Monaten enorm gewachsen ist. Sie hat es geschafft, mit digitalen Kampagnen, gezielten Angriffen und öffentlicher Hetze massiven Druck auf Journalistinnen, Beamte und politische Gegner auszuüben. Einige verloren ihre Position, andere wurden öffentlich verfolgt oder persönlich bedroht. Loomer lebt davon, Gegner anzuprangern und daraus politische Macht zu formen. Sie gilt heute als eine der gefährlichsten Frauen der USA, weil sie aus purer Wut ein Instrument macht – und aus Desinformation ein Werkzeug zur Einschüchterung.

Steve Bannon steht dabei nicht abseits. Er bewegt sich in derselben Zone. Während Loomer die Emotionen liefert, baut Bannon den strukturellen Rahmen, der daraus politische Energie macht. Beide agieren wie zwei Seiten derselben Maschine: Sie greifen an, setzen unter Druck, erzeugen ein Klima, in dem jeder Widerspruch als Illoyalität gilt. Ihr Einfluss reicht längst über Trump hinaus.

Loomers Weg begann früh. Aufgewachsen in der glattgebügelten Vorstadt von North Castle, fand sie schnell einen Zugang zu den Mechanismen öffentlicher Aufmerksamkeit. Mount Holyoke verließ sie nach kurzer Zeit. In Miami erlernte sie die Kunst der Infiltration. Project Veritas wurde zur ersten Bühne. Später kettete sie sich an Twitters Büro, nachdem ihr Konto wegen Hetze gesperrt worden war – eine Inszenierung der Selbstopferung, die ihr in rechten Medien enorme Reichweite verschaffte.

Besonders gefährlich ist ihr direkter Zugang zu Trump. Sie prahlte damit, unliebsame Beamte entlassen zu haben. Ihre Dossiers lösten Unruhe im Nationalen Sicherheitsrat und anderen Behörden aus. Trump nannte sie noch vor kurzem eine „Patriotin“. Doch nun zeigt sich, dass ausgerechnet der Einfluss dieser angeblichen Verbündeten zu einem Risiko geworden ist – nicht für Loomer, sondern für ihn selbst. Die Lügen, die die Bewegung über Jahre am Laufen hielten, kehren zurück wie ein Echo: die Erzählung von angeblichen Operationen an Kindern, die Behauptung, haitianische Migranten würden Haustiere essen, die Pizzagate-Geschichte, die einen bewaffneten Mann in ein Restaurant trieb, das keinen Keller hatte. All diese Geschichten sollten Wut auslösen und Minderheiten angreifbar machen. Und genau diese Methoden stehen jetzt gegen die eigenen Leute.
Auf der Bühne der Conservative Partnership Academy in Washington, am Rednerpult mit der goldenen Aufschrift „The 2025 Bellator Awards“, stand der ehemalige Chefstratege Donald Trumps vor einem Saal voller Gleichgesinnter und sprach einen Satz, der in seiner Ehrlichkeit die ganze Wahrheit über diese Bewegung offenbart. Wenn sie verlieren, gehen sie ins Gefängnis. Einige jedenfalls. Er eingeschlossen. (6. November 2025)
Während in den USA dieses Chaos sichtbar wird, springen deutsche Medien plötzlich auf eine Geschichte an, nach der die AfD angeblich ein Bündnis mit dem Trump-Lager schmieden wolle, um die politische „Brandmauer“ in Deutschland einzureißen. Der Versuch ist durchschaubar. Die AfD ist in den USA ein Nichts. Niemand dort nimmt sie ernst. Wer solche Meldungen verbreitet, teilt, macht unbeabsichtigt Werbung für eine Partei, die kaum noch anderes als Skandale produziert. Es ist unprofessionell, diesem Unsinn Aufmerksamkeit zu schenken, nur um Klicks mitzunehmen.
Doch der Konflikt endet nicht dort, wo die öffentliche Fassade bröckelt. Er erreicht die tiefen Risse der eigenen Reihen. Denn parallel zur Eskalation im Kongress gerät Laura Loomer erneut ins Zentrum der Kritik – diesmal nicht wegen ihrer Angriffe auf Demokraten, sondern wegen ihrer Angriffe auf die eigenen Leute. Nach der Ermordung von Charlie Kirk forderte sie hysterisch, „jede linke Organisation zu schließen, zu entfinanzieren und strafrechtlich zu verfolgen“. Sie erklärte die politische Linke zur „Bedrohung für die nationale Sicherheit“ und kündigte an, jeden öffentlich bloßzustellen, der Kirk kritisierte oder dessen Tod kommentierte.
Doch das Netz vergisst nicht. Unter ihrem Aufruf erscheinen sofort Screenshots ihres eigenen Posts vom 13. Juli, in dem sie Kirk einen „Scharlatan“ nennt, einen „politischen Opportunisten“, der Trump „in den Rücken fällt“. Sie schreibt, sie wolle nie wieder hören, dass Kirk pro-Trump sei, und behauptet, seine Bewegung habe nur wegen Trumps Großzügigkeit überlebt. Nun, wenige Wochen später, inszeniert sie sich als seine Beschützerin. Die Reaktionen sind eindeutig: „Sag lieber nichts.“ – „Setz aus.“ – „Du bist unglaubwürdig.“ Manche springen ihr bei, doch der Grundton ist klar: Die Bewegung frisst ihre eigenen Figuren, der Krieg wird persönlicher.
Thomas Massie: „Er hat meine verstorbene Frau und meine jetzige Frau angegriffen… Das ist ein neuer Tiefpunkt für ihn. Aber wir haben darüber gelacht. Es schadet ihm mehr als mir… Aber ich finde, es war völlig über die Grenze.“
Trump hatte zuvor Massie auf seiner Plattform verspottet und geschrieben: „Hat sich Thomas Massie, manchmal auch «Rand Paul Jr.» genannt, weil er immer gegen die Republikanische Partei stimmt, schon wieder verheiratet??? Junge, das ging aber schnell!“ Er fügte hinzu: „Kein Wunder, dass ihn die Umfragen bei weniger als 8 % sehen. Nun ja, Thomas, hab ein schönes Leben und (?). Seine Frau wird bald merken, dass sie mit einem VERLIERER festhängt!“
Ihr Umgang mit Gewalt offenbart dabei die ganze Doppelmoral. Als 2022 der Ehemann von Nancy Pelosi mit einem Hammer angegriffen wurde, verbreitete Loomer eine erfundene Geschichte über ein angebliches Treffen über eine Dating-App. Tatsächlich war der Täter ein rechter Verschwörungsgläubiger, der nach Nancy Pelosi suchte. Er erhielt lebenslange Haft. Loomer entschuldigte sich nie. Am Ende bleibt ein Bild, das man nicht mehr übermalen kann: Eine Bewegung, die sich über Jahre radikalisiert hat, wird nun von ihren eigenen Mechanismen zerlegt. Trump verliert die Kontrolle. Seine Verbündeten verlieren den Halt. Und die Figuren, die sich jahrelang selbst als unantastbar sahen, werden plötzlich zu Zielscheiben der Wut, die sie selbst entfesselt haben.
Die Gläubigen fallen. Einer nach dem anderen.
Fortsetzung folgt
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