Die große Lüge von Portland – Wie Fox News Trump füttert und eine Stadt zum Feindbild macht

VonRainer Hofmann

September 8, 2025

Es ist das Muster, das sich immer wiederholt: Rechte Medien inszenieren ein Zerrbild der Realität, und ein Präsident, der längst aufgehört hat, zwischen Wahrheit und Propaganda zu unterscheiden, greift es begierig auf. So geschehen in den letzten Tagen, als Donald Trump in Washington Journalisten erklärte, er erwäge den Einsatz der Nationalgarde in Portland. Nicht, weil dort eine akute Sicherheitskrise bestünde – sondern weil er einen Fernsehbericht gesehen hatte, der die Stadt zum Brennpunkt linker Gewalt erklärte. Die Realität ist eine andere: In Portland demonstrieren seit Wochen kleine Gruppen von Dutzenden Menschen vor einem ICE-Gebäude, weit entfernt vom Zentrum, friedlich und sichtbar – Proteste, die zum demokratischen Alltag gehören. Es reicht, ein paar echte Aufnahmen mit alten, dramatischen Bildern zu mischen, gegen harmlose Protestler direkt Tränengas einzusetzen – und schon steht der Vorwand, um Militär einzusetzen.

Man mische etwas 2020 mit 2025 und fertig ist der propagandakuchen

Doch Fox News machte daraus den Untergang des Abendlandes. In einer bewusst montierten Sendung mischte der Sender aktuelle Bilder von ein paar Dutzend Demonstrierenden mit drastischen Aufnahmen aus dem Jahr 2020, als nach dem Mord an George Floyd Zehntausende auf die Straßen gingen. Diese Bilder – Tränengas, Straßenschlachten, ein Mann, dem Bundesbeamte aus nächster Nähe Pfefferspray ins Gesicht sprühten – wurden als „Beleg“ für eine anhaltende linke Bedrohung ausgegeben. Einziger realer Bezug: Vor wenigen Tagen hatten Protestierende tatsächlich eine symbolische Guillotine vor dem ICE-Gebäude aufgestellt – eine Aktion vom 1. September 2025, die sofort von Bundesbeamten mit Tränengas beantwortet wurde. Fox nutzte diese reale, isolierte Szene als Aufhänger, um sie mit Archivbildern zu verschmelzen und so den Eindruck eines fortgesetzten Bürgerkriegs zu erzeugen. Ein Lehrbuchbeispiel für Manipulation: Kontext zerstört, Geschichte umgeschrieben, Angst geschürt. Und Trump fiel darauf herein. Oder schlimmer: Er wusste, was er tat.

„Trump möchte glaubhaft machen, er wisse nicht, aus welchem Jahr die Bilder stammen.“

„Diese Leute werden bezahlt. Das sind Terroristen, das sind bezahlte Agitatoren“, polterte er, wie schon 2020, und kündigte an, sie „wegzuwischen“. Eine Sprache, die kaum mehr kaschiert, dass es ihm nicht um Ordnung geht, sondern um Feindbekämpfung. Er zeichnet ein Bild von Portland „wie in der Hölle“, spricht von einer zerstörten Stadt – während vor Ort der Bürgermeister erklärt, dass die Polizei die Lage im Griff hat, dass man stolz sei, Meinungsfreiheit zu schützen, und dass man jede unnötige Eskalation vermeiden werde. Oregons Generalstaatsanwalt Dan Rayfield kündigte an, eine Entsendung von Bundestruppen rechtlich anzufechten: „Der Präsident mag viel Macht haben, aber er muss in seiner Spur bleiben – und wenn nicht, werden wir ihn zur Rechenschaft ziehen.“

Wir haben den Test gemacht. Für zehn Minuten stellten wir das Fox-Video auf unsere eigene Facebook-Seite – versehen mit epischen Worten, die die Dramatik bewusst überzeichneten, um zu zeigen, wie solche Bilder wirken. In diesen zehn Minuten schossen die Interaktionen nach oben, die Kommentare wurden wütender, das Bedrohungsszenario wirkte plötzlich real. Dann setzten wir die Wahrheit dagegen: aktuelle Aufnahmen vom South Waterfront, ein paar Dutzend Menschen mit Transparenten, friedlich, eine Stadt, die nicht brennt. Dieser Kontrast war erschütternd – und er zeigte, wie einfach es ist, die Wahrnehmung eines ganzen Landes zu manipulieren. Solche Fake-News sind nicht harmlos. Sie können Menschenleben kosten, wenn sie Gewalt rechtfertigen, und sie können Wahlen manipulieren, wenn sie Angst zur politischen Währung machen.

Bei Forbes nahm es auch nicht so genau – Hoffentlich stimmen wenigstens die Wirtschafts- und Finanzdaten

Das ist der Kern des Problems: Eine Demokratie wird nicht nur durch Gewalt auf der Straße bedroht, sondern auch durch die gezielte Vergiftung des öffentlichen Diskurses. Wenn ein Nachrichtensender Bilder fälscht oder bewusst aus dem Kontext reißt, wenn ein Präsident diese Bilder nutzt, um den Ausnahmezustand zu rechtfertigen, dann ist das kein Zufall – es ist eine Strategie. Eine Strategie, die Menschen gegeneinander aufhetzt, die Vertrauen in Institutionen zerstört und die Bevölkerung spaltet. So arbeitet der Rechtspopulismus: in den USA mit Fox News und Trump, in Deutschland mit AfD-nahen Kanälen, mit Hetzportalen wie „Nius“, die aus jeder Mücke einen Bürgerkrieg machen wollen.

…bei ABC war es scheinbar auch egal
MAGA-Hetze im ganzen Web -HALTET PORTLAND SCHRÄG! – Portland ist nicht mehr schräg. Es ist nur noch eine weitere heruntergekommene linke Westküstenstadt, die mit einer Identitätskrise kämpft, versinkt in Drogen, Kriminalität und der intoleranten „woken“ Liberalität.
Es wurde direkt Tränengas nach dieser Aktion eingesetztMit extremer Gewalt wurde gegen Protestierende in Portland vorgegangen – in einer Stadt, in der ICE bereits seit 80 Tagen sein Unwesen treibt.

Die Gefahr ist real. Wer diese Mechanismen nicht erkennt, wer sie hinnimmt, der gewöhnt sich an eine neue Normalität, in der Lüge und Angst das politische Geschäft bestimmen. Deshalb kann man es nicht oft genug sagen: Glaubt Fox News kein Wort. Prüft Bilder, hinterfragt Narrative, hört nicht auf jene, die nur von Gewalt sprechen, um selbst Gewalt zu legitimieren. Portland ist nicht die Hölle. Es ist eine Stadt, in der Menschen ihr Grundrecht wahrnehmen. Die Gewalt geht hier von der Staatsmacht aus, von Tränengas, Gummigeschossen, von einem Präsidenten, der mit den schlimmsten Reflexen spielt.

Das ist die Realität – Die Gewalt in den USA geht von der Regierung aus (Portland, 6 September 2025)
„Friedliche Proteste am Labor Day in Portland – am Abend kam es nur zu kleineren, eher symbolischen Vorfällen: Eine Fahne wurde verbrannt, und Aktivist:innen stellten eine Guillotine vor dem ICE-Gebäude auf.“

Wer verstehen will, wie Länder verrohen, muss hier hinschauen. Es beginnt nicht mit Panzern auf den Straßen, es beginnt mit Bildern, mit Schlagzeilen, mit der ständigen Erzählung vom Feind im Inneren. Das Gift wirkt langsam, aber es wirkt. Und genau deshalb müssen wir uns wehren – gegen die Lüge, gegen die Hetze, gegen den Versuch, eine Demokratie in ein Belagerungsszenario zu verwandeln. Die Lektion von Portland lautet: Man darf diesen Leuten keine Deutungshoheit überlassen. Nicht Trump, nicht Fox, nicht den Nachahmern in Europa. Sonst wacht man irgendwann wirklich in der Hölle auf – einer Hölle, die sie selbst erschaffen haben.

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Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor

Danke für die recherche.

Leider wollen MAGA gar nicht hinterfragen oder Fakten sehen.
Sie wollen in ihrer faschistischen Bubble leben, in dieser Sekte, in der alles was nicht MAGA ist, ein Feindbild ist.
Ein Feindbild gegen das man „legitim“ mit Militärgewalt vorgehen darf, Nein sogar soll.

Trump kommt das recht.
Wenn schon ein Fake Video reicht die Menschen derart aufzuhetzen, braucht es gar keine realen Zündeleien vor Ort.
Bzw sond die dann viel leichter zu entfachen.

Ich denke immer, dass es nicht die Frage „ob“ es gewalttätige Aufstände geben wird, sondern „wann“.
Wie lange bleiben wütende Menschen ob dieser Lügen, Bruch der Rechtstaatlichkeit und Bruch der Verfassung friedlich?

Zumindest wieder gut von den Epstein Files und der Abschiebung Minderjähriger abgelenkt.

Helga M.
Helga M.
2 Monate zuvor

😢🙄

Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor

Das geht dafür gerade bei MAGA um

https://www.facebook.com/100000467171183/posts/pfbid02xdNBbVKZ13md8pE3LqWnN9AHpPpa6UL5iAi5icTWJkumva1bZxLNmBRTkfPFKsyXl/?app=fbl

Unglaublich… Der es teilte, glaubt das. Eben ein echter MAGA, tief in seiner Bubble.

Anna-Maria Wetzel
Anna-Maria Wetzel
2 Monate zuvor

Danke, für diesen Bericht, hoffentlich wird er oft gelesen. Es ist einfach schrecklich, wie in den USA Meinung gemacht wird.

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