Karoline Leavitt kann noch so laut werden – es ändert nichts daran, dass im Umfeld des Präsidenten längst über die Zukunft von Homeland-Security-Leiterin Kristi Noem gesprochen wird. Und zwar nicht im Sinne einer Beförderung. Nach uns vorliegenden Informationen wird hinter verschlossenen Türen geprüft, wie man die Ministerin aus dem Amt bekommt, ohne dass es nach einem Kontrollverlust aussieht. Trump steht kurz vor dem ersten Jahrestag seiner zweiten Amtszeit, und die Unruhe im Regierungsapparat deutet darauf hin, dass jemand gehen muss, damit der Präsident Stärke demonstrieren kann. Dass Noem inzwischen zur ersten Kandidatin für diesen Platz wird, kommt nicht überraschend.

Noem hat sich in den letzten Monaten selbst zur Belastung gemacht. Die Razzien, die massenhaften Festnahmen, die offenen Konflikte mit Gouverneuren – all das hat sie zu einer Figur gemacht, die für Trump zwar nützlich war, aber nun zum Risiko wird. Im Hintergrund wird offen darüber gesprochen, dass ihr Ton zu hart sei, ihre Aktionen zu unberechenbar und ihr politischer Stil Trumps eigenes Image beschädigen könnte. Wer im Weißen Haus für Unruhe sorgt, sitzt nie lange sicher. Und Noem sorgt inzwischen für mehr Aufmerksamkeit, als es einem Ministerium guttut, das eigentlich im Stillen arbeiten sollte.
Leavitts Ausbruch war deshalb nicht die Verteidigung einer loyalen Kollegin, sondern die erste sichtbare Panikreaktion eines Apparats, der merkt, dass jemand aus dem Team ausgesucht wurde, um den Druck abzufangen. Je mehr Leavitt von angeblichen „Lügen“ spricht, desto klarer wird, dass die Risse nicht von außen kommen, sondern aus dem Inneren der Regierung. Es ist das übliche Muster: Erst wird dementiert, dann wird korrigiert, am Ende steht ein Rücktritt, der plötzlich „freiwillig“ gewesen sein soll.

Noem spürt diesen Druck. Dass sie vorige Woche über Ergebnisse ihrer Behörde stolperte, die selbst republikanische Gouverneure gegen sie aufbrachten, hat ihr endgültig geschadet. Von mehreren Seiten heißt es, Trump sei zunehmend genervt. Er soll sich beschwert haben, Noem produziere „zu viele Nebenkrisen“, und man brauche „Ruhe statt Schlagzeilen“. Wenn der Präsident solche Worte benutzt, ist das politische Ende nie weit. Die Frage ist nicht mehr, ob Noem wackelt, sondern wann es offiziell wird. Im Moment sucht man noch nach der richtigen Gelegenheit: ein Moment, der groß genug ist, um Entschlusskraft zu zeigen, aber klein genug, um die Regierung nicht ins Chaos zu stürzen. Das Weiße Haus spielt auf Zeit, doch die Dynamik ist eindeutig. Noem ist nicht mehr die starke Vollstreckerin, die Trump brauchte – sie ist diejenige, die den Sturm anzieht, den er gerade nicht gebrauchen kann.
Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Figur aus dem inneren Kreis innerhalb weniger Tage von „unverzichtbar“ zu „überraschenderweise nicht mehr im Amt“ wird. Und es spricht alles dafür, dass Kristi Noem auf genau diesem Weg ist. Nicht wegen eines Skandals. Nicht wegen einer Enthüllung. Sondern wegen einer Regierung, die immer jemanden braucht, den sie opfern kann, wenn die eigenen Fehler zu laut werden. Wenn Noem fällt, wird niemand überrascht sein. Und genau das ist das eigentlich Bemerkenswerte.
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