Die Architektur der Kontrolle: Wie Peter Thiels Datenmacht und das politische Netzwerk Rockbridge die Demokratie untergraben

VonRainer Hofmann

August 26, 2025

Als sich CDU-Politiker in den vergangenen Jahren immer wieder mit MAGA-Vertretern aus den USA trafen, fokussierten sich die Medien und Faktenchecker auf die offensichtlichen Verbindungen: Trump, seine lauten Anhänger, die sichtbaren Populisten. Was sie übersahen, war das eigentliche Machtzentrum hinter der Fassade. Während Journalisten über Trumps Tweets berichteten, baute das Rockbridge Network im Schatten eine Parallelstruktur auf, die weitaus gefährlicher ist als MAGA je sein könnte. Trump ist austauschbar, MAGA ist eine Bewegung – aber Rockbridge ist eine Maschine. Eine Maschine, die unabhängig von Personen und Wahlergebnissen operiert, die systematisch demokratische Strukturen unterwandert und durch technokratische Kontrolle ersetzt. Diese Reportage bietet einen seltenen, tiefen Einblick in ein Netzwerk, das sich erfolgreich der öffentlichen Aufmerksamkeit entzogen hat – während es gleichzeitig die Grundfesten der westlichen Demokratie demontiert.

Peter Thiel hat ein System geschaffen, das Datenmacht, politische Strategie und milliardenschweres Kapital zu einem geschlossenen Kreislauf verbindet. Während seine Software Palantir die technische Infrastruktur für einen Überwachungsstaat liefert, baut das von ihm finanzierte Rockbridge Network die politische Maschinerie auf, um diese Vision durchzusetzen. Was hier entsteht, ist keine gewöhnliche Machtkonzentration, sondern ein neues Modell autoritärer Kontrolle im digitalen Zeitalter. Die Gefahr liegt nicht in spektakulären Putschversuchen oder offener Gewalt. Sie liegt in der schleichenden Transformation demokratischer Institutionen durch eine Allianz aus Datenanalyse, Venture Capital und politischer Mobilisierung. Thiel, der einst davon sprach, dass Freiheit und Demokratie nicht mehr kompatibel seien, hat mit chirurgischer Präzision ein Ökosystem erschaffen, in dem seine dystopische Vision Wirklichkeit werden kann.

Palantir begann 2003 als Experiment mit CIA-Geldern. Die Idee war verlockend einfach: Was wäre, wenn man alle verfügbaren Datenquellen – Polizeiberichte, Finanztransaktionen, Reisebewegungen, Social Media, Telefondaten – in einem einzigen System zusammenführen könnte? Was wäre, wenn Algorithmen aus diesem Datenberg nicht nur Muster erkennen, sondern Vorhersagen treffen könnten? Die Software, benannt nach den allsehenden Steinkugeln aus Tolkiens Mittelerde, wurde zur digitalen Verkörperung des allwissenden Auges. Technisch besteht Palantir aus drei Hauptkomponenten. Gotham ist das Herzstück für Sicherheitsbehörden – ein System, das aus verstreuten Datenfragmenten zusammenhängende Personenprofile erstellt. Es nimmt einen Namen hier, eine Telefonnummer dort, einen Grenzübertritt, eine Kreditkartentransaktion, einen Social-Media-Post und webt daraus ein Netz von Beziehungen, Bewegungsmustern und Verhaltensvorhersagen. Die Software führt das zusammen, was Datenschutzgesetze eigentlich trennen sollten: Sie erstellt aus tausenden Einzelinformationen ein Gesamtbild, das präziser ist als jede Akte, die ein Geheimdienst je anlegen könnte. Foundry, die zweite Säule, richtet sich an Unternehmen und Zivilbehörden. Hier geht es nicht um Terrorverdächtige, sondern um Bürger. Gesundheitsdaten, Sozialleistungen, Steuererklärungen, Bildungsverläufe – alles fließt in eine Datenfabrik, die Entscheidungen vorbereitet. Wer bekommt welche Leistung? Wer wird genauer überprüft? Wer gilt als Risiko? Die Software erstellt eine Ontologie, ein Bedeutungssystem, das definiert, was überhaupt als Fakt gilt. Wer diese Ontologie kontrolliert, bestimmt die Wirklichkeit der Behörde. Apollo schließlich ist die unsichtbare Lebensader – das System, das Palantir-Software in abgeschottete Netzwerke einschleust, in Rechenzentren der Regierung, in militärische Kommandozentralen, in Polizeireviere. Es ist die Infrastruktur, die dafür sorgt, dass die Überwachungsmaschinerie auch dort läuft, wo kein Internet existiert, in Kriegsgebieten, auf Flugzeugträgern, in geheimen Einrichtungen.

Die praktischen Konsequenzen dieser Technologie sind dokumentiert. In New Orleans nutzte die Polizei Palantir jahrelang im Geheimen für prädiktive Analysen. Das System identifizierte potenzielle Straftäter, bevor sie Verbrechen begingen – basierend auf Algorithmen, die aus vergangenen Polizeidaten lernten. Das Problem: Diese Daten waren bereits verzerrt. Schwarze Viertel wurden häufiger kontrolliert, also gab es dort mehr dokumentierte Delikte, also schickte der Algorithmus mehr Polizisten dorthin, also gab es mehr Verhaftungen – ein sich selbst verstärkender Kreislauf struktureller Diskriminierung, verpackt in die scheinbare Objektivität der Mathematik. Los Angeles ging noch weiter. Dort flossen Daten aus Streifenwagen-Computern, Funk, Kennzeichenscannern und Vorstrafenregistern in ein System, das „Chronic Offender“-Listen erstellte. Menschen wurden zu wandelnden Risikoprofilen, ihre Bewegungen antizipiert, ihre Kontakte kartiert. Eine Verkehrskontrolle war keine zufällige Begegnung mehr, sondern das Ergebnis algorithmischer Vorhersagen.

Die Folien zeigen, wie Palantir bei der Polizei New Orleans eingesetzt wird. Mit Social Network Analysis werden Personen automatisch über Datenbanken wie Gefängnisanrufe, Adressen oder Polizeikarten miteinander verknüpft. So werden auch indirekte Kontakte als Bande-Verbindungen sichtbar gemacht. Parallel analysiert die Software Tatortdaten und zeigt Mord-Hotspots über mehrere Jahre hinweg. Die Karten beweisen, dass Gewaltverbrechen in denselben Vierteln geografisch persistent bleiben. Damit ermöglicht Palantir gezielte Überwachung und strategische Polizeieinsätze. Die Technik birgt jedoch erhebliche Risiken für Datenschutz und Grundrechte.

Für die US-Einwanderungsbehörde ICE wurde Palantir zum Rückgrat industrialisierter Abschiebungen. Das Investigative Case Management System verknüpfte Fallakten mit biometrischen Daten, Arbeitgeberdatenbanken, Kfz-Registern und Social-Media-Analysen. Teams konnten gleichzeitig Familien, Arbeitsstätten und soziale Netzwerke ins Visier nehmen. Nicht nur die gesuchte Person geriet ins Netz, sondern ihr gesamtes Umfeld – Mitbewohner, Kollegen, Verwandte wurden über Datenkaskaden sichtbar und zu potentiellen Zielen. Die Pandemie brachte den großen Durchbruch in die Zivilgesellschaft. Als Teil der Operation Warp Speed übernahm Palantirs Tiberius-System die Orchestrierung der Impfstoffverteilung. Plötzlich hatte das Unternehmen Zugriff auf Gesundheitsdaten von Millionen Amerikanern – wo sie wohnen, welche Vorerkrankungen sie haben, wann sie geimpft wurden. In Großbritannien ging man noch weiter: Der National Health Service übergab seine gesamte Dateninfrastruktur an Palantir. Offiziell für bessere Behandlungsplanung und Bettenverwaltung. Faktisch entstand ein landesweites Gesundheitsdatenrückgrat unter der Kontrolle eines US-Rüstungszulieferers. Der Vendor-Lock-in ist dabei kein Versehen, sondern Strategie. Sobald eine Behörde ihre Prozesse auf Palantir umgestellt hat, ist der Ausstieg nahezu unmöglich. Die Daten sind nicht einfach Zahlen in einer Datenbank – sie sind verwoben in einer komplexen Ontologie, einem Bedeutungssystem, das Palantir definiert und kontrolliert. Wer aussteigen will, verliert nicht nur Software, sondern die operative Fähigkeit selbst.

Parallel zu dieser technischen Machtkonzentration baute Thiel ein politisches Netzwerk auf, das die gesellschaftlichen Bedingungen für den Einsatz seiner Überwachungstechnologie schafft. Das Rockbridge Network, 2019 von J.D. Vance und Chris Buskirk gegründet, ist keine gewöhnliche Lobbygruppe. Es ist eine Kaderschmiede für eine neue Form autoritärer Politik, die sich als effiziente Problemlösung tarnt. Die Entstehungsgeschichte von Rockbridge reicht weiter zurück als die offizielle Gründung. Bereits 2017 formierte sich eine informelle Koalition um Stephen Bannon, Rebekah Mercer und Chris Buskirk. Bannon, der Architekt von Trumps erstem Wahlsieg, hatte eine Vision: Die republikanische Partei sollte von innen heraus transformiert werden, weg vom traditionellen Konservatismus hin zu einem populistischen, nationalistischen Kurs. Mercer brachte das Geld – Milliarden aus dem Hedgefonds-Imperium ihres Vaters. Buskirk lieferte die Kommunikationskanäle über sein Online-Journal „American Greatness“, das zur intellektuellen Speerspitze der Trump-Bewegung wurde.

Diese Dreier-Allianz war der Prototyp für Rockbridge. Sie unterstützten Roy Moore in Alabama, finanzierten Primärkampagnen gegen moderate Republikaner, bauten ein Netzwerk aus alternativen Medien auf. Als Moore verlor und Bannon nach verschiedenen Skandalen an Einfluss verlor, übernahmen Vance und Buskirk. Sie professionalisierten, was Bannon begonnen hatte. Aus einer losen Koalition wurde eine straff organisierte Machtmaschine. Mit einem Eintrittspreis von 100.000 Dollar jährlich für „Limited Partners“ und bis zu einer Million für „Principal Partners“ schuf Rockbridge eine Struktur, die an einen exklusiven Country Club erinnert – nur dass hier nicht Golf gespielt, sondern Politik gemacht wird. Die etwa 150 handverlesenen Mitglieder treffen sich zweimal jährlich: einmal im Frühjahr, einmal im Herbst, immer an Luxusorten wie dem Ritz-Carlton in Miami oder dem Four Seasons in Las Vegas. Die Treffen sind streng geheim. Teilnehmer müssen Verschwiegenheitsvereinbarungen unterzeichnen. Journalisten werden kategorisch ausgeschlossen.

Was bei diesen Treffen passiert, geht weit über normales Networking hinaus. Hier werden Minister auf ihre Posten vorbereitet, bevor sie überhaupt nominiert sind. Hier werden Milliardensummen für politische Projekte mobilisiert, ohne dass die Öffentlichkeit je davon erfährt. Hier verschmelzen Geschäftsinteressen und politische Agenda zu einer untrennbaren Einheit. Donald Trump selbst ist tief in das Netzwerk verstrickt. Er sprach persönlich bei Rockbridge-Treffen 2022 und 2024 in Mar-a-Lago. Als er während seines Prozesses in New York festsaß, schaltete er sich per Telefon zu einer Rockbridge-Konferenz zu. Seine Kampagnenmanagerin Susie Wiles, heute Stabschefin im Weißen Haus, nutzt Rockbridge als informellen Beraterstab. Chris LaCivita, der zweite Kampagnenmanager, koordiniert über Rockbridge die Mobilisierung konservativer Wähler. Trump Junior kündigte bei einem Rockbridge-Dinner seine neue Rolle als Venture Capitalist bei 1789 Capital an – dem Investment-Arm des Netzwerks.

Die Strukturen, die Rockbridge geschaffen hat, sind komplex und bewusst undurchsichtig. Acht verschiedene Organisationen operieren unter dem Rockbridge-Schirm, jede mit eigenem rechtlichen Status und spezifischer Funktion. „Better Tomorrow“ kümmert sich um Wählermobilisierung. „Faithful in Action“ infiltriert evangelikale Kirchen und verwandelt sie in politische Kampagnenmaschinen – 160.000 Mitglieder wurden bereits rekrutiert. „Firebrand Action“ produziert konservative Medienkampagnen. „Over the Horizon Action“ entwickelt langfristige politische Strategien.

Unter Projekttiteln wie „Media Project“ oder „Lawfare“ wird ein Programm skizziert, das systematisch auf Dominanz zielt: Aufbau eines eigenen konservativen Medienökosystems mit Rapid-Response-Teams und Influencern; strategische Klagen, um Gegner juristisch zu binden und Medien einzuschüchtern; die Errichtung einer „Regierung im Wartestand“, die bei einem Machtwechsel sofort eingesetzt werden kann; und gezielte Investitionen in Schlüsselstaaten, um Wähler zu registrieren, Nichtwähler zu mobilisieren und Wahlkreise neu zu ziehen. Die Fallstudie Arizona zeigt, wie präzise Rockbridge vorgeht: Datenbanken mit Hunderttausenden potenzieller Republikaner, Programme zur Wähleridentifikation, Analysen knapper Wahlniederlagen, direkte Einflussnahme auf Redistricting-Kommissionen. Selbst kleine Stimmverschiebungen sollen durch minutiöse Kampagnen herbeigeführt werden.

Insgesamt beschreibt das Dokument kein klassisches Parteiprogramm, sondern eine kalte Strategie der Machtübernahme: Demokratie wird als beschädigt erklärt, Gegner werden als existentielle Bedrohung dargestellt, die nur mit zentralisierter Organisation, unbegrenztem Kapital und einer Parallelstruktur aus Medien, Juristen und Lobbyisten besiegt werden könne. Das macht Rockbridge so gefährlich – es ist der Versuch, aus der Logik des Risikokapitals ein politisches Instrument zu formen, das die Spielregeln der Demokratie aushebelt, um dauerhaft zu siegen.

Das Lawfare-Projekt ist besonders perfide. Mit einem Budget von acht Millionen Dollar werden systematisch Klagen gegen politische Gegner finanziert, investigative Journalisten unter Druck gesetzt, Staatsanwälte diskreditiert, die gegen Trump oder seine Verbündeten ermitteln. Gleichzeitig werden eigene Juristen in Schlüsselpositionen gebracht, bereit, bei der nächsten Machtübernahme das Justizministerium zu übernehmen.

Die Medienproduktion läuft auf Hochtouren. Rockbridge finanziert nicht nur Tucker Carlsons neue Plattform, sondern ein ganzes Ökosystem aus Podcasts, YouTube-Kanälen, Dokumentarfilmen und Social-Media-Kampagnen. Die Botschaften werden zentral koordiniert, die Talking Points in Rockbridge-Meetings entwickelt. Was als spontane Graswurzelbewegung erscheint, ist in Wahrheit eine präzise orchestrierte Propagandamaschine.

Die Verbindung zur Heritage Foundation macht die Gefahr noch akuter. Heritage, gegründet 1973, ist der traditionsreichste konservative Think Tank Amerikas. Mit Project 2025 hat Heritage einen detaillierten Plan für die Übernahme und Umgestaltung der amerikanischen Regierung entwickelt: 900 Seiten, in denen beschrieben wird, wie Bundesbehörden umstrukturiert, Beamte ausgetauscht, Regularien abgeschafft werden sollen. Es ist eine Blaupause für einen autoritären Umbau des Staates.

Rebekah Mercer sitzt sowohl im Vorstand der Heritage Foundation als auch als Trustee bei Heritage Action for America. Sie ist die personifizierte Verbindung zwischen dem alten konservativen Establishment und der neuen Tech-Oligarchie. J.D. Vance schrieb das Vorwort für das neue Buch von Heritage-Präsident Kevin Roberts, in dem die Vision einer „zweiten amerikanischen Revolution“ entworfen wird – eine Revolution, die nicht mit Gewehren, sondern mit Datenbanken und Dollars geführt wird.

Die Heritage-Datenbank enthält bereits 20.000 Namen von loyalen Konservativen, die bereit sind, bei einer Trump-Regierung Positionen zu übernehmen. Rockbridge liefert das Geld und die politische Infrastruktur, um diese Leute in Position zu bringen. Gemeinsam bilden Heritage und Rockbridge eine Schattenregierung, die nur darauf wartet, aktiviert zu werden.

Leonard Leo

Leonard Leo, der als „Puppenspieler“ hinter der konservativen Übernahme des Supreme Court gilt, ist regelmäßiger Gast bei Rockbridge-Treffen. Er hat ein System perfektioniert, mit dem konservative Juristen über Jahrzehnte in Positionen gebracht wurden. Drei der aktuellen Supreme-Court-Richter verdanken ihre Positionen Leos Netzwerk. Jetzt wendet er dieselben Methoden auf niedrigere Gerichte an. Das Ziel: Eine Justiz, die Palantirs Überwachung legitimiert und Rockbridges Politik durchwinkt.

Die Wählermobilisierung ist industrialisiert worden. In Arizona registrierte Rockbridge 2023 bereits 125.000 neue republikanische Wähler. Das Ziel für 2024: eine Verdopplung. Dabei geht es nicht um klassische Kampagnenarbeit. Rockbridge nutzt dieselben Datenanalyse-Methoden, die Palantir für Polizeiarbeit einsetzt, für politisches Micro-Targeting. Jeder potentielle Wähler wird analysiert: Konsumverhalten, Social-Media-Aktivität, Kirchenzugehörigkeit, Waffenbesitz. Aus diesen Daten werden präzise psychologische Profile erstellt. Jeder bekommt genau die Botschaft, die bei ihm verfängt.

Die „Ambassador“-Struktur erinnert an Schneeballsysteme. Jeder Mobilisierer ist für zehn Wähler verantwortlich, kennt sie persönlich, hält Kontakt, stellt sicher, dass sie wählen. Es ist ein System sozialer Kontrolle, verkleidet als nachbarschaftliche Fürsorge. In Kirchen wird gepredigt, dass Nichtwählen Sünde sei. In Schützenvereinen wird suggeriert, dass ohne Trump die Waffenrechte verloren gehen. In Elterngruppen wird Panik vor „woke“ Lehrern geschürt. Das Budget ist gewaltig. Für die Wahl 2024 mobilisierte Rockbridge 75 Millionen Dollar – offiziell. Die tatsächlichen Summen dürften deutlich höher liegen, verteilt auf die verschiedenen Dark-Money-Organisationen, deren Spender niemals öffentlich werden. Zum Vergleich: Die gesamte demokratische Partei in Arizona hatte 2022 ein Budget von 12 Millionen Dollar. Die internationale Expansion ist keine Zukunftsmusik, sondern Realität. Rockbridge Asia startet im Juni 2025 mit Hauptquartier in Seoul. Chung Yong-jin, Erbe des Shinsegae-Imperiums und einer der reichsten Männer Südkoreas, wird die Operation leiten. In Taiwan übernimmt Richard Tsai, in Japan Tadashi Maeda. Das Ziel: Die amerikanische Blaupause für tech-gestützte autoritäre Politik nach Asien exportieren, wo sie auf fruchtbaren Boden fällt.

Europa ist das nächste Ziel. Erste Kontakte zu rechtspopulistischen Parteien wurden geknüpft. Die Identitäre Bewegung, die AfD, Rassemblement National – sie alle suchen nach amerikanischem Know-how und amerikanischem Geld. Rockbridge kann beides liefern. Die Methoden der Wählermobilisierung, die Techniken der Medienmanipulation, die Strategien der juristischen Kriegsführung – all das lässt sich exportieren.

Steve Bannon

Steve Bannon, obwohl formal nicht mehr Teil der Organisation, bleibt eine Schlüsselfigur. Seine Verbindungen nach Europa, seine Kontakte zu Orbán in Ungarn, Salvini in Italien, Le Pen in Frankreich, sind Gold wert. Er ist der Brückenbauer zwischen amerikanischem Rechtspopulismus und europäischen Bewegungen. Sein Projekt „The Movement“, das 2018 scheiterte, wird nun unter Rockbridge-Ägide wiederbelebt.

Die Gefahr für die europäische Demokratie ist akut. Wenn amerikanische Methoden der Datenanalyse und Wählermanipulation auf europäische Verhältnisse treffen, könnte das die fragilen demokratischen Systeme zum Kippen bringen. Die DSGVO bietet nur begrenzten Schutz, wenn die Datenverarbeitung außerhalb der EU stattfindet. Palantir-Server in den USA können europäische Daten analysieren, ohne gegen EU-Recht zu verstoßen. Die Medienlandschaft ist besonders verwundbar. Rockbridge-finanzierte Inhalte fluten bereits europäische Social-Media-Kanäle. Über Telegram, WhatsApp und TikTok werden Verschwörungstheorien verbreitet, die in Rockbridge-Meetings entwickelt wurden. Die Narrative sind immer dieselben: Die Elite betrügt euch, Migranten bedrohen euch, nur wir können euch schützen. Die Produktionsqualität ist hoch, die psychologische Wirkung durchschlagend.

1789 Capital, der Investment-Arm von Rockbridge, sucht aktiv nach europäischen Investments. „Non-woke“ Unternehmen sollen gefördert, kritische Medien aufgekauft, alternative Plattformen geschaffen werden. Das Modell von Rumble und Parler soll repliziert werden: eigene soziale Netzwerke, eigene Nachrichtenkanäle, eigene Realitäten.

Die Verbindung zu Kryptowährungen ist kein Zufall. Die Winklevoss-Zwillinge, Bitcoin-Milliardäre und Rockbridge-Mitglieder, sehen in Krypto mehr als nur eine Anlageform. Es ist eine Möglichkeit, Geldflüsse zu verschleiern, Sanktionen zu umgehen, staatliche Kontrolle zu untergraben. Shane Coplan, dessen Polymarket-Plattform von Thiel finanziert wird, ermöglicht Wetten auf politische Ereignisse – und damit Anreize für Manipulation. Die philosophische Grundlage dieses Systems ist erschreckend kohärent. Curtis Yarvin, der Theoretiker aus Thiels Umfeld, hat eine komplette Staatstheorie entwickelt. Demokratie sei eine Illusion, Gleichheit eine Lüge. Was die Welt brauche, seien CEO-Monarchen, die Staaten wie Unternehmen führen. Unproduktive Menschen – definiert als jene, die nicht zum BIP beitragen – sollten in virtuellen Welten isoliert werden. Es ist eine Vision technokratischer Apartheid.

Dauergrinsen – Ein Markenzeichen

Diese Ideen sind keine Randnotizen. Sie werden in Rockbridge-Kreisen ernsthaft diskutiert, in Policy-Papers gegossen, in Gesetzesvorlagen übersetzt. Vance zitiert Yarvin regelmäßig. Masters nennt ihn eine Inspiration. Thiel finanziert seine Projekte. Was als philosophische Spinnerei begann, wird zur politischen Agenda.

Robert F. Kennedy Jr.

Die Rolle von Robert F. Kennedy Jr. zeigt, wie breit das Netzwerk seine Netze auswirft. Kennedy, einst Umweltanwalt aus der demokratischen Dynastie, ist heute Gesundheitsminister in Trumps Regierung. Rockbridge zahlte ihm 100.000 Dollar für einen einzigen Auftritt. Seine Impfskepsis, seine Verschwörungstheorien, seine anti-wissenschaftliche Haltung – all das passt perfekt in Rockbridges Strategie, Institutionen zu untergraben und Vertrauen zu zerstören.

Tulsi Gabbard, einst demokratische Präsidentschaftskandidatin, heute Geheimdienstdirektorin, durchlief eine ähnliche Transformation. Rockbridge bot ihr eine neue politische Heimat, als ihre Partei sie verstieß. Jetzt kontrolliert sie die Geheimdienste, die Palantirs Daten liefern. Der Kreis schließt sich.

Scott Bessent, der Finanzminister, verkörpert die Wall-Street-Verbindung. Er bringt nicht nur Expertise, sondern Kontakte zu Hedgefonds und Private-Equity-Firmen, die bereit sind, Milliarden in Rockbridges Vision zu investieren. Wenn Politik zum Investment wird, werden demokratische Prozesse zur Marktmanipulation. Die Konferenzen selbst sind Machtdemonstrationen. Während der jüngsten Versammlung in Las Vegas shuttleten schwarze SUVs zwischen Privatjets und Hotel. Die Winklevoss-Zwillinge, zwei Meter groß und durch „The Social Network“ berühmt geworden, posierten für Selfies. Palmer Luckey, der Erfinder der Oculus Rift und jetzt Rüstungsunternehmer, sprach über die Zukunft der Kriegsführung. Marc Andreessen, der Netscape erfand und jetzt Milliarden verwaltet, erklärte, warum Regulierung Innovation töte.

Die Atmosphäre bei diesen Treffen ist eine Mischung aus Silicon-Valley-Optimismus und rechtspopulistischer Wut. Man feiert technologischen Fortschritt und verachtet demokratische Prozesse. Man spricht von Disruption und meint Zerstörung. Man predigt Freiheit und plant Kontrolle. Die operative Ebene ist präzise durchorganisiert. Jedes Rockbridge-Mitglied hat klare Aufgaben. Manche mobilisieren Wähler, andere kaufen Medien, wieder andere platzieren Personal in Behörden. Es ist eine militärische Operation in Nadelstreifen. Die Befehlskette ist klar: Thiel und Mercer geben die strategische Richtung vor, Buskirk und Vance setzen um, die Mitglieder exekutieren. Die Geheimhaltung ist nicht nur Paranoia, sondern Notwendigkeit. Würde die Öffentlichkeit das wahre Ausmaß der Koordination verstehen, wäre der Aufschrei gewaltig. Also tarnt man sich. Rockbridge-Gruppen haben unverdächtige Namen. Spender bleiben anonym. Meetings finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Es ist eine Verschwörung, die sich nicht versteckt, sondern legal operiert. Die juristische Absicherung ist perfekt. Jede Rockbridge-Organisation hält sich formal an die Gesetze. Dark Money ist legal. Super PACs sind legal. Koordination ist legal, solange bestimmte Grenzen eingehalten werden. Das System nutzt die Schwächen der amerikanischen Wahlkampffinanzierung aus, die nach dem Citizens-United-Urteil des Supreme Court praktisch keine Grenzen mehr kennt.

Der Erfolg gibt ihnen recht. Vance wurde Senator, dann Vizepräsident. Trump kehrte ins Weiße Haus zurück. Heritage-Personal besetzt Schlüsselpositionen. Palantir-Verträge explodieren. Die Maschinerie läuft wie geschmiert. Aber der wahre Sieg liegt nicht in einzelnen Wahlen. Es geht um die systematische Transformation des politischen Systems. Demokratische Normen werden ausgehöhlt. Institutionen werden gekapert. Öffentliche Diskurse werden vergiftet. Am Ende bleibt eine hohle Hülle, die noch Demokratie heißt, aber keine mehr ist.

Die Gegenwehr ist schwach und fragmentiert. Während Rockbridge koordiniert agiert, kämpft die Opposition in Einzelaktionen. Während Thiel langfristig plant, reagiert die Gegenseite auf Tagesereignisse. Während Palantir Daten sammelt, diskutiert man über Datenschutzrichtlinien. Es ist ein asymmetrischer Krieg, den die Demokratie zu verlieren droht. Die Medien versagen in ihrer Kontrollfunktion. Investigative Berichte über Rockbridge verschwinden im Nachrichtenstrom. Die Komplexität der Strukturen überfordert Journalisten. Die Angst vor Klagen lähmt Redaktionen. Gleichzeitig fluten Rockbridge-finanzierte Inhalte die sozialen Medien. Alternative Fakten werden zu akzeptierten Wahrheiten. Die akademische Welt schweigt weitgehend. Universitäten, abhängig von Spenden der Tech-Milliardäre, wagen keine Kritik. Forscher, die auf Fördergelder angewiesen sind, meiden konfliktträchtige Themen. Die intellektuelle Firewall gegen autoritäre Ideen bröckelt.

Die Zivilgesellschaft ist überfordert. NGOs kämpfen an tausend Fronten gleichzeitig. Bürgerrechtsgruppen haben nicht die Ressourcen, um gegen Palantirs Anwaltsteams anzutreten. Aktivisten werden von Rockbridges Lawfare-Projekt mit Klagen überzogen. Die Kräfte erlahmen. International formiert sich langsam Widerstand. Die EU diskutiert schärfere Regeln für Datenverarbeitung. Einige Länder überdenken Palantir-Verträge. Aber es ist ein Rückzugsgefecht. Die technologische Überlegenheit, die finanziellen Ressourcen, die politische Dynamik – all das spricht für Thiels System. Die Zukunft, die sich abzeichnet, ist düster. Ein Überwachungsstaat, der jeden Bürger als Datenpunkt behandelt. Eine Scheindemokratie, in der Wahlen stattfinden, aber die Ergebnisse durch Manipulation vorbestimmt sind. Eine Gesellschaft, in der Algorithmen über Lebenschancen entscheiden. Eine Welt, in der eine kleine Elite von Tech-Milliardären die Geschicke der Menschheit lenkt.

Noch ist dieses Szenario nicht unausweichlich. Noch gibt es Handlungsspielräume. Aber das Fenster schließt sich. Mit jedem Tag, an dem Palantir neue Datenquellen erschließt, wird die Überwachung dichter. Mit jedem Rockbridge-Treffen wird das Netzwerk mächtiger. Mit jeder Wahl, die sie gewinnen, wird ihre Kontrolle fester. Der Kampf um die Zukunft der Demokratie wird jetzt entschieden. Nicht in fernen Jahrzehnten, sondern in den nächsten Jahren. Die Werkzeuge der Unterdrückung sind geschaffen. Die politischen Strukturen sind vorbereitet. Die Akteure sind in Position. Was fehlt, ist nur noch die finale Machtübernahme. Peter Thiel hat einmal gesagt, er glaube nicht an den Tod. Er investiert Millionen in Longevity-Forschung, träumt von Unsterblichkeit. Vielleicht ist das der ultimative Ausdruck seines Machtstrebens: nicht nur die Gegenwart kontrollieren, sondern für immer herrschen. Eine ewige Technokratie, regiert von unsterblichen Algorithmen und ihren unsterblichen Schöpfern.

Dagegen steht die alte, zerbrechliche, fehlerhafte, aber unendlich wertvolle Idee der Demokratie. Die Idee, dass Menschen selbst über ihr Schicksal bestimmen sollten. Dass Macht kontrolliert und begrenzt werden muss. Dass Freiheit wichtiger ist als Effizienz. Dass Würde nicht verhandelbar ist. Diese Idee stirbt nicht in einem großen Knall. Sie verblasst in der schleichenden Normalisierung der Überwachung. Sie erstickt in der Komplexität undurchschaubarer Systeme. Sie ertrinkt in der Flut manipulierter Information. Sie wird Algorithmus für Algorithmus, Datenpunkt für Datenpunkt, Rockbridge-Meeting für Rockbridge-Meeting demontiert. Der Widerstand dagegen kann nicht nur moralisch oder politisch sein. Er muss technologisch sein. Es braucht alternative Systeme, die Privatsphäre schützen statt sie zerstören. Es braucht transparente Algorithmen statt Black Boxes. Es braucht dezentrale Netzwerke statt monopolistische Plattformen. Es braucht eine Technologie der Befreiung statt der Kontrolle. Vor allem aber braucht es Bewusstsein. Das Bewusstsein, dass hinter der scheinbaren Normalität eine beispiellose Machtkonzentration wächst. Dass hinter technischem Fortschritt politische Agenda steckt. Dass hinter philanthropischen Gesten knallharte Interessenpolitik steht. Dass die Demokratie nicht selbstverständlich ist, sondern erkämpft und verteidigt werden muss. Die Geschichte zeigt: Autoritäre Systeme erscheinen unbesiegbar, bis sie plötzlich zusammenbrechen. Die Berliner Mauer stand fest, bis sie fiel. Die Sowjetunion schien ewig, bis sie zerfiel. Auch Thiels System hat Schwächen. Es basiert auf Technologie, die gehackt werden kann. Es braucht Personal, das überlaufen kann. Es benötigt Legitimität, die entzogen werden kann.

Der erste Schritt ist, das System sichtbar zu machen. Zu zeigen, wie Palantir und Rockbridge zusammenarbeiten. Wie Daten in Macht übersetzt wird. Wie Wahlen zu Investitionsentscheidungen werden. Wie Bürger zu Datensätzen degradiert werden.

Der zweite Schritt ist Organisation. Nicht die fragmentierte, reaktive Organisation der Vergangenheit, sondern eine strategische, langfristige Mobilisierung. Die Gegner der Demokratie planen in Jahrzehnten. Ihre Gegner müssen das auch lernen. Es braucht eigene Netzwerke, eigene Ressourcen, eigene Technologien. Es braucht eine Vision, die über die nächste Wahl hinausgeht.

Der dritte Schritt ist rechtlicher Widerstand. Jeder Palantir-Vertrag muss angefochten werden. Jede Rockbridge-Spende muss transparent gemacht werden. Jede Verletzung von Datenschutzrechten muss geahndet werden. Die Gerichte sind noch nicht vollständig unter Kontrolle. Es gibt noch Richter, die Recht über Politik stellen. Diese Räume müssen genutzt werden, solange sie existieren.

Der vierte Schritt ist technologische Souveränität. Europa, Asien, Afrika, Lateinamerika – sie alle müssen eigene digitale Infrastrukturen aufbauen. Nicht um sich abzuschotten, sondern um Alternativen zu schaffen. Wenn Palantir die einzige Option ist, wird Palantir zur Realität. Wenn es Konkurrenz gibt, entsteht Wahlfreiheit. Open-Source-Projekte müssen massiv gefördert werden. Dezentrale Systeme müssen Standard werden.

Der fünfte und wichtigste Schritt ist kultureller Wandel. Die Glorifizierung von Tech-Milliardären muss enden. Die unkritische Übernahme von Silicon-Valley-Ideologien muss hinterfragt werden. Die Idee, dass Effizienz wichtiger ist als Demokratie, muss zurückgewiesen werden. Es braucht eine neue Erzählung, die menschliche Werte über algorithmische Optimierung stellt.

Die Zeit drängt. Während diese Zeilen geschrieben werden, sammelt Palantir neue Daten. Während sie gelesen werden, plant Rockbridge neue Strategien. Während darüber diskutiert wird, festigt sich die Macht. Der Autoritarismus kommt nicht mit Stiefeln und Gewehren. Er kommt mit Servern und Spreadsheets, mit Algorithmen und APIs, mit Venture Capital und Verschwiegenheitsvereinbarungen.

Die größte Gefahr ist nicht, dass Thiel und seine Verbündeten böse sind. Die größte Gefahr ist, dass sie sich für gut halten. Sie glauben wirklich, dass ihre technokratische Herrschaft besser ist als chaotische Demokratie. Sie sind überzeugt, dass ihre Algorithmen gerechter entscheiden als fehlbare Menschen. Sie meinen es ernst, wenn sie sagen, dass Freiheit und Demokratie nicht mehr zusammenpassen. Diese Überzeugung macht sie gefährlicher als jeden klassischen Diktator. Diktatoren wissen, dass sie Unrecht tun. Thiels Technokraten glauben, sie retten die Welt. Diktatoren können gestürzt werden. Systeme, die sich als alternativlos präsentieren, sind schwerer zu bekämpfen. Diktatoren sterben. Algorithmen leben ewig.

Das Rockbridge Network ist dabei das perfekte Vehikel für diese Vision. Es verbindet die alte Welt der Politik mit der neuen Welt der Technologie. Es übersetzt Thiels philosophische Träume in praktische Politik. Es verwandelt Mercers Milliarden in Macht. Es macht aus Vances Ehrgeiz eine Karriere. Es ist der Transmissionsriemen zwischen Silicon Valley und Washington, zwischen Datenbanken und Gesetzesbüchern, zwischen Codes und Verfassungen. Die Mitglieder wissen genau, was sie tun. Bei den verschwiegenen Treffen in Luxushotels geht es nicht um abstrakten Ideenaustausch. Es geht um konkrete Machtübernahme. Wer wird welches Ministerium leiten? Welche Gesetze müssen geändert werden? Welche Richter müssen platziert werden? Welche Medien müssen gekauft werden? Welche Gegner müssen neutralisiert werden? Es sind Kriegsräte einer Armee, die bereits gewonnen hat, aber noch so tut, als kämpfe sie. Die Öffentlichkeit ahnt nichts davon. Für sie sind es getrennte Welten: Hier die Tech-Unternehmer, dort die Politiker. Hier die Software, dort die Gesetze. Hier das Silicon Valley, dort Washington. Sie sehen nicht die tausend Fäden, die diese Welten verbinden. Sie verstehen nicht, dass ihre Daten und ihre Demokratie von denselben Leuten kontrolliert werden. Stephen Bannon verstand das früh. Als er 2017 mit Mercer und Buskirk die erste Koalition schmiedete, hatte er eine Vision: Die „Dekonstruktion des administrativen Staates“. Nicht Reform, sondern Zerstörung. Nicht Verbesserung, sondern Neustart. Bannon scheiterte damals, gefangen in eigenen Skandalen und Trumps Launen. Aber seine Vision lebt weiter, professionalisiert durch Rockbridge, technologisiert durch Palantir, finanziert durch Milliarden.

Bannons Verbindungen nach Europa sind der Brückenkopf für die globale Expansion. Er kennt Salvini, Orbán, Le Pen persönlich. Er versteht ihre Sprache, ihre Ängste, ihre Ambitionen. Durch ihn fließt amerikanisches Geld in europäische Wahlkämpfe. Durch ihn werden amerikanische Methoden in europäische Politik übersetzt. Durch ihn wird Rockbridge zur internationalen Bewegung. Die europäische Rechte ist fasziniert. Endlich jemand, der nicht nur redet, sondern liefert. Endlich Geld ohne moralische Bedenken. Endlich Technologie ohne demokratische Kontrolle. Endlich Methoden, die funktionieren. Die Treffen finden diskret statt, in Budapester Hotels, in römischen Villen, in Pariser Hinterzimmern. Man tauscht Kontakte aus, plant gemeinsame Strategien, koordiniert Narrative. Die Gefahr für Europa ist existenziell. Die demokratischen Institutionen sind schwächer als in Amerika. Die Erfahrung mit Autoritarismus ist frischer. Die gesellschaftlichen Gräben sind tiefer. Wenn Rockbridge-Methoden hier Fuß fassen, könnte der Kontinent in einen neuen Autoritarismus abgleiten. Einen digitalen Autoritarismus, der sich als Schutz vor Migration und Terrorismus tarnt, aber in Wahrheit totale Kontrolle bedeutet.

Die ersten Anzeichen sind sichtbar. In Italien experimentiert die Regierung mit Predictive Policing. In Frankreich werden Gesichtserkennung ausgeweitet. In Deutschland diskutiert man über Staatstrojaner. In Polen werden Medien gleichgeschaltet. In Ungarn ist die Demokratie bereits zur Fassade verkommen. Überall dieselben Muster: Sicherheit vor Freiheit, Effizienz vor Rechtsstaatlichkeit, Kontrolle vor Vertrauen. Palantir ist überall präsent, als technischer Ermöglicher. Europol nutzt die Software. Frontex experimentiert damit. Nationale Polizeibehörden testen sie. Die Argumente sind immer dieselben: Terrorabwehr, Kriminalitätsbekämpfung, Migrationskontrolle. Die wahren Folgen werden verschwiegen: totale Überwachung, algorithmische Diskriminierung, demokratischer Kontrollverlust.

Die Verbindung zu Heritage macht die Strategie komplett. Heritage liefert nicht nur Personal für amerikanische Behörden, sondern exportiert auch Ideen. Project 2025 ist eine Blaupause, die international adaptiert werden kann. Die Grundprinzipien sind universal: Schwächung der Gewaltenteilung, Kontrolle der Medien, Politisierung der Justiz, Privatisierung staatlicher Funktionen. Was in Amerika funktioniert, funktioniert überall. Die Finanzierung läuft über verschlungene Wege. Rockbridge-Geld fließt in Stiftungen, die Studien finanzieren. Studien, die politische Entscheidungen vorbereiten. Entscheidungen, die Palantir-Verträge ermöglichen. Verträge, die Daten liefern. Daten, die Macht bedeuten. Es ist ein sich selbst verstärkender Kreislauf, der mit jedem Durchlauf mächtiger wird.

Die Rolle der Kryptowährungen darf nicht unterschätzt werden. Sie sind nicht nur Spekulationsobjekte, sondern Werkzeuge der Machtverschiebung. Unkontrollierte Geldflüsse, anonyme Transaktionen, parallele Finanzsysteme – all das untergräbt staatliche Kontrolle und ermöglicht neue Formen der Einflussnahme. Die Winklevoss-Zwillinge verstehen das. Polymarket ist nur der Anfang. Wenn Politik zur Wette wird, wird Manipulation zum Geschäftsmodell.

Die akademische Legitimierung läuft parallel. Think Tanks produzieren Studien, die Palantirs Notwendigkeit belegen. Universitäten lehren Kurse über „effiziente Governance“. Professoren, finanziert durch Rockbridge-nahe Stiftungen, predigen die Überlegenheit technokratischer Systeme. Eine neue Generation wird herangezogen, die Demokratie für einen antiquierten Luxus hält. Die psychologische Kriegsführung ist perfektioniert. Rockbridge-finanzierte Inhalte zielen nicht auf Überzeugung, sondern auf Ermüdung. Es geht nicht darum, Menschen für eine Position zu gewinnen, sondern sie von Politik zu entfremden. Wenn Bürger aufgeben, wenn sie nicht mehr wählen, wenn sie Demokratie für sinnlos halten, dann haben die Technokraten gewonnen.

Die Corona-Pandemie war ein Testlauf. Wie weit kann man gehen? Wie viel Überwachung akzeptieren Menschen im Namen der Sicherheit? Wie schnell gewöhnen sie sich an Kontrolle? Die Antworten waren erschreckend. Innerhalb von Wochen akzeptierten Milliarden Menschen Einschränkungen, die vorher undenkbar waren. Palantir war überall dabei, sammelte Daten, testete Systeme, baute Infrastruktur auf. Die nächste Krise wird effizienter gemanagt werden. Die Systeme sind vorbereitet. Die Gesetze sind geschrieben. Das Personal ist trainiert. Ob Pandemie, Terroranschlag, Wirtschaftskrise oder Klimakatastrophe – jede Krise ist eine Chance für mehr Kontrolle. Rockbridge wird die politische Legitimation liefern, Palantir die technische Umsetzung.

Die Illusion der Wahl bleibt bestehen. Es wird weiter Wahlen geben, Parlamente, Gerichte. Aber sie werden zu Theatern, in denen vorbestimmte Skripte aufgeführt werden. Die echten Entscheidungen fallen in Rockbridge-Meetings und Palantir-Algorithmen. Die Demokratie wird zur Simulation, aufrechterhalten, um Widerstand zu vermeiden. Der Widerstand selbst wird zum Datenobjekt. Wer protestiert, wird erfasst. Wer kritisiert, wird analysiert. Wer organisiert, wird infiltriert. Die Werkzeuge, die einst Terroristen aufspüren sollten, werden gegen Demokraten gerichtet. Die Grenze zwischen legitimer Opposition und Staatsfeindschaft verschwimmt. Am Ende ist jeder verdächtig, der das System hinterfragt. Die Privatisierung der Macht ist fast vollständig. Staatliche Funktionen werden an Unternehmen ausgelagert. Palantir übernimmt Polizeiarbeit. Rockbridge-Firmen managen Wahlen. Private Militärfirmen ersetzen Armeen. Am Ende bleibt vom Staat nur eine Hülle, gefüllt mit Corporate Power. Die Demokratie wird zur Tochterfirma von Thiels Imperium. Die Alternative ist noch möglich, wird aber täglich unwahrscheinlicher. Es bräuchte eine Allianz aus allen demokratischen Kräften. Links und rechts, progressiv und konservativ, säkular und religiös – alle, die Freiheit über Effizienz stellen. Es bräuchte Mut, gegen übermächtige Gegner anzutreten. Es bräuchte Opfer, auf Bequemlichkeit zu verzichten. Es bräuchte Vision, eine bessere Zukunft zu imaginieren.

Vor allem bräuchte es Tempo. Die Gegenseite wartet nicht. Während Demokraten diskutieren, handeln Technokraten. Während Parlamente debattieren, schaffen Algorithmen Fakten. Während Gerichte prüfen, wird die Überwachung ausgebaut. Zeit ist die knappste Ressource im Kampf um die Demokratie. Am Ende steht eine simple Frage: In welcher Welt wollen wir leben? In einer Welt, in der Algorithmen über Schicksale entscheiden, oder in einer, in der Menschen ihre Zukunft selbst bestimmen? In einer Welt der totalen Transparenz für Bürger und totalen Intransparenz für Machthaber, oder in einer Welt der Privatsphäre und Rechenschaftspflicht? In einer Welt der Effizienz oder der Freiheit?

Peter Thiel

Peter Thiels Antwort ist klar. Er hat sich entschieden. Er baut seine Welt, methodisch, geduldig, unaufhaltsam. Eine Welt nach seinem Bild: rational, kontrolliert, hierarchisch. Eine Welt, in der die Starken herrschen und die Schwachen verwaltet werden. Eine Welt ohne Überraschungen, ohne Chaos, ohne Demokratie. Unsere Antwort steht noch aus. Noch können wir wählen. Noch können wir widerstehen. Noch können wir eine andere Zukunft bauen. Aber das Fenster schließt sich. Mit jedem Tag wird Thiels Vision realer und unsere Alternative unwahrscheinlicher. Der Kampf um die Zukunft der Menschheit wird jetzt entschieden. Nicht morgen. Nicht nächstes Jahr. Jetzt.

Die Architektur der Kontrolle steht. Die Fundamente sind gelegt, die Mauern hochgezogen, das Dach fast geschlossen. Palantir und Rockbridge sind die tragenden Säulen dieses Gebäudes. Noch können wir es zum Einsturz bringen. Noch können wir die Demokratie retten. Aber wir müssen jetzt handeln. Bevor die letzte Tür zuschlägt und wir alle zu Gefangenen in Thiels panoptischem Gefängnis werden.

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Irene Monreal
Irene Monreal
1 Monat zuvor

Danke Rainer, für die Ausführlichkeit und für die Eindringlichkeit. Gestern schreibe ich noch „bitte sagt mir, dass meine Phantasie mit mir durchgeht“. Jetzt muss ich das erst mal verdauen 🥺

Robert
Robert
1 Monat zuvor

Was für ein super guter Bericht.

Gabi
Gabi
1 Monat zuvor

Danke für den ausführlichen und detaillierten Bericht, auch wenn es schwer verdauliche Kost ist. Ich verstehe erst jetzt richtig, warum mir das lesen des Project 2025 solche Bauchschmerzen bereitet hat, es war die düstere Vorahnung.

Vielen Dank für Eure Arbeit 🙏🏼 und
gut, dass es Euch gibt 👍🏼

Nighthawk
Nighthawk
1 Monat zuvor

Super Arbeit! Hoffentlich erreicht sie die richtigen Adressen, öffnet Gewissen, Geister und Gemüter, geht bis in die Tiefe unserer Gesellschaft. BIG RESPECT!!!!

… Aber paßt bitte gut auf Euch auf! 🤘🥷🍀✊️🤗

Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor

Dieser Bericht ist so umfassend und eindringlich.
So minutiös recherchiert.

Vor einiger Zeit hatte ich eine Doku über Palantir gesehen.
Da ging es mehr um die Anhänger.
Selbst da war aber schon klar, welches gefährlicher Medium Palantir ist.

Zu der Zeit haben sich Menschen in Deutschland, boch, erfolgreich gegen den Eunsatz von Palantir gewehrt.
Heute, nur wenige Jahre später, ist Palantir so verbreiten und findet immer mehr Einsatz.
Zu verlockend ist die Nutzung der zusammengesetzten Daten.
Zu sehr verläßt man sich auf die Aussagen von Palantir, dass keine Daten in die USA, in die weltweit Palantirmaschinerie fließen.

Jeder halbwegs versierte Hacker weiß, dass das Blödsinn ist. Das Palantir sehr wohl an alle Daten kommt.

Schade, dass man das nicht visualisieren kann. So wie ein CT mit Kontrastmittel, in dem der Flüssigkeit deutlich sichtbar wird.

Leider erreicht dieser aufrüttelnde Bericht viel zu wenige Menschen.
Die Aufmerksamkeitsspanne endet nach den ersten zwei Absätzen oder es wird erst gar nicht gelesen.

Dabei müsste das ständig präsent sein.
In den Medien, in den Ausschüssen der Länder und Europas.

Unter dem Gesichtspunkt versteht man auch, warum Trump (mal wieder) Strafzölle gegen die EU androht, wenn sie das digitale Datenschutzgesetz nicht kippen.
Und bisher ist Europa immer eingeknickt, weil sie rein gar nichts begreifen.

Ich hoffe Rainer, dass dieser Artikel immer wieder an die entsprechenden Stellen gesandt wird.
Viel mehr als die Option Aufklärung haben wir nicht in der Hand.

Bitte passt gut auf Euch auf.

Heidi
Heidi
1 Monat zuvor

Das mit Abstand beste, was ich jemals darüber gelesen oder gesehen habe. Danke.

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