Der Tiefpunkt

VonRainer Hofmann

August 23, 2025

Es gibt Momente, in denen die Maske fällt und die Fratze dahinter sichtbar wird. Momente, in denen selbst die geschickteste PR-Maschinerie nicht mehr verbergen kann, was längst offensichtlich ist: dass der moderne Fußball seine Seele verkauft hat, dass seine Funktionäre zu Hofnarren von Despoten geworden sind, dass das schöne Spiel zur hässlichen Bühne für Kriegsverbrecher mutiert ist. Was sich gestern im Oval Office abspielte, war kein diplomatischer Fauxpas. Es war die Bankrotterklärung eines Sports, der einst Menschen vereinte und heute vor Massenmördern buckelt. Donald Trump zieht ein Foto aus seiner Schublade, zeigt es der Weltöffentlichkeit wie ein Kind seine Sammelkarten: Vladimir Putin, der Mann, der ukrainische Städte in Schutt und Asche legt, der Kinder unter Trümmern begräbt, der systematisch die Zivilbevölkerung eines souveränen Staates terrorisiert. „Er möchte sehr gerne hier sein“, verkündet Trump mit einem Grinsen, während FIFA-Präsident Gianni Infantino daneben steht wie ein Komplize, der beim Verbrechen ertappt wurde, aber zu feige ist, um zu fliehen.

Infantino, dieser Schweizer Apparatschik, der sich gerne als Reformer inszeniert, steht stumm daneben, während ein amerikanischer Präsident Kriegsverbrecher Putin die Bühne bietet. Kein Widerspruch, kein Unbehagen, nicht einmal der Versuch einer diplomatischen Distanzierung. Stattdessen das übliche FIFA-Lächeln, jenes eingefrorene Grinsen, das wir schon aus Katar kennen, wo Gastarbeiter für Stadien starben, das wir aus Russland kennen, wo Oppositionelle verschwanden, während der Ball rollte.

Die Rechnung der Schande

Während Infantino schweigt, sterben Menschen. Nicht irgendwo, nicht abstrakt, sondern konkret, messbar, dokumentiert. Über 10.000 ukrainische Zivilisten wurden seit Beginn der russischen Invasion getötet. Zehntausende verletzt. Millionen vertrieben. Städte ausradiert. Kulturstätten vernichtet. Und die FIFA? Spendet eine Million Dollar – weniger als Infantinos Jahresgehalt – und nennt es humanitäre Hilfe. Eine Million Dollar, während ukrainische Fußballvereine ihre Existenz verlieren, während Stadien zu Ruinen werden, während Spieler an der Front sterben, statt auf dem Rasen zu stehen. Serhii Palkin von Schachtar Donezk hat es auf den Punkt gebracht: Die FIFA hat den ukrainischen Fußball von Anfang an ignoriert. Schlimmer noch: Sie hat ihn verraten. Während russische Bomben auf ukrainische Städte fallen, während eine US-Waffenfabrik in der Ukraine von russischen Raketen getroffen wird – Trump ließ beiläufig durchblicken, dass Putins Wunsch nach einer WM-Teilnahme keineswegs unrealistisch sei – und Insider teilten uns heute, wenn auch unbestätigt, mit, dass selbst die FIFA bereits über entsprechende Vorbereitungen nachdenkt.

No comment

Die Schweiz, dieses Land, das eine außergewöhnliche Tradition humanitärer Hilfe pflegt, hat über 68.000 ukrainische Flüchtlinge aufgenommen. Die Eidgenossenschaft investiert Milliarden in Wiederaufbau und Minenräumung. Und dann kommt Infantino, ihr prominentester Sportfunktionär, und macht all diese Bemühungen zunichte, mit seinem stummen Einverständnis zu Putins obszöner Bitte. Er ist der Totengräber der letzten Glaubwürdigkeit der FIFA.

Der Boykott als moralische Pflicht

Es reicht. Es reicht mit den Ausreden, es reicht mit dem Wegschauen, es reicht mit der Trennung von Sport und Politik. Wenn ein Kriegsverbrecher zur Weltmeisterschaft nicht umgehend und offiziell zur unerwünschten Person erklärt wird, während seine Bomben noch immer fallen, dann ist der Sport längst nichts anderes mehr als Politik.“. Dann ist jedes Ticket eine Kapitulation, jeder Jubel ein Verrat, jede Übertragung eine Komplizenschaft. Die Weltmeisterschaft 2026 muss boykottiert werden. Nicht von Regierungen – die haben längst bewiesen, dass sie zu feige sind. Nicht von Verbänden – die sind Teil des Systems. Sondern von uns. Von den Fans, die diesen Sport lieben und gerade deshalb nicht zulassen dürfen, dass er zur Propagandabühne für Massenmörder wird. Kein Ticket kaufen. Keine Übertragung schauen. Keine Sponsorenprodukte konsumieren. Die hochbezahlten Stars, die Mbappés, Kanes, Neuers und Haalands dieser Welt, sie alle müssen sich fragen lassen: Wie viel ist euch eure Integrität wert? Wie viele tote Kinder in Mariupol wiegt ein WM-Titel auf? Wie viele zerstörte Existenzen ist ein Werbevertrag wert? Sie haben die Macht, diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen. Ein kollektiver Boykott der Spieler würde die FIFA in die Knie zwingen. Aber sie werden schweigen, wie sie immer schweigen, werden von Respekt faseln und von der verbindenden Kraft des Fußballs, während die Bomben fallen. Die UEFA, die Bundesliga, die Premier League, und, und, und … – sie alle könnten ein Zeichen setzen. Sie könnten sagen: Nicht mit uns. Nicht unter diesen Bedingungen. Nicht mit diesem FIFA-Präsidenten. Aber sie werden es nicht tun. Zu viel Geld im Spiel, zu viele Verflechtungen, zu viel Angst vor Konsequenzen.

Der Punkt ohne Wiederkehr

Was wir erleben, ist nicht nur eine moralische Krise des Fußballs. Es ist sein moralischer Zusammenbruch. Wenn Putin 2026 tatsächlich in einem amerikanischen Stadion sitzt, umgeben von Sicherheitskräften und Kameras, während in der Ukraine weiter gestorben wird, dann ist der Fußball endgültig gestorben. Dann ist aus dem schönen Spiel ein hässliches Spektakel geworden, aus der Völkerverständigung eine Verhöhnung der Opfer, aus der FIFA eine kriminelle Organisation, die sich nur noch durch die Immunität ihrer Schweizer Zentrale von einer Mafiastruktur unterscheidet. Infantino muss zurücktreten. Sofort. Ohne Wenn und Aber. Jeder Tag, den er im Amt bleibt, ist eine Beleidigung für jeden Menschen, der in der Ukraine sein Leben verloren hat. Jede Pressekonferenz, die er abhält, ist ein Schlag ins Gesicht der Hinterbliebenen. Jedes Lächeln für die Kameras ist eine Verhöhnung des Leids.

Aber er wird nicht zurücktreten. Menschen wie Infantino treten nie zurück. Sie klammern sich an ihre Macht, an ihre Privilegien, an ihre Millionengehälter, bis sie jemand aus dem Amt trägt. Und genau das müssen wir tun. Wir müssen sie hinaustragen, diese Komplizen des Krieges, diese Steigbügelhalter der Diktatoren, diese Totengräber des Sports. Der Fußball steht an einem Wendepunkt. Entweder er besinnt sich auf seine Werte, auf seine Verantwortung, auf seine Menschlichkeit. Oder er versinkt endgültig in einem Sumpf aus Geld, Korruption und Blut. Die Entscheidung liegt bei uns allen. Bei jedem, der ein Ticket kauft oder es lässt. Bei jedem, der einschaltet oder abschaltet. Bei jedem, der schweigt oder seine Stimme erhebt. Die Geschichte wird uns richten. Sie wird fragen: Was habt ihr getan, als der Fußball zur Bühne für Kriegsverbrecher wurde? Was war eure Antwort, als Infantino neben Trump stand und schwieg, während Putin gerne zur WM kommen möchte? Habt ihr weggeschaut? Habt ihr mitgemacht? Oder habt ihr Nein gesagt?

Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Die Zeit des Handelns ist gekommen. Boykottiert die WM 2026. Nicht für die Politik, sondern für die Ukraine und für die Seele des Fußballs. Für das, was von ihr noch übrig ist.

„Falls ihr eure Meinung dazu loswerden möchtet, hier die E-Mail-Adresse der FIFA:“

info@fifa.org

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Lea
Lea
1 Monat zuvor

 😡 

Beate
Beate
1 Monat zuvor

Das ist eine humane bankrott Erklärung

Patricia Lösche
Patricia Lösche
1 Monat zuvor

Sport mutiert zur Prostituierten: Für Geld für jeden zu haben. Ekelhaft. Alle monotheistischen Religionen behaupten von sich, den einzig wahren Gott und Messias zu kennen und zu vertreten.Tatsächlich hat die Welt bereits den einen globalen Gott einer einzigen globalen Religion gefunden: Mammon und seinen amoralischen, entfesselten Narzissmus. Alle anderen politischen und religiösen Ausrichtungen sind nur Unterabteilungen, die – wenngleich manchmal in der Theorie verschieden – den selben Regeln folgen. Des Kaisers neue Kleider, nichts anderes. Voilà, Mission accomplished, oder?

Gabi
Gabi
1 Monat zuvor

Zum 🤮…. und der FIFA gehts wie auch DT nur noch um Geld, das war schon zu Blatters Zeiten so! Ich hab auf einer Schweizer Bank gearbeitet, da wurden für FIFA-Funktionäre und deren Angestellten keine Konten erlaubt, warum wohl? Weil man Sorgfaltspflicht und Geldwäschereigesetze sehr ernst nimmt und mit unsauberen Geldflüssen nichts zu tun haben will.
Traurig ist es, dass die FIFA sämtliche moralischen Werte ausser Acht lassen.
Fussball mag der Sport sein der Menschen verbindet, das sind dann aber die Sportler und die Fans, sicher nicht die FIFA! Es wäre Zeit, dass die ganzen hochbezahlten Fussballstars sich auch mal zu Wort melden!

Danke für den Bericht und Euer unermüdliches Engagement

Helga M.
Helga M.
1 Monat zuvor

🤮

Carolina
Carolina
1 Monat zuvor

Vielleicht sind ja die mit in „unserem Boot“, die die Werbeverträge ausgeben.

Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor
Reply to  Carolina

Sicher nicht.
Es geht nur ums Geld.

Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor
Reply to  Rainer Hofmann

Ich bin gespannt lieber Rainer

Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor

Ich war schon so wütend bei der letzten WM, als Menschenrechte unter den Tisch gekehrt wurden.
Für König Fußball.

Fussball, der ja angeblich nicht politisch und verbinden soll.

Seit Infantino verbindet er vor allem eines. Atokraten, Mörder, Wegschauer und all die macht- und geldgeilen Profiteure.

Nicht eine Regierung kritisiert.
Nicht eine Regierung (außer der Ukraine) mahnt an.
Keiner „will seinem Verein“ die WM verbauen/vermiesen.

Fussball ist doch Sport und keine Politik 😡 schon lange nicht mehr.
Es geht nur noch um Macht, hohe Transfergelder und Millionengehälter.

Fussball WM 2026 in den USA …. ist Olympiade Deutschland 1936.
Keiner hat seine Teilnahme abgesagt, alle lächelten mit Hitler.

Und all die hirnlosen Fussballjunkies werden in die USA Reisen, Merch kaufen, Übertragungen ansehen und sich selber in die Tasche lügen „Fussball ist bicht politisch“. Wen Trump einlädt, ist seine Sache und doch nichts mit der wunderbaren WM zu tun 😡😡

Und in der Ukraine sterben weiter Menschen.
Jeder, wirklich jeder Einzelne, der die WM anschaut oder sonstwie unterstützt ist ein Mittäter.
Und sicher werden viele andere Staatsleute ebenfalls zu den Spielen reisen und Putin die Hand schütteln 🤮

Nach der WM wird man wieder ganz empört tun, was in der Ukraine für ein Unrecht passiert.

Pandar
Pandar
1 Monat zuvor

Es wird Zeit das auch die anderen Medien das aufgreifen, aber die sind nur schlapp. Danke an den Kaizen Blog für unerschrockene, mutige und tolle Aufklärung.

Belinda B.
Belinda B.
1 Monat zuvor

Ich hab noch nie Fußball geschaut. Jetzt weiß ich warum. Danke für die tolle Arbeit die ihr macht. Schaut man sich andere Medien an, hebt ihr Euch ganz weit ab.

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