Der Tag, an dem Europa seine Unschuld verlor

VonRainer Hofmann

September 3, 2025

Beijing, 3. September 2025. Die Sonne ging über dem Tiananmen-Platz auf und beleuchtete eine Szene von surrealer Symbolik: Drei Männer, deren Regime für die systematische Unterdrückung von Millionen verantwortlich sind, schüttelten einander die Hände wie alte Geschäftspartner bei einem routinemäßigen Vertragsabschluss. Doch was Vladimir Putin, Xi Jinping und Kim Jong Un an diesem Morgen besiegelten, war kein gewöhnliches Geschäft. Es war die öffentliche Beerdigung jener Weltordnung, die Europa seit 1945 Frieden und Wohlstand garantiert hatte.

Ein russischerPräsident und Kriegsverbrecher dankte einem nordkoreanischen Diktator für den Einsatz seiner Truppen – Willkommen auf der untersten Stufe von menschlichen Verhalten.

Die Worte, die Putin im vergoldeten Pracht des Diaoyutai-Gästehauses an Kim richtete, hallten wie Donnerschläge durch die Korridore europäischer Macht: „Ihre Soldaten kämpften mutig und heldenhaft. Wir werden niemals die Opfer vergessen, die Ihre Streitkräfte und die Familien Ihrer Soldaten erbracht haben.“ Ein russischer Präsident und Kriegsverbrecher dankte einem nordkoreanischen Diktator für den Einsatz seiner Truppen – nicht irgendwo in Asien, sondern in Kursk, auf europäischem Boden. Die Ungeheuerlichkeit dieser Realität scheint in ihrer nüchternen Faktizität fast banal: 15.000 nordkoreanische Soldaten, entsandt zur Verteidigung russischer Souveränität, 4.000 von ihnen bereits gefallen oder verwundet. Zahlen, die in ihrer Kälte die Hitze eines Krieges verschleiern, der längst die geografischen und konzeptionellen Grenzen gesprengt hat, die wir für unüberwindbar hielten.

Die Choreographie der neuen Weltordnung

Was sich in Beijing abspielte, war keine spontane Begegnung dreier Despoten, sondern eine minutiös orchestrierte Machtdemonstration von shakespearescher Dramatik. Xi Jinping, der Gastgeber dieses makabren Balletts, inszenierte sich als Schiedsrichter einer neuen Ära – neutral in seiner Überlegenheit, doch komplizenhaft in seiner Duldung. Die chinesische Militärparade zum Jahrestag des Kriegsendes bildete die perfekte Kulisse für eine Botschaft, die in ihrer Klarheit verstörend war: Während Europa noch immer in den Kategorien des 20. Jahrhunderts denkt, haben die Autokraten des 21. Jahrhunderts längst begonnen, die Landkarte neu zu zeichnen.

Die 3 Raktenkrieger

Die zweieinhalb Stunden, die Putin und Kim miteinander verbrachten, waren mehr als diplomatisches Protokoll. Sie waren eine Investition in eine Zukunft, in der die Grenzen zwischen Asien und Europa, zwischen regionalen Konflikten und globalen Kriegen, zwischen dem Denkbaren und dem Undenkbaren verschwimmen. Nordkoreanische Soldaten, aufgewachsen in der hermetischen Isolation des Kim-Regimes, fanden sich plötzlich in den Schützengräben von Kursk wieder, kämpfend für einen russischen Zaren des 21. Jahrhunderts. Die Berichte über ihre „selbstmörderischen“ Taktiken – Granaten zündend, anstatt sich zu ergeben – erzählen von einer Kampfmentalität, die westliche Militärdoktrinen nicht nur herausfordert, sondern fundamental infrage stellt.

Europas Tanz auf dem Vulkan

Während in Beijing Geschichte geschrieben wurde, verharrte Europa in einer Art diplomatischer Katalepsie, gefangen zwischen der Rhetorik vergangener Größe und der Realität gegenwärtiger Ohnmacht. Die ritualisierte Empörung aus Brüssel, Berlin und Paris – weitere Sanktionen werden erwogen, diplomatische Proteste formuliert, Besorgnis geäußert – wirkt wie das Murmeln von Beschwörungsformeln in einer Welt, die längst aufgehört hat, an Magie zu glauben. Die bitter-ironische Wahrheit ist, dass jene Institutionen, die Europa nach zwei Weltkriegen erschuf, um nie wieder Krieg auf seinem Boden zuzulassen, nun hilflos zusehen müssen, wie nordkoreanische Soldaten europäische Erde mit ihrem Blut tränken.

Die europäische Paralyse ist nicht nur politisch, sondern vor allem psychologisch. Generationen, die in der Gewissheit aufwuchsen, dass Diplomatie und Dialog jede Krise lösen können, sehen sich mit Gegnern konfrontiert, für die Gewalt nicht das letzte, sondern das erste Mittel der Politik ist. Diese kognitive Dissonanz zwischen dem, was sein sollte, und dem, was ist, lähmt die Entscheidungsfindung in den europäischen Hauptstädten. Man debattiert über Proportionalität und Deeskalation, während die Gegenseite längst in Kategorien totaler Konfrontation denkt und handelt.

Die amerikanische Paradoxie

Donald Trumps sarkastische „herzlichsten Grüße“ an das autoritäre Triumvirat offenbaren die Komplexität und Widersprüchlichkeit der amerikanischen Position. Der Präsident, der seine Außenpolitik auf bilaterale Deals und persönliche Beziehungen gründet, sieht sich mit einer multilateralen Herausforderung konfrontiert, die sich seinen transaktionalen Instinkten entzieht. Seine Anklage einer „Verschwörung gegen Amerika“ trifft den Kern der Sache und verfehlt ihn zugleich: Es ist keine Verschwörung im klassischen Sinne, sondern die offene, fast schon arrogante Demonstration einer neuen Machtarchitektur, die Amerika nicht mehr als unumstrittenen Hegemon, sondern bestenfalls als primus inter pares betrachtet.

Die große Frage, die beantwortet werden muss, ist, ob Präsident Xi von China die enorme Menge an Unterstützung und „Blut“ erwähnen wird, die die Vereinigten Staaten von Amerika China gegeben haben, um ihm zu helfen, seine FREIHEIT von einem sehr feindlichen ausländischen Invasor zu sichern. Viele Amerikaner starben in Chinas Streben nach Sieg und Ruhm. Ich hoffe, dass sie für ihren Mut und ihr Opfer gebührend geehrt und in Erinnerung behalten werden! Mögen Präsident Xi und das wunderbare Volk Chinas einen großartigen und unvergesslichen Feiertag haben. Bitte richten Sie Wladimir Putin und Kim Jong Un meine herzlichsten Grüße aus, während Sie gegen die Vereinigten Staaten von Amerika konspirieren.
PRÄSIDENT DONALD J. TRUMP

Die 28.000 amerikanischen Soldaten in Südkorea, einst Symbol amerikanischer Sicherheitsgarantien in Asien, werden zu potentiellen Geiseln einer Eskalationsdynamik, die Washington nicht mehr vollständig kontrolliert. Nordkoreanische Truppen, die heute in Kursk moderne Kriegsführung erlernen – von Drohneneinsatz bis elektronischer Kampfführung –, werden morgen dieses Wissen gegen amerikanische Streitkräfte einsetzen können. Die strategische Gleichung hat sich fundamental verändert: Amerika muss nun nicht mehr nur eine, sondern drei nuklear bewaffnete Mächte gleichzeitig in Schach halten, die trotz aller ideologischen Differenzen in ihrer Opposition zum Westen geeint sind.

Die Stunde der Wahrheit

Der 3. September 2025 wird in die Geschichte eingehen als der Tag, an dem die komfortable Illusion europäischer Sicherheit endgültig zerplatzte. Die Begegnung in Beijing war mehr als ein diplomatisches Treffen – sie war die Proklamation einer neuen Weltunordnung, in der die Regeln von Macht und Gewalt neu geschrieben werden. Putin, Xi und Kim haben nicht nur eine Allianz geschmiedet; sie haben demonstriert, dass die Zeit westlicher Dominanz unwiderruflich vorbei ist.

Europa steht am Scheideweg zwischen zwei Zukünften: Es kann entweder aus seiner selbstverschuldeten Lethargie erwachen und die Herausforderung mit der Entschlossenheit annehmen, die seine Vorfahren in dunkleren Stunden der Geschichte bewiesen. Oder es kann weiter auf dem Vulkan tanzen, bis die Lava der Geschichte es verschlingt. Die nordkoreanischen Soldaten in Kursk sind nicht nur eine militärische Anomalie – sie sind die Vorboten einer Welt, in der alles, was wir für undenkbar hielten, zur neuen Normalität wird.

Großer Applaus, beinahe feuchte Augen bei der Raketen- und Waffenschau auf Rädern. Europa muss endlich seine eigenen Probleme lösen, wenn es standhalten will.

Die Geschichte wird gnadenlos mit jenen ins Gericht gehen, die in diesem Moment der Entscheidung zögerten, während unter ihren Füßen bereits die tektonischen Platten der Weltordnung verschoben wurden. Gerade jetzt sind investigative Journalistinnen und Journalisten mehr denn je gefragt. Alles, was ans Licht gebracht werden kann, muss ans Licht. Netzwerke und Seilschaften gehören offengelegt, Namen genannt. Jedes Unternehmen in Europa, das weiterhin Material für die russische Waffenproduktion liefert, muss identifiziert und zur Rechenschaft gezogen werden. Wir machen unseren Job, auch wenn wir nur der kleine Kaizen Blog sind, aber wir verstehen unser Handwerk, siehe: https://kaizen-blog.org/der-mann-der-fuer-zwei-armeen-arbeitet-wie-henri-proglio-putins-millionen-zaehlt-und-kiews-waffen-prueft/ +++ https://kaizen-blog.org/wie-russlands-technische-kommission-europa-ins-digitale-abseits-draengt/ – Vielleicht sollte die Politik nun endlich ihren machen. Putins Dank an Kim war keine diplomatische Höflichkeit – es war eine in aller Öffentlichkeit ausgesprochene Kriegserklärung an die Prinzipien, auf denen unsere Zivilisation ruht. Die Zeit der bequemen Illusionen ist vorbei. Was bleibt, ist die nackte Wahrheit einer Welt, in der Demokratie und Freiheit nicht mehr selbstverständlich, sondern wieder erkämpft werden müssen. Tag für Tag, Schützengraben für Schützengraben, Seele für Seele.

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Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor

Dieser Bericht zeigt mit aller Deutlichkeit, was in Europa und anderen westlichen kaum Einer sehen will, dass mit dem Wegfall der USA als verlässlicher Partner, der Gegenpol seine Chance ergriffen hat und seine Allianzen fester gezogen hat.

Europa, dieser, ich muss es sagen, selbstherrliche und arrogante Haufen, macht, was es am Besten kann:
verharrte Europa in einer Art diplomatischer Katalepsie, gefangen zwischen der Rhetorik vergangener Größe und der Realität gegenwärtiger Ohnmacht. Die ritualisierte Empörung aus Brüssel, Berlin und Paris – weitere Sanktionen werden erwogen, diplomatische Proteste formuliert, Besorgnis geäußert – wirkt wie das Murmeln von Beschwörungsformeln in einer Welt,“

Und Russland, China, Nordkorea machen es sich Zunutze, dass hier die Stimmen nach Diplomatie und Verhandlungen am lautesten sind.

Ein Bröckchen hier und da um die Europäer bei der Stange zu halten mit ihrer Diskutiererei.

Putin ist beit sich mit Selensky zu treffen.
In Russland
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Der Präsident, des seit 3 Jahren unter Dauerbombardement stehenden Länder, soll in die Machtzentrale des Aggressor reisen?
Dann kann Selensky sich gleich eine Kugel in den Kopf jagen. Denn neben der Demütigung würde er die Reise ohnehin nicht überleben.

Trump sieht überhaupt nicht, was wirklich passiert.
Er sieht nur, dass er, der „beste und intelligenteste Präsident aller Zeiten“, nicht bei diesem bombastischen Diktatoren Treffen dabei sein konnte.
Wie ein Kindergartenkind weist er auf etwas hin,was fast lange zurück liegt…. länger, als alle Anwesenden alt sind.
So etwas wie „Dankbarkeit“ existiert bei Diktatoren nicht.

Project 2025 hat damit wohl auch bicht gerechnet.
Denn gegen 3 derat mächtige Diktatoren, die auch Indien und diverse kleinere Staaten hinter sich vereinen haben diese Präsident Strippenzieher keine Chance.

Fur uns in Europa sehe ich schwarz.
Denn Europa hängt an seinen alten Denkmustern, ist schwerfällig und uneins.

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