Der schnellste Saurier der Welt – Wenn Tyrannosaurier um die Krone des Rennsports kämpfen

VonRainer Hofmann

Juli 1, 2025

Auburn, Washington – Es gibt Sportereignisse, die sind so episch, dass man sich fragt, ob sie wirklich passiert sind – oder ob nicht doch ein Kind mit Dino-Fieber das Drehbuch geschrieben hat. Willkommen zu einem dieser Momente: dem „T-Rex-Rennen“ auf der Pferderennbahn Emerald Downs, bei dem sich Dutzende ausgewachsene Tyrannosaurier – oder besser gesagt: erwachsene Menschen in absurd-liebenswerten Dino-Kostümen – ein hitziges Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Und das Publikum tobt. Die Szenerie wirkt wie aus einem Paralleluniversum: Statt edler Vollblüter preschen dickbäuchige, watschelnde Urzeitmonster über die Ziellinie, ihre winzigen Plastikärmchen flattern hilflos in der Luft, während die Zuschauer am Rand Tränen lachen. Es ist das alljährliche Spektakel, das alles hat, was man sich vom modernen Rennsport wünschen kann – außer Ernsthaftigkeit. Doch genau das ist das Erfolgsrezept. Die Frage, die alle bewegt: Welcher T-Rex ist der schnellste seiner Art? Inmitten einer Herde schnaufender Gummikolosse sticht ein Favorit hervor – „Dino-mite Dave“, ein Sportstudent aus Tacoma mit bemerkenswertem Gleichgewichtssinn und einem Kostüm, das beim Sprint kaum verrutscht. Sein ärgster Rivale: „Tiny T“, ein Grundschullehrer mit übernatürlichem Ehrgeiz und einem Stirnband, das wild unter der transparenten Kapuze des Sauriers flattert. Auch „T-Wrecks“ ist wieder dabei – berüchtigt für seinen legendären Sturz aus dem Vorjahr, der mehr Likes einbrachte als so mancher Super-Bowl-Touchdown.

Der Startschuss fällt – und dann ist da nur noch Chaos. Gekreisch, Gerenne, ein Hauch von Gummi und Schweiß. Einige T-Rexe laufen erstaunlich gerade, andere verlieren früh die Orientierung, manche kollidieren wie stolze Kriegsschiffe auf offener See. Doch trotz aller Tollpatschigkeit ist es rasant. Und komisch. Und irgendwie – tief menschlich. Denn was als ulkige Werbeaktion begann, ist längst zu einer Kultveranstaltung geworden. Emerald Downs hat verstanden, dass das wahre Spektakel nicht im Galopp der Pferde liegt, sondern im Stolpern der Dinosaurier. Es geht hier nicht um Geschwindigkeit – sondern um Hingabe, Humor und die kindliche Freude daran, sich in ein aufblasbares Monster zu verwandeln und über eine Bahn zu hechten, als hinge das Schicksal der Spezies davon ab. Und tatsächlich: Für ein paar Sekunden fühlt man sich zurückversetzt. Nicht in die Kreidezeit – sondern in eine Zeit, in der Verkleiden und Herumtoben noch kein peinliches Verhalten war, sondern das Höchste der Gefühle. Erwachsene Männer und Frauen, die sich wie Dinos benehmen? Das ist keine Peinlichkeit. Das ist die pure Feier des Absurden.

Am Ende gewinnt „Dino-mite Dave“ knapp vor „Tiny T“. Es gibt keine Medaille, aber einen hochgereckten Dino-Daumen, Applaus und einen kurzen Auftritt im Lokalfernsehen. „Ich trainiere dafür das ganze Jahr“, sagt Dave später. „Aber nur an der Playstation.“ Was bleibt, ist ein Rennen, das niemand so schnell vergessen wird – und der stille Wunsch, dass beim nächsten Mal vielleicht auch ein Velociraptor mitmacht. Oder ein Triceratops. Oder wir alle. Denn wenn Tyrannosaurier rennen, dann rennt für einen kurzen Moment die ganze Welt mit – lachend, schnaufend, mit Plastikärmchen in der Luft.

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