Der Schatten der Lüge

VonTamzee Zadah

Mai 18, 2025

Die Fake Electors von Arizona und das Drama der amerikanischen Demokratie.

Es war eine jener finsteren Nächte in der amerikanischen Geschichte, in denen sich die Schatten der Lüge über die Säulen der Demokratie legten. Arizona, dieser Wüstenstaat, in dem der endlose Himmel auf eine raue, unnachgiebige Erde trifft, wurde zur Bühne eines düsteren Dramas – dem Komplott der sogenannten „Fake Electors“.

Elf Männer und Frauen, getrieben von einer bizarren Loyalität zu Donald Trump, hatten am 14. Dezember 2020 ein Dokument unterzeichnet. Sie erklärten sich zu den rechtmäßigen Wahlmännern Arizonas, obwohl die Bürger des Staates in einer freien und fairen Wahl für Joe Biden gestimmt hatten. Ein symbolischer Verrat, ein Ritual der Täuschung, ein Pakt gegen die Wirklichkeit.

Dieses Zertifikat, das nichts als eine plumpe Fälschung war, fand seinen Weg an den Kongress und das Nationalarchiv. Ein fauler Samen, der in den Ästen der amerikanischen Demokratie Wurzeln schlagen sollte. Doch was für die Verschwörer wie ein Akt der Treue erschien, war nichts anderes als ein Verbrechen gegen den Geist der Verfassung.

Angeführt wurden die elf „Fake Electors“ von bekannten Figuren wie Kelli Ward, der ehemaligen Vorsitzenden der Republikanischen Partei Arizonas, und ihrem Ehemann Michael Ward. Für andere, wie die republikanische Aktivistin Lorraine Pellegrino, endete das Abenteuer in Reue. Sie bekannte sich schuldig und akzeptierte eine Bewährungsstrafe.

Aber das Netz der Anklage spann sich weiter. Rudy Giuliani, Donald Trumps einstmals strahlender Anwalt, Mark Meadows, Trumps Stabschef, und John Eastman, der rechtliche Architekt der Lügenkampagne, fanden sich ebenfalls auf der Anklagebank wieder. Neun Straftatbestände umschlossen sie wie ein eisernes Band: Verschwörung, Betrug, Urkundenfälschung. Ein Spiegelbild dessen, was aus einer Bewegung geworden war, die sich einst als „patriotisch“ verstand.

Doch Donald Trump selbst, der als zentrale Figur im Komplott der Fake Electors gilt, blieb von einer Anklage verschont. In der Anklageschrift, die uns vorliegt, wird er als „Unindicted Co-Conspirator 1“ bezeichnet – ein Mitverschwörer ohne formelle Anklage. Berichten zufolge scheuten die Staatsanwälte in Arizona davor zurück, ihn anzuklagen, um die parallelen Bundesermittlungen nicht zu behindern.

Der Prozess ist für den 5. Januar 2026 angesetzt. Ein Gerichtssaal wird dann zum Schauplatz eines weiteren Kapitels im langen Ringen Amerikas mit seiner eigenen Seele. Es ist die Geschichte eines Landes, das zwischen Wahrheit und Lüge, Gesetz und Anarchie taumelt – und in dem die Schatten derer, die die Demokratie verraten haben, noch lange über der Wüste von Arizona schweben werden.

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