Der Präsident im Imperium der Absurdität – wo CNN stirbt wie ein Hund

VonRainer Hofmann

Oktober 9, 2025

Es war ein Vormittag wie jeder andere im Weißen Haus – wenn man die Tatsache ausblendet, dass der Präsident der Vereinigten Staaten während einer zweistündigen Pressekonferenz beinahe einschlief, die Presse beschimpfte, das Völkerrecht missverstand und sich zum Retter des Nahen Ostens erklärte. Donald Trump, sichtbar müde und zugleich hellwach im Zorn, saß im State Dining Room, um die „Antifa“ zur „inländischen Terrororganisation“ zu ernennen, nachdem er diese als „ausländische Terrororganisation“ bezeichnete – und landete, ganz unbeabsichtigt, in einem Kabarettstück von nationaler Bedeutung.

Die Szene begann harmlos: CNN-Korrespondentin Kristen Holmes wollte wissen, ob der Präsident persönlich an den Verhandlungen über den Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas beteiligt sei. Eine einfache, sachliche Frage. Doch im Trump’schen Kosmos sind solche Fragen längst Staatsverbrechen. „Das ist CNN, by the way“, sagte er mit der Gestik eines Mannes, der soeben einen Betrug aufgedeckt hat. „Einer der schlimmsten Reporter, die ihr je sehen werdet. Ich will ihre Frage gar nicht hören. Zeitverschwendung.“

Damit war die Tonlage gesetzt: Ein Präsident, der von sich behauptet, für den Weltfrieden zu verhandeln, führt Krieg gegen Mikrofone. Und während draußen vor dem Weißen Haus Demonstranten gegen seine Truppeneinsätze protestierten, kämpfte drinnen ein schläfriger Mann mit dem Konzept von Habeas Corpus. Laut Trump handelt es sich dabei offenbar um eine Person – möglicherweise ein belgischer Diplomat oder ein neuer Staatsfeind, wer weiß.

Doch der eigentliche Höhepunkt folgte, als Trump in seinem Element war: beim Zerstören. „MSNBC stirbt, CNN stirbt wie ein Hund“, sagte er, und sein Publikum aus handverlesenen Bewunderern lachte. „Armes CNN, so erbärmlich. Habt ihr ihre Moderatoren gesehen? Niemand kennt die. Ich könnte irgendwen auf der Straße in D.C. nehmen, die würden einen besseren Job machen.“

Es war die Pressekonferenz als Spiegelbild der Nation – eine Realityshow über die Realität selbst. FBI-Direktor Kash Patel nutzte die Gelegenheit, um sich bei den rechten Bloggern für ihre „tapfere Berichterstattung“ zu bedanken. „Sie riskieren ihr Leben, während die Mainstream-Medien schweigen“, sagte er. Ein Satz, der in jedem anderen Land einen Rücktritt auslösen würde – hier aber Applaus bekam.

Nick Sortor, ein rechter Influencer, der sich seit Jahren als „unabhängiger Journalist“ inszeniert und unter Trump direkten Zugang zum Weißen Haus erhalten hat, saß mitten im Presseraum, zeigte auf die Kollegen und nannte sie „den Müll da drüben“ – und Trump lachte. In diesem Moment war jede Grenze zwischen Journalismus und Propaganda ausgelöscht: ein Mann, der vorgibt, Reporter zu sein, beschimpft die echte Presse – und der Präsident applaudiert ihm innerlich dafür.

Am Ende der Farce stand ein erschöpfter Präsident, der noch einmal zum Schlag ausholte: „Hier sind einige ehrliche Journalisten“, sagte er, „aber größtenteils unehrliche – wie MS-DNC und CNN. Es ist Zeitverschwendung, mit ihnen zu reden. Ich muss jetzt los, um ein paar Probleme im Nahen Osten zu lösen.“ Man sah ihm an, dass er tatsächlich glaubte, die Welt brauche ihn – und vielleicht braucht sie ihn auch, als mahnendes Beispiel, was passiert, wenn eine Demokratie sich selbst überlässt.

So endete der Tag, an dem der Präsident versuchte, die freie Presse zu demütigen, und stattdessen nur zeigte, dass er ohne sie nicht existieren kann. Denn in Wahrheit ist Trump längst nicht der Kämpfer gegen die Medien, als der er sich inszeniert – er ist ihr Produkt, ihre Parodie, ihr letzter Beweis, dass Macht ohne Kontrolle nur noch Theater ist. Ein müdes, schlecht beleuchtetes Theater mit überheizter Klimaanlage und einem Mann, der glaubt, Habeas Corpus sei ein neuer Moderator bei CNN.

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Ela Gatto
Ela Gatto
6 Stunden zuvor

Das Alter und die Demenz zollen ihren Tribut.
Unwissenheit über so ein wichtiges Thema wie Habeas Corpus.
Dazu Beschimpfungen und abschweifen von den Themen.

So stellt man sich doch einen „echten Staatsmann“ vor. Der auch den Atomkoffer inne hat …… oh weh

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